Hamburg – Wenn Jan Andresen mit dem Porsche 911 Carrera durch Hamburg fährt, zieht er alle Blicke auf sich. Passanten bleiben stehen, machen Fotos und rufen begeistert: „Geiles Auto“. Der Wagen ist ein absolutes Unikat, speziell für das „Automuseum Prototyp“ restauriert und modifiziert, Oldtimer-Liebhaber erkennen die Details, etwa die abweichenden Felgen … Und der Fahrer hat ein seltenes Privileg: Nur er darf die legendären Sportwagen des Museums bewegen und pflegen.
Über drei Etagen erstreckt sich die Sammlung des „Automuseum Prototyp“ in Hamburg. Dort stehen rund 50 seltene Oldtimer und Rennwagen. Neben Klassikern von Porsche, Maserati, Ferrari, VW und Co. finden sich auch Exponate wie Michael Schumachers erster Formel-1-Bolide oder der Jagdwagen von DDR-Diktator Erich Honecker. Jedes Fahrzeug erzählt seine eigene Geschichte – und Andresen kennt sie alle. Der NDR berichtete.
Jan Andresen in den Räumlichkeiten des Museums. Der Mechaniker kennt inzwischen alle Autos
Foto: Henning Schaffner
„Man muss ein Gefühl für die alten Autos haben“
Der 59-jährige Kfz-Mechaniker stieß vor einem Jahr zum Museumsbetrieb. „Der Zufall brachte uns zusammen und es passte einfach“, erzählt der Experte. Schon als Kind lernte er das Handwerk in der Werkstatt seines Vaters, mit 16 begann er die Ausbildung zum Kfz-Mechaniker. „Ich bin so lange dabei, ich kenne alles“, sagt Andresen. Und er betont den Unterschied zu einer herkömmlichen Werkstatt: „Hier kann man noch richtig schrauben – kaum Elektronik, dafür viel Mechanik.“
Vergaser einstellen, Bremsen prüfen, kleinere Reparaturen – das gehört zu Jan Andresens Alltag. Und natürlich muss der ein oder andere Wagen auch mal bewegt werden, damit die Reifen nicht platt stehen. Manche nur ein paar Zentimeter, andere dürfen raus auf die Straße. Die Bewegungsfahrt ist das absolute Highlight – zweimal pro Woche.
Vor der Bewegungsfahrt mit dem Porsche überprüft Andresen den luftgekühlten 3.2-Liter-Motor
Foto: Henning Schaffner
„Es gibt kein Problem, das ich nicht lösen kann.“
Heute nimmt sich Andresen den Porsche 911 Carrera 3.2 Restomod (restauriert und modifiziert) vor. „Man muss auch mal in den Wagen reinhören, ob alles stimmt. Die Flüssigkeiten müssen bewegt und die Bremsen frei getreten werden“, erklärt er. Routiniert steuert der Mechaniker den luftgekühlten Oldtimer durch Hamburgs Straßen. „Jetzt hat das Öl 100 Grad. Da merkt man, wie sich der Motor wohlfühlt, wie er surrt“, sagt er mit Blick auf die Armaturen.
Wenn Jan Andresen durch die Hamburger Speicherstadt fährt, zieht er alle Blick auf sich. Die Leute freuen sich und erkennen, dass der Mechaniker mit einem ganz besonderen Auto unterwegs ist
Foto: Henning Schaffner
Und was ist sein Lieblingsauto im Museum? „Das ist der Porsche 356 Baujahr 1950 mit der Fahrgestellnummer 5006“, sagt Andresen. Er ist eines der ersten in Stuttgart gebauten 356-Modelle. Ein rostiger Gartenfund. Der Sportwagen wurde aufwendig geborgen und in über 2.500 Stunden restauriert. Heute gilt er als Zeugnis der frühen Porsche-Geschichte.
Eines der Prunkstücke im Automuseum: der Porsche 356 (40 PS) mit der damals einzigartigen roten Metallic-Lackierung. 2013 wurde der Sportwagen in einem verwilderten Garten gefunden und bis 2024 restauriert
Foto: Henning Schaffner
Jan Andresen in der gläsernen Werkstatt. Hier macht er einen alten Rennwagen wieder fit
Foto: Henning Schaffner
Wenn der Mechaniker nicht gerade mit einem der Boliden auf der Straße unterwegs ist, werkelt er in der gläsernen Werkstatt. Dort kann man Andresen dabei beobachten, wie er einen alten, selbstgebauten Rennwagen Stück für Stück wieder aufbaut – ein echtes Langzeitprojekt. Wer mag, kann ihn dabei einfach ansprechen. „Da entstehen immer tolle Unterhaltungen“, sagt er.