München – Karli (80) und Bärbel (83) feiern jedes Jahr die Eröffnung der Wiesn in München. Denn auf dem Oktoberfest lernte sich das Paar 1963 kennen. Mit einem Kuss im Riesenrad. In BILD erzählen die beiden, was sich seitdem verändert hat.
Es ist dieses Jahr der 62 Wiesn-Besuch der beiden. Nur ein Mal mussten sie wegen Corona aussetzen. Ihre Bilanz über das größte Volksfest der Welt in München fällt ernüchternd aus. „Vieles ist in den Jahren schlechter geworden. Teurer ohnehin“, sagt Karli zu BILD.
Das mag das Paar an der Wiesn nicht mehr
Heute gehen die beiden mittags auf die Wiesn. Bärbel erklärt: „Sonst bekommt man keinen Platz. Früher gab es an den Zelten keine Zugangskontrolle, da konnte man auch abends mit einer ganzen Clique kommen und hat immer einen Tisch bekommen.“ Jetzt boykottieren die beiden das Oktoberfest am Abend, sagt Karli. Früher trat er als Jodler im berühmten Platzl-Wirtshaus auf.
Karli zu BILD: „Es ist heute so voll, die Leute stehen auf den Bänken. Da hat man schnell einen fremden Fuß auf seinem Hendl-Teller!“ Apropos Hendl: „Das konnte man sich irgendwo kaufen und in jedes Zelt mitnehmen. Man musste nur das Bier im jeweiligen Zelt kaufen, durfte sein eigenes Essen verzehren“, erinnert er sich.
Bärbel und Karli bei ihrer Hochzeit 1966. Ihre Liebe begann auf dem Oktoberfest
Foto: Privat
Oktoberfest ist ihnen zu kommerziell
Überhaupt gefällt ihnen die Kommerzialisierung der Großveranstaltung nicht. Bärbel: „Früher gab es viele Italiener auf der Wiesn. Aber seit es ein touristischer Hotspot für Touristen aus der ganzen Welt geworden ist, sind die Zelte schnell überfüllt.“ Die Preise werden jedes Jahr höher und höher. Und auch die Musik hat nichts mehr mit bayerischem Brauchtum zu tun. Wie auch die vielen Billig-Dirndl oder Fake-Lederhosen nicht. Karli: „Früher gingen wir in der Jeans auf die Wiesn, da lief gar keiner mit Tracht herum.“
So sieht es inzwischen auf dem Oktoberfest aus: zu eng zum Umfallen. Früher war in den Zelten mehr Platz, sagen Karli und Bärbel. Man ging in Jeans und brauchte nicht so viel Geld
Foto: Felix Hörhager/dpa
Meisten kaufen sich Bärbel und Karli auf dem Volksfest ein Ticket für die (kostenpflichtige) Oide Wiesn. Da spielt die Kapelle noch die alten Volkslieder und das Bier wird wie früher im Steinkrug serviert.
Karli erklärt BILD: „Das Steingut hält das Bier länger kühl. Die Glaskrüge wurden irgendwann nur deshalb eingeführt, weil zu viel beim Einschenken betrogen wurde.“
Karli als junger Mann, aber schon mit Glaskrug. „Früher konnte man sein Essen in die Zelte mitnehmen, musste nur das Bier bestellen“
Foto: www.karliveit.de
Was auf dem Oktoberfest besser geworden ist
Eine Sache sei definitiv besser geworden auf der Wiesn, sagt das Paar: die Toiletten. Bärbel: „Die haben früher 20 Pfennig gekostet. Da haben sich oft lange Schlangen gebildet, weil die Frauen ihre Zehnerl herauskramen mussten. Heute sind sie gratis, und es gibt kaum noch Schlangen vor der Damentoilette.“
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Bleibt die Frage nach dem Rezept für eine so lange Liebe. „Natürlich ärgern wir uns manchmal über Kleinigkeiten“, sagt Bärbel. Für ein Beispiel muss sie nicht lange überlegen: „Wenn er, wenn ich nur kurz aus dem Bad gehe, sofort das Licht ausschaltet.“ Karli: „Aber wir haben nie aufgehört, miteinander zu reden. Meist kommt die Bärbel und beginnt mit der Versöhnung. Aber wir tolerieren beide die Schwächen des anderen.“
Bärbel und Karli am Riesenrad, in dem sie sich kennenlernten. Sie feiern ihre Liebe jedes Jahr auf dem Oktoberfest
Foto: Kohlmeier
So unterschiedlich die beiden auch sind (sie ist eine Norddeutsche, er ein Bayer), so sehr wissen sie, was sie aneinander haben.