Der Europaabgeordnete und EVP-Fraktionschef Manfred Weber (53) gab in der „Markus Lanz“-Sendung am Donnerstagabend zu, dass er die Rede von Donald Trump (79) vor den Vereinten Nationen nicht gesehen hat. In seiner Rede hatte der US-Präsident Europa scharf kritisiert. Ausgerechnet CSU-Vize Weber gilt in Brüssel als eine der wichtigsten Stimmen der Europäer, auch im Umgang mit dem US-Präsidenten.
„Selbst wenn er etwas sagt, wissen wir nicht, ob es nach einer Woche noch Bestand hat“, rechtfertigt sich Weber. Er gesteht, dass er die Rede vor der UN-Vollversammlung wegen eines vollen Terminkalenders nicht gesehen habe. Und verspricht: Im „Großen und Ganzen“ wisse er, was Donald Trump gesagt hat: „Die Grundbotschaften seien klar.“
Weber ratlos
Lanz hakt nach: Wisse Weber, was der interessanteste Punkt in Trumps Rede gewesen sei – jener Moment, der Weber selbst betroffen habe? Weber wirkt ratlos: „Nein, ich weiß nicht, was Sie meinen.“
Schelte für den Europa-Vize in der Talkrunde: Ausgerechnet die wichtige Trump-Rede hatte er verpasst
Foto: ZDF/Markus Lanz
Lanz klärt auf: Es ging um die Sanktionen gegen Russland. Trump hatte die Europäer in seiner Rede scharf kritisiert: „Glauben Sie mir, wie unangenehm das war, als ich herausgefunden habe, dass die europäischen Länder gegen Russland kämpfen, aber weiter Öl und Gas aus Russland kaufen!“
Weber verweist darauf, dass die EU ihre Öl- und Gasimporte aus Russland bereits um 80 Prozent reduziert habe. Lanz hartnäckig: Für 40 Milliarden Euro hätten die EU-Staaten dennoch Energie aus Russland gekauft. Weber weicht aus, er habe die genauen Zahlen nicht im Kopf.
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Zeit-Journalistin Mariam Lau (63) stimmt dem Urteil des US-Präsidenten zu. Dass weiterhin Öl und Gas bei Russland gekauft werde, sei „absolut peinlich“. Trotzdem sei Trump ebenfalls sehr zögerlich bei harten Sanktionen gegen Russland. „Jetzt merkt er, dass er den Mund sehr voll genommen hat“, meint sie.
NATO-Expertin Isabelle Schaefers beobachtet, dass sich die Lage umgekehrt habe: Nachdem Europa lange Trump um Hilfe im Krieg gegen Russland gebeten hat, drehe der US-Präsident den Spieß jetzt um. Und weiter: „Trump hat das nicht nur für die EU gefordert, sondern für die gesamte Nato.“