Im Raum Stuttgart sind derzeit auffällig viele Fahrzeuge mit Sensoraufbauten unterwegs – darunter Modelle wie der VW ID.Buzz und der Audi Q8. Sie gehören zur Testflotte der „Automated Driving Alliance“, einer Entwicklungspartnerschaft zwischen Bosch und Cariad, der Software-Tochter des Volkswagen-Konzerns. Die Fahrzeuge sammeln Daten und erproben die Technik, die Autofahrern „in der Zukunft erlauben, in verschiedenen Fahrsituationen die Hände vom Lenkrad zu nehmen“, erklärt ein Sprecher von Bosch.

„Wir wollen Fahrassistenzsysteme schaffen, die so natürlich wie ein Autofahrer agieren“, sagt ein Bosch-Sprecher auf Anfrage. Die Fahrzeuge seien mit umfangreicher Messtechnik ausgestattet und täglich auf wechselnden Routen im Straßenverkehr unterwegs – auch in Stuttgart. Die Stadt und die Umgebung biete sich an, um „eine große Bandbreite verschiedenster Fahrsituationen zu erleben – zum Beispiel innerstädtische Verkehrsszenarien mit Fahrbahnverengungen und Baustellen.“ Außerdem könne man Fahrten über Landstraßen und Autobahnen schnell in die Routen integrieren. Und in der Landeshauptstadt befindet sich einer der Hauptentwicklungsstandorte der „Automated Driving Alliance“ – allein schon aufgrund der starken Präsenz von Bosch in der Region.

Die Testfahrzeuge von Bosch und Cariad sind derzeit auch auf der Schwabstraße, Höhe Bismarckplatz, in Stuttgart-West unterwegs. Foto: red/Philipp-Marc Schmid

„Für die Entwicklung des automatisierten Fahrens ist die beste Schule der echte Straßenverkehr“, heißt es von Bosch. Die Fahrzeuge sind ausgestattet mit Kameras, Radar und – bei den Datensammlern – auch mit sogenannte LiDAR-Sensoren. Diese seien notwendig, um hochauflösende 3D-Abbilder von Umgebungen zu erstellen.

Automatisiertes Fahren: Was bedeutet Level 2 und 3?

Beim automatisierten Fahren gibt es fünf Stufen. Die derzeit getesteten Funktionen bewegen sich auf Level 2 („teilautomatisiert“) und streben Level 3 („hochautomatisiert“) an. Bei Level 2 muss der Fahrer jederzeit bereit sein, die Kontrolle über das Auto zu übernehmen. Anders als bei Level 3 – hierbei darf der Fahrer zumindest vorübergehend die Kontrolle über das Auto an die Software abgeben. Er muss aber nach einer Vorwarnung bereit sein, das Steuer wieder zu übernehmen.

Testflotten weltweit im Einsatz – in Stuttgart sind zehn Fahrzeuge im Einsatz

Die Software werde mehrfach täglich aktualisiert und in die Fahrzeuge eingespielt. Weltweit sind laut Bosch derzeit mehrere Hundert Entwicklungs- und Datensammelfahrzeuge unterwegs, darunter rund zehn im Großraum Stuttgart. Zusätzlich sind etwa 1500 Fahrzeuge von Logistikdienstleistern und Leasinggesellschaften mit Sensorik ausgestattet, um seltene Verkehrssituationen zu erfassen.

Software soll ab 2026 einsatzbereit sein

Die Software ist für die neue „Software-defined Vehicle“-Architektur im Volkswagen-Konzern vorgesehen. Bosch will die Lösung aber auch anderen Herstellern weltweit anbieten. „Ab Mitte 2026 wird die Software ausreichend ausgereift sein, um in Kundenprojekten eingesetzt zu werden“, so der Sprecher.