Ein Rettungswagen ist in eine Treppe hineingefahren und an der Front stark beschädigt.

Stand: 25.09.2025 09:13 Uhr

Im November lieferte sich ein Mann mit einem gestohlenen Rettungswagen eine Verfolgungsjagd mit der Polizei – von Hamburg nach Kiel. Heute wird das Urteil erwartet.

von Jakob Kluck

Im Prozess um einen gestohlenen Rettungswagen wird heute das Urteil des Landgerichts Kiel erwartet. Ein damals 29-Jähriger soll Mitte November vergangenen Jahres in Hamburg einen Rettungswagen entwendet und damit nach Kiel gefahren sein. Dort prallte er gegen ein Brückengeländer nahe des Ostseekais.

Das fordert die Staatsanwaltschaft Kiel

Die Staatsanwaltschaft forderte in ihrem Plädoyer eine Freiheitsstrafe von drei Jahren und sechs Monaten. Außerdem soll der Angeklagte in ein psychiatrisches Krankenhaus kommen. Die Strafe umfasst auch eine frühere Tat, die der Mann vor der Fahrt mit dem Rettungswagen begangen haben soll.

Die Verteidigung stellte dagegen keinen konkreten Antrag. Sie forderte eine „milde Strafe“ und hält eine Unterbringung im psychiatrischen Krankenhaus nicht für nötig. Entscheidend wird laut einer Sprecherin des Landgerichts, ob die Richter den Angeklagten für voll schuldfähig halten.

Verfolgungsfahrt mit Rettungswagen von Hamburg bis Kiel

Im vergangenen November hatte der Mann laut Polizei am Heiligengeistfeld in Hamburg den Rettungswagen gestohlen. Mit dem Fahrzeug soll er laut Anklage zunächst über die A7 geflüchtet sein. In Großenaspe (Kreis Segeberg) fuhr der Mann demnach von der Autobahn ab und weiter über Neumünster, Bordesholm und Flintbek (beide Kreis Rendsburg-Eckernförde) bis in die Kieler Innenstadt.

Verfolgt wurde er dabei von rund 20 Streifenwagen. Dabei scheiterten mehrere Versuche, den Rettungswagen aufzuhalten. Erst am frühen Morgen konnte das Fahrzeug schließlich in Höhe des Ostseekais gestoppt werden, als es einen Brückenpfeiler touchierte. Der Mann soll eine Polizistin als Geisel gefordert haben. Außerdem drohte er damit, den Rettungswagen in die Luft zu sprengen. Sprengstoff fand die Polizei anschließend nicht.

Angeklagter bedrohte schon früher eine NATO-Übung

Der Prozess vor dem Landgericht Kiel läuft bereits seit Mai. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten unter anderem Diebstahl, Störung des öffentlichen Friedens, Fahren ohne Fahrerlaubnis, gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr sowie das Vortäuschen mehrerer Straftaten vor.

Dabei geht es auch um eine frühere Tat in Sachsen-Anhalt. Im April 2024 soll der Angeklagte in Stendal einen Traktor gestohlen haben und zu einem Flugplatz gefahren sein. Dort drohte er während einer NATO-Übung mit einer angeblichen Sprengstoffweste und bedrohte einen Polizisten mit einer Schere. Anschließend ließ er sich laut Staatsanwaltschaft freiwillig in eine psychiatrische Klinik einweisen, brach die Behandlung dort allerdings ab.

Ein Rettungswagen ist in eine Treppe hineingefahren und an der Front stark beschädigt.

Gut eine Woche nach der wilden Verfolgungsjagd zwischen Hamburg und Kiel hat die Polizei im Innen- und Rechtsausschuss Details des Einsatzes bekanntgegeben.

Ein Rettungswagen ist in eine Treppe hineingefahren und an der Front stark beschädigt.

Der Fahrer fuhr mit dem Wagen von Hamburg über die A7 bis Kiel und drohte, sich und andere in die Luft zu sprengen. Jetzt sitzt er in Untersuchungshaft.