Eine Frau liegt auf dem Rücken auf einem dampfenden Podest auf der Bühne

AUDIO: Katja Riemann grübelt bei Sybille Bergs Endzeit-Monolog (3 Min)

Stand: 25.09.2025 09:46 Uhr

Schauspielerin Katja Riemann führt das neue Stück der Schriftstellerin, Kolumnistin und Dramatikerin Sibylle Berg im Staatstheater Hannover auf. In dem Theatermonolog „Ein wenig Licht. Und diese Ruhe.“ geht es um Krieg und eine dystopische Endzeit.

von Agnes Bührig

Ein einsamer Musiker auf einem hellen Sitzblock aus Plexiglas am Rand der Bühne. Hinten orange, gestapelte Eimer, ein Stromverteilerschrank, aus dem sich gelbe Kabel in den dunklen Raum verbreiten. Dann taucht eine Person hinter einer Reihe von verschiebbaren Blöcken auf. Katja Riemann als Ingenieur, der sich rühmt, autonome Drohnenschwärme mitentwickelt zu haben. Den Krieg zwischen zwei europäischen Steueroasen, über die sie fliegen, bejaht er – wie viele in Europa dies täten.

Die meisten Europäer und Europäerinnen begrüßen Kriege als grausames, aber doch alternativloses Mittel, um die Werte, Interessen und Grenzen der kritisch gelesenen weißen Bevölkerung zu verteidigen.

Szene aus „Ein wenig Licht. Und diese Ruhe.“ von Sibylle Berg

Katja Riemann gibt diesen Menschen mal als Zyniker, mal als zerstreuten Techniker oder engagierten Systemkritiker. In Sicherheit in einem Keller unter der Erde lässt es sich leicht schwadronieren über das, was da viele Meter über einem tobt. Wie die Schichten im Boden liegen die Epochen der Vergangenheit über ihm, prägen ganz unterschiedliche Begriffe und ihre Auslegung sein Dasein gleichzeitig, sagt Regisseurin Lena Brasch: „Dieser Text ist auch in Kapitel eingeteilt. Es geht um Glaube, es geht um Liebe, es geht um Hoffnung, um Freiheit, um Sinn. Und die Gleichzeitigkeit von all dem. Und von den Gefühlen, von den Zuständen und von dem, was auf dieser Welt geschieht in ihrer Gleichzeitigkeit.“

Innerer Monolog mit politischer Kraft

Ausgangspunkt für ihren Theatermonolog war für Sibylle Berg das Foto „Fieldwork“ von Jeff Wall. Der kanadische Fotokünstler zeigt darauf eine sorgsam inszenierte Ausgrabungszene im Wald. Doch es gibt kein vorn und hinten, alle Bereiche im Bild sind gleich scharf gestellt – konzentriertes Ausgraben, Kolonialgeschichte und Wissenschaft passieren gleichzeitig. Und im Krieg?

Die Atmosphäre auf den Straßen, im Netz, in den Köpfen änderte sich. Es war wie bei den anderen Kriegen gegen Viren und andere Aggressoren gewesen: Je intensiver die dramatische Berichterstattung, umso mehr fühlten sich die Menschen meines Landes mitgemeint.

Szene aus „Ein wenig Licht. Und diese Ruhe.“ von Sibylle Berg

Sibylle Berg spitzt zu, nutzt Satire und absurde Wendungen, rüttelt wach – gegen Gewalt, Krieg, Vergeblichkeit. Wie sähe ein anderes, ein besseres Gesellschaftssystem aus? Ein Thema, das ihr seit mehr als einem Jahr auch in ihrer Funktion als Europaabgeordnete am Herzen liegt. Mit Katja Riemann wird es in Hannover zum Inneren Monolog mit politischer Kraft.

An einem Stahlgerüst hangen viele Lichter. Das ist der Bereich hinter der Bühne der Oper.

Das Geld kommt vom Land Niedersachsen. Damit sollen die Oper sowie das Theater im Ballhof saniert und Technik erneuert werden.

Eingang zum Schauspielhaus Hannover.

Gemeinsam mit der Staatsoper Hannover bildet das Schauspiel Hannover das Staatstheater Hannover.

Eine Frau in einem roten Kleid und einem Umhang vor grauem Hintergrund

Wie gehen Theater im Norden mit der Debatte um Geschlechtsidentitäten sowie mit nicht-binären Darstellenden um?