Die Fassungslosigkeit stand der Crew des Deutschland-Achters ins Gesicht geschrieben. Eigentlich wollte sich das Paradeboot endgültig in der Weltspitze zurückmelden, eigentlich hatten sich Schlagmann Theis Hagemeister und seine Kollegen mindestens einen Podestplatz erhofft – am Ende reichte es nicht einmal für das Finale.
Die tollkühnen Medaillenträume des deutschen Ruder-Flaggschiffs versanken bei der WM im Dianshan-See von Shanghai. „Wenn wir so rudern, erreichen wir kein Finale der Welt. Wir sind raus – und das total verdient“, schimpfte Crewmitglied Julius Christ, nachdem es für den Achter im stark besetzten Vorlauf am Donnerstag mit dem Olympiazweiten Niederlande und den Bronzemedaillengewinnern von Paris aus den USA nur zu Platz drei gereicht hatte: „Das ist eine herbe Enttäuschung. Wir sind zum Gewinnen hierhergekommen und stehen jetzt noch nicht einmal im Finale.“
Bundestrrainer gibt Versagen zu
Weil auch das Vorlaufrennen zuvor deutlich schneller war und der Einzug in den Endlauf deshalb auch nicht über die Zeit gelang, musste sich das einst so erfolgsverwöhnte Boot mit dem B-Finale begnügen. „Das war kein gutes Rennen. Wir sind unter Druck geraten und haben dann Fehler gemacht“, analysierte Bundestrainer Mark Emke. „Heute“, betonte er deshalb, „dürfen wir ein bisschen weinen und dann müssen wir neu starten.“
Erst einmal muss die neue Crew jedoch die Enttäuschung verarbeiten. Zuletzt hatte der Achter 2022 ein WM-Finale verpasst – erstmals seit 1999. Nach dem Umbruch infolge der Spiele von Tokio musste das junge Team auf dem Weg nach Paris immer wieder Rückschläge hinnehmen. Nach Platz vier bei Olympia und dem Weltcupsieg in Luzern war der Achter aber mit frischem Selbstvertrauen nach China gereist. Doch das Warten auf die erste WM-Medaille seit 2019 geht weiter.
„Das ist eine Riesenenttäuschung. Heute sind wir deutlich unter unserem Niveau geblieben. Das ist das schlechteste Ergebnis der Saison“, betonte Mattes Schönherr, Sönke Kruse ergänzte: „Das tut mega weh. Wir haben nicht unseren Rhythmus und keine Dynamik gefunden – ich weiß nicht warum.“
Bronze für Doppelvierer der Frauen
Immerhin: Der Doppelvierer der Frauen erfüllte die Erwartungen und holte – wie schon bei den Olympischen Spielen – die Bronzemedaille. Das Quartett mit Schlagfrau Pia Greiten landete im Finale hinter den Booten aus den Niederlanden und Großbritannien und sicherte dem Deutschen Ruderverband (DRV) den ersten Podestplatz in den olympischen Bootsklassen.
Nach dem Aus des Achters besitzt der DRV wohl nur noch eine Medaillenchance: Olympiasieger Oliver Zeidler muss am Freitag im Halbfinale wieder ran, nach einer Wettkampfpause aufgrund seines Studiums ist die WM für Deutschlands Sportler des Jahres die erste große Regatta der nacholympischen Saison. Er ist der letzte Hoffnungsträger der deutschen Ruderer vor dem Finalwochenende.