Stand: 25.09.2025 17:26 Uhr

Zwischen April und Juni hat das BIP in den USA um 3,8 Prozent zugelegt. Das ist ein deutlich stärkerer Anstieg als erwartet. Blickt man auf das gesamte erste Halbjahr, ergibt sich jedoch ein anderes Bild.

Die US-Wirtschaft ist im Frühjahr deutlich stärker gewachsen als gedacht. Das Bruttoinlandsprodukt legte zwischen April und Juni auf das Jahr hochgerechnet um 3,8 Prozent zu, wie das Handelsministerium mitteilte. Schon in vorherigen Schätzungen war für den Zeitraum ein ordentliches Wachstum von drei Prozent prognostiziert worden, die neue Schätzung ist nun noch einmal eine Korrektur nach oben.

Im vorherigen Quartal, zwischen Januar und März, war die Wirtschaft noch um 0,6 Prozent geschrumpft. Damit war die ursprüngliche Schätzung noch einmal nach unten korrigiert worden. Der Anstieg des Bruttoinlandsprodukts im zweiten Quartal ist dem Handelsministerium zufolge vor allem auf einen Rückgang der Importe und einen Anstieg des Konsums zurückzuführen. Gleichzeitig seien Exporte und Investitionen gesunken.

Wachstum nur isoliert gesehen stark

Zusammengenommen blieb das Wachstum im ersten Halbjahr damit aber unter dem des Vorjahres, gab US-Notenbankchef Jerome Powell kürzlich zu Bedenken. Der Rückgang sei insgesamt auf geringere Verbraucherausgaben zurückzuführen. Auch der Arbeitsmarkt in den Vereinigten Staaten schwächelt, die Arbeitslosenquote klettert schon seit Beginn des Jahres stetig nach oben, von 4,0 Prozent im Januar auf zuletzt 4,3 Prozent im August.

Lange war dies nicht so deutlich geworden, nicht zuletzt, weil für den Juni zunächst ein außerordentlich hoher Zuwachs an Stellen gemeldet wurde. Als die zuständige Behörde die Zahlen Anfang August enorm nach unten korrigierte, warf Trump ihr Manipulation vor und entließ die Statistikchefin.

Balanceakt zwischen schwachem Stellenmarkt und Inflation

Auch als Reaktion auf den schwachen Arbeitsmarkt hatte die Notenbank zuletzt den Leitzins gesenkt – die erste Senkung seit Dezember. Notenbank-Chef Jerome Powell hatte sich über das Jahr hinweg bislang immer gegen Zinssenkungen ausgesprochen, weil dies die hohe Inflation im Land weiter befeuern könne.

Donald Trump hatte Powell deswegen wiederholt angegriffen. Der US-Präsident wünscht sich deutliche Zinssenkungen, weil durch die Möglichkeit von günstigeren Krediten die Wirtschaft weiter angekurbelt würde. Mit der jüngsten Entscheidung versucht die Notenbank nun, einen Kompromiss zwischen der Stärkung des Stellenmarktes und der Inflationsbekämpfung zu finden.

Auch die von Trump verhängten Zölle spielen in diese Rechnung mit ein. So sagen Experten, dass das schwache erste Quartal auch auf Vorzieheffekte zurückzuführen sei: Unternehmen hätten verstärkt aus dem Ausland importiert, um ihre Lager vor dem Inkrafttreten der Zölle aufzufüllen.

Jerome Powell sagte vor Kurzem, in einigen Warengruppen seien inzwischen die Auswirkungen der höheren Zölle erkennbar. Widerspruch kam dabei von Stephen Miran, einem jüngst ernannten Gouverneur der Zentralbank und Trump-Vertrauten: Einen Inflationsdruck der Zölle sehe er nicht.