Kerstin Krautwig steht neben einem gerahmten Bild

Stand: 25.09.2025 15:58 Uhr

Das Staatliche Museum in Schwerin hat eine Zeichnung von Marcel Duchamp erworben. Damit vergrößert sich das Set des Mitbegründers der Konzeptkunst im Museum in der Mecklenburgischen Landeshauptstadt auf insgesamt vier Zeichnungen.

von Karin Erichsen

Die speziellen Zeichnungen sind wahrscheinlich im Jahr 1917 entstanden. Marcel Duchamp war zur damaligen Zeit in New York mit seiner Kunst schon sehr berühmt. Er hat sie wohl anlässlich seines 30. Geburtstages einigen sehr engen Weggefährten gewidmet. Die jetzt neu erworbene Tintenzeichnung hat Duchamp für den Schriftsteller und Kunstsammler Henri-Pierre Roché gefertigt. Darauf ist der Name „Roché“ als Schriftzug zu sehen, allerdings nur, wenn man im Gegenlicht gleichzeitig die Vorder- und Rückseite des Blattes betrachtet.

Vorder- und Rückseite gleichzeitig, wie geht das? Es ist ein ganz besonderes Verfahren, erklärt die Leiterin der Schweriner Duchamp-Sammlung Kerstin Krautwig: „Normalerweise ist die Zeichnung auf der Vorderseite – auch wenn sie ein bisschen kryptisch ist. Hier ist es anders: Die Darstellung ist aufgeteilt auf Vorder- und Rückseite, und erst in dem Moment, in dem Sie das Blatt vor das Licht halten, können Sie die ganze Zeichnung und auch die Bedeutung erkennen.“

Das Gebäude des Staatlichen Museums Schwerin

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Immense Bedeutung für die Schweriner Duchamp-Sammlung

Die Bedeutung für die Schweriner Duchamp-Sammlung sei immens, ergänzt die Kunsthistorikerin: „Wir haben einige frühe Zeichnungen von 1904, 1905, auch einige Karikaturen, die sehr wertvoll sind. Diese Zeichnungen hier stehen an der Schwelle. Duchamp gibt die figürliche Malerei auf, wendet sich Konzepten und Ideen zu, und die Zeichnungen markieren eben diese Schwelle. Ein Jahr später, 1918 malte er sein letztes Ölgemälde. Danach wendet er sich nur noch konzeptuellen Überlegungen zu.“

Wenn das Staatliche Museum nach vierjähriger Bauzeit im Oktober wiedereröffnet, dann sollen die vier Zeichnungen in einer Dauerausstellung präsentiert werden, und zwar so, dass die Besucher auch ihren besonderen Wert erkennen, kündigt die Kuratorin an: „Sie können die Zeichnung von beiden Seiten betrachten und auch eine kleine Lichtquelle einschalten, sodass sie auch diesen Aha-Effekt haben. Wir kombinieren das mit einer kleinen Mitmachstation, damit die Besucher auch mal so richtig ins Tun kommen und merken, wie schwierig es eigentlich ist, so eine Zeichnung zu machen.“

"L.H.O.O.Q." von Marcel Duchamp

Warum er der Mona Lisa einen Schnurrbart verpasste und ein Pissoir zum Kunstwerk erklärte.

„Weltweit das einzige komplett erhaltene Set“

Die hohe Ankaufssumme von 160.000 Euro hält die Leiterin der Duchamps-Sammlung, aber auch die Direktorin der Staatlichen Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen Pirko Kristin Zinnow für gerechtfertigt, wenn man die internationale Bedeutung des Künstlers Marcel Duchamp und seiner Werke berücksichtige. Die Kulturstiftung der Länder habe allein 100.000 Euro übernommen. „Normalerweise übernimmt sie ein Drittel der Ankaufssumme“, so die Direktorin. „Dadurch, dass das so ein bedeutender Ankauf ist, haben die nach kunsthistorischer Prüfung kurzfristig entschieden, ihre normale Fördersumme zu verdoppeln. Das zeigt schon, was das für ein grandioser Ankauf ist, denn wir haben jetzt damit weltweit das einzige komplett erhaltene Set.“

Ab dem 30. Oktober können sich die Besucher davon selbst einen Eindruck verschaffen, dann öffnet das Staatliche Museum Schwerin wieder seine Türen für die Öffentlichkeit.

Das verhüllte Staatliche Museum Schwerin

Seit mehr als drei Jahren ist das Museum geschlossen. Bis zur Eröffnung im kommenden Oktober soll es sich modernisiert präsentieren.

Luftaufnahme von Schwerin und dem Schweriner See mit dem Schloss im Vordergrund.

Das märchenhaft anmutende Schweriner Schloss zählt seit 2024 zum Welterbe. Besucher können den Prachtbau besichtigen.