Bielefeld. Sein mutiges Eingreifen hätte ein 50 Jahre alter Bielefelder im März beinahe mit dem Leben bezahlt: Als er sah, dass ein Mann an der Heeper Straße mit einem Messer einen Radfahrer angreift, lenkte der Zeuge den Täter ab – und wurde von diesem lebensgefährlich verletzt. Das Landgericht hat nun die unbefristete Unterbringung des Angreifers in einem psychiatrischen Krankenhaus angeordnet.
Nuri O. (Name geändert) leidet seit etlichen Jahren an einer paranoiden Schizophrenie. Immer wieder hört er Stimmen, die ihm suggerieren, er werde verfolgt von Männern, die ihn töten wollen. 2013 sprang er aufgrund dieser Stimmen aus dem dritten Stockwerk eines Gebäudes und verletzte sich dabei schwer.
Mitte März dieses Jahres verpasste der 44-Jährige einen Arzttermin – mit dramatischen Folgen. Nuri O. hatte keine der ihm verschriebenen Tabletten mehr im Haus, weshalb die weitgehend zurückgedrängten Stimmen aus der Vergangenheit zurückkehrten. Am 31. März redeten sie ihm ein, dass gleich fünf bis acht Leute seine Wohnung stürmen und ihn töten wollten, er müsse sich verteidigen.
Auch interessant: Als der Täter sein Messer hebt, denkt der Bielefelder Lebensretter – „Das war’s – ich bin tot“
Strafvertreidiger Peter Wüller (l.) sitzt hier neben dem Angeklagten.
| © Sarah Jonek
Kassierer ruft glücklicherweise die Polizei
In absoluter Panik schnappte sich der Bielefelder ein Messer, sprang aus dem Fenster und rannte zur an der Heeper Straße gelegenen Aral-Tankstelle. Dort ging er offenbar ziellos im Verkaufsraum hin und her, redete wirres Zeug von „Himmel, Erde und Hölle“. Sodann verließ er das Geschäft wieder. Die äußerst denkwürdige Begebenheit veranlasste den Kassierer jedoch, die Polizei zu rufen – was sich kurz darauf als großes Glück erweisen sollte.
Denn wenig später stach Nuri O., wie mehrfach berichtet, in Höhe des Ravensberger Parks zunächst zweimal auf einen zufällig vorbeikommenden Radfahrer ein. Als sich ihm ein Zeuge entgegenstellte, ging O. auch auf diesen mit dem Messer los, aufgrund mehrerer Stiche bestand akute Lebensgefahr. Die in diesem Moment eintreffende Polizei schaffte es mit gehörigem Kraftaufwand, O. zu entwaffnen und zu fixieren.
Lesen Sie auch: Bielefelder Messertäter leidet unter einer paranoiden Schizophrenie
Täter verletzt sich selbst
„Ich dachte erst, er sei alkoholisiert oder auf Drogen“, sagte der selber schwer verletzte 50-jährige Lebensretter vor Gericht, „ich glaube, er hat mich gar nicht wahrgenommen.“ O. wurde in der forensischen Psychiatrie in Lippstadt-Eickelborn untergebracht. Als ihm dort langsam dämmerte, was geschehen war, fügte er sich selber Verletzungen zu. „Ich komme mit der Tat nicht klar. Ich habe noch nie Menschen verletzt“, sagte er seinen Ärzten.
Das Landgericht folgte nun den Anträgen von Staatsanwaltschaft, den Nebenklagevertretern sowie der Verteidigung und ordnete die unbefristete Unterbringung von Nuri O. in einem psychiatrischen Krankenhaus an.
Zum Thema: Messerangriff in Bielefeld: Täter kommt in psychiatrische Klinik