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George Lucas warnte bereits 2005 vor dem schleichenden Übergang von der Demokratie zur Diktatur. Seine Worte wirken heute prophetisch.
Los Angeles – Als George Lucas im Jahr 2005 seinen sechsten Star-Wars-Film „Die Rache der Sith“ veröffentlichte, ahnte wohl niemand, wie prophetisch seine damaligen Aussagen über den Untergang von Demokratien werden sollten. In einem Interview mit dem Chicago Tribune erklärte der Filmemacher, dass ihn Richard Nixons Präsidentschaft dazu gebracht habe, „historisch darüber nachzudenken, wie Demokratien in Diktaturen verwandelt werden. Denn Demokratien werden nicht gestürzt; sie werden weggegeben.“
Kanzler Palpatine und Donald Trump. Was hat George Lucas vor etlichen Jahren schon geahnt? © IMAGO / Allstar / IMAGO / UPI Photo
Diese Erkenntnis bilde das thematische Fundament seiner Star-Wars-Saga. Wie Lucas in einem weiteren Interview präzisierte: „Der ganze Punkt der Filme, das zugrundeliegende Element, das die Filme funktionieren lässt, ist, dass man, egal ob man rückwärts oder vorwärts geht, in einer Demokratie beginnt, und die Demokratie verwandelt sich in eine Diktatur“.
Lucas‘ Vision und Trumps zweite Amtszeit: Eine erschreckende Realität
Die Entwicklungen seit Trumps Rückkehr ins Weiße Haus im Januar 2025 verleihen Lucas‘ Worten eine neue, beunruhigende Aktualität. Was in der ersten Amtszeit noch als unbeholfener Angriff auf demokratische Normen interpretiert werden konnte, hat sich in der zweiten Amtszeit zu einem systematischen Abbau der Pressefreiheit und demokratischer Institutionen entwickelt.
Die Organisation Reporter ohne Grenzen dokumentiert, dass über 3.500 Journalisten und Medienmitarbeiter durch Trumps Stilllegung der US Agency for Global Media (USAGM) ihre Arbeitsplätze zu verlieren drohen. Die Demontage der USAGM im März 2025 durch eine Executive Order stellt einen beispiellosen Angriff auf die Pressefreiheit dar. Voice of America, Radio Free Europe und andere US-finanzierte internationale Medien wurden faktisch stillgelegt.
Noch gravierender sind die direkten Eingriffe in die heimische Medienlandschaft. Im Mai 2025 unterzeichnete Trump eine Executive Order zur Kürzung der Finanzierung öffentlicher Nachrichtenmedien wie NPR und PBS. Das Pentagon verlangt seit September 2025 von Journalisten eine Verpflichtungserklärung, keine nicht ausdrücklich autorisierten Informationen zu sammeln und schafft damit de facto die Investigativ-Recherche ab.
Attentat auf Charlie Kirk: Bilder zeigen das Entsetzen – und den mutmaßlichen TäterFotostrecke ansehenDer Fall Jimmy Kimmel: Zensur in Aktion
Der Fall des Comedians Jimmy Kimmel illustriert besonders deutlich, wie Lucas‘ Warnung vor dem „Weggeben“ der Demokratie Realität wird. Nach Kimmels kritischen Äußerungen über die politische Instrumentalisierung des Mordes an dem konservativen Aktivisten Charlie Kirk im September 2025 wurde seine Show von ABC zunächst vom Sender genommen.
Die Suspendierung erfolgte nach Druck des FCC-Vorsitzenden Brendan Carr, der ABC, Disney und Kimmel mit den Worten drohte: „Wir können das auf die einfache oder die schwere Art machen“. Dutzende von Arbeitnehmern in den gesamten USA wurden zudem entlassen, suspendiert oder diszipliniert, weil sie sich in sozialen Medien kritisch zu Kirks Tod geäußert hatten.
Unter dem Deckmantel der Sicherheit: Militarisierung der Innenpolitik
Ein weiterer Punkt, der durchaus Parallelen zum Aufstieg des Galaktischen Imperiums in Star Wars aufweist: Trump hat den Einsatz des Militärs im Inland massiv ausgeweitet. Bereits am 20. Januar 2025 erklärte er einen nationalen Notstand an der Südgrenze und ermächtigte das Militär zur Durchsetzung der Einwanderungsgesetze. Noch gravierender ist der Einsatz von Truppen zur zivilen Strafverfolgung: Im Juni 2025 entsandte Trump 700 Marines und 4.000 Nationalgardisten nach Los Angeles, im August nach Washington D.C. und im September nach Memphis.
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Ein Bundesrichter stellte fest, dass die Trump-Administration mit diesen Einsätzen den Posse Comitatus Act verletzt hat und beschrieb die Aktionen als offensichtlichen Versuch, „eine nationale Polizeitruppe mit dem Präsidenten als Anführer zu schaffen“. Trump unterzeichnete im August 2025 eine Executive Order zur Schaffung „spezialisierter Einheiten“ der Nationalgarde, die „speziell für den Umgang mit öffentlichen Ordnungsproblemen ausgebildet und ausgerüstet“ sind.
Bundesverwaltung wird nur noch mit Trump-Loyalisten besetzt
Trump hat zudem das sogenannte „Schedule F“-Programm wieder eingeführt, das es ermöglicht, Zehntausende von Bundesangestellten ihrer Arbeitsplatzgarantien zu berauben und sie durch politische Loyalisten zu ersetzen. Schätzungen gehen von 50.000 bis über 100.000 betroffenen Positionen aus – eine beispiellose Politisierung der Bundesverwaltung.
Besonders alarmierend ist die Einführung von Loyalitätstests für Bundesangestellte im Juni 2025. Wie der Abgeordnete Stephen Lynch kritisierte, müssen Bundesangestellte nun einen Eid der Loyalität gegenüber Trump ablegen, anstatt wie verfassungsgemäß vorgesehen „die Verfassung zu unterstützen und zu verteidigen“
Die Justiz als „Trumps persönliches Anwaltsbüro”
Trump hat zugleich das Justizministerium systematisch zu seinem „persönlichen Anwaltsbüro“ umgebaut, wie es der Guardian formuliert. Im Juli 2025 entließ Generalstaatsanwältin Pam Bondi etwa 20 Mitarbeiter, darunter mehrere Staatsanwälte, die an den Verfahren gegen die Verschwörer des Aufstandes vom 6. Januar 2021 beteiligt waren.
Das Justizministerium droht zudem damit, gewählte lokale Staatsanwälte anzuklagen oder anderweitig in deren Fälle einzugreifen, wenn diese „rechtsstaatliche Mängel“ aufweisen – eine Umschreibung für Entscheidungen, die der Trump-Administration nicht gefallen. Das berüchtigte Project 2025 empfiehlt sogar ausdrücklich die Absetzung lokaler Staatsanwälte, die sich weigern, bestimmte Straftaten zu verfolgen.
Internationale Parallelen zu autoritären Systemen
Trumps Methoden ähneln damit frappierend denen autoritärer Führer, die er oft gelobt hat. Die Taktiken entsprechen quasi eins zu eins denen von Viktor Orbán in Ungarn, einem engen Trump-Verbündeten, dessen Führungsstil von vielen Konservativen in den USA verehrt wird.
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Und sie entsprechen dem Vorgehen des Galaktischen Kanzlers Palpatine, der die Alte Republik in Star Wars Episode 1 bis 3 systematisch durch geschickte Ausnutzung und Ausweitung seiner demokratisch verliehenen Befugnisse von innen heraus aushöhlte, bis nur noch eine autokratische Hülle übrig war.
Demokratie wird „weggegeben“ – Lucas‘ These bestätigt sich
Lucas‘ zentrale These, dass Demokratien nicht gestürzt, sondern „weggegeben“ werden, findet in der aktuellen Entwicklung daher eine erschreckende Bestätigung. Die Trump-Administration nutzt legale Mechanismen und institutionelle Macht, um systematisch die Meinungsfreiheit, Bürgerrechte und die Freiheit der Justiz einzuschränken. Wie ein Experte der University of Pennsylvania feststellt: „Die Angriffe auf all unsere Medieninstitutionen sind sicherlich beispiellos in der modernen amerikanischen Geschichte. Ich kann mir keine Parallele vorstellen“.
Die American Civil Liberties Union warnt vor einem „beunruhigenden Muster“ der Trump-Administration, bei dem Regierungsbeamte die Öffentlichkeit ermutigen, Arbeitgeber von Personen anzurufen, die regierungskritische Ansichten äußern, und versprechen, „jede Ressource des Justizministeriums und der Homeland Security zu nutzen, um diese Personen zu identifizieren, zu stören und zu zerstören“.
Trump auf Autokratie-Kurs: Übertreibung oder berechtigte Sorge?
Anders als in der ersten Amtszeit Trumps zeigen sich diesmal weniger institutionelle Widerstände. Während Gerichte noch teilweise als Korrektiv fungieren – wie bei einstweiligen Verfügungen gegen Deportationen –, ist der Druck auf unabhängige Medien und kritische Stimmen systematischer und erfolgreicher geworden.
Die Tatsache, dass selbst Comedy-Shows wie die von Jimmy Kimmel zensiert werden können, zeigt, wie weit die Erosion demokratischer Normen bereits fortgeschritten ist. Dass Trumps Zustimmungswerte trotz dieser autoritären Tendenzen bei über 40 Prozent liegen, unterstreicht die Gefahr für die amerikanische Demokratie.
Trump und Palpatine – Von der Warnung zur Realität
George Lucas‘ Analyse von 2005 erweist sich somit nicht mehr nur als zeitlose Warnung, sondern als präzise Vorhersage der aktuellen Entwicklung. Seine Beobachtung, dass Demokratien „weggegeben“ werden, trifft exakt auf die systematischen Angriffe der Trump-Administration auf Pressefreiheit, Meinungsäußerung und demokratische Institutionen zu.
Die Parallelen zwischen Lucas‘ fiktionalem Imperium und der heutigen Realität sind nicht mehr zu übersehen: Ein Führer, der legale Mechanismen nutzt, um Opposition zum Schweigen zu bringen, Medien zu kontrollieren und kritische Stimmen zu eliminieren. Was als Science-Fiction begann, ist zur politischen Realität geworden.
Die wahre Tragödie liegt darin, dass Lucas‘ Mahnung zur Wachsamkeit ungehört blieb. Wie Padmé Amidala in „Die Rache der Sith“ prophezeite: „So geht die Freiheit zugrunde. Mit donnerndem Applaus.“ In Trumps Amerika des Jahres 2025 ist dieser Applaus nicht mehr nur fiktional, sondern bittere Realität. (Verwendete Quellen: BBC, Guardian, NY Times, WhiteHouse.gov, CNN, eigene Recherche) (cel)