In Köln steht die Stichwahl zwischen Berîvan Aymaz und Torsten Burmester kurz bevor. Brings schauen in ihrer Kolumne auf zwei wichtige Wahlkampfthemen.
Demokratie ist ein mühseliges Geschäft. Für die Kandidaten und für uns Wähler. Jetzt geht’s am Sonntag in die letzte Runde. Stichwahl zwischen Berîvan Aymaz (Grüne) und Thorsten Burmester (SPD). Grün gegen Rot … Ich hätte viel lieber, wenn Grüne und SPD in unserer Stadt an einem Strang ziehen würden.
Für mich ergänzen sich die jeweils wichtigste Ausrichtung beider Parteien: Naturschutz und soziale Gerechtigkeit. Das sollte nicht gegeneinander ausgespielt werden. Aber dafür hätten sich die beiden Lager ja im Vorfeld auf eine Kandidat:in einigen müssen. Sehr unwahrscheinlich.
Bleiben uns nur noch die Spitzen der Themen, die angeblich so wichtig für uns und unsere Stadt sind, um uns zu entscheiden. Denn wählen gehen, das sollten wir. Eine Stichwahl mit geringer Beteiligung ist schon die erste Bürde fürs nächste Stadtoberhaupt.
Zwei Themen haben es nach ganz oben im Wahlkampf gebracht:
Die Gleueler Wiese im Grüngürtel und die Begehrlichkeiten des 1. FC Köln. U-Bahn-Bau vom Heumarkt bis Aachener Weiher für die Linie 1 der KVB oder der oberirdische Ausbau dieser Teilstrecke. Beides ohne Frage Dinge, die geregelt werden müssen.
Aber sind das die brennenden Probleme, die das Leben von über einer Million Menschen in Köln beeinflussen?
Werden unsere Pänz, wenn sie dann mal ausziehen möchten, dadurch eine bezahlbare Bude finden? Werden dadurch Dächer auf Schulen repariert? Schwimmunterricht ermöglicht? Bekommen Kitas dadurch mehr Erzieherinnen und Erzieher? Verschwinden damit Schlaglöcher und werden Radwege gebaut?
Nein, natürlich nicht. Aber schon komisch, wie diese beiden Themen zueinanderfinden: Welche Bahn bringt die meisten FC-Fans zum Stadion? Die Linie 1. „Mer jonn zum FC, quetsche, quetsche KVB!“ Daran ändern ein paar Kilometer U-Bahn auch nichts.
Grob gesagt: Grün ist gegen die Bebauung der Gleuler Wiese, die SPD ist dafür. Alles immer mit dem Hinweis, dass der Stadtrat bei dieser Sache entscheidet. Demokratie eben.
Ärgerlich ist der Applaus aus der „rechten blauen Ecke“ für die Position Burmesters in der FC-Sache. Sogar eine Wahlempfehlung wird ausgesprochen.
Sehr erfreulich ist dabei: Burmester postet in sehr deutlichen Worten, was er von Unterstützung und sogar von Wählern aus dieser Ecke hält. Nämlich gar nichts! Das verdient Respekt, gerade bei so einem Endspurt ins Rathaus.
Hilft uns das jetzt weiter, am Sonntag eine Wahlentscheidung zu treffen?
Es treten zwei der Demokratie und den Menschen verpflichtete Politiker an. Allein das sollte uns schon freuen. In anderen Städten sehen die Stichwahlen eher aus wie „Götterdämmerungen“.
Also Kölle: Maach Dir ne Kopp, wä d’r nächste Kapitän:in op däm Dampfer he sin sull!