Fragen & Antworten

Standdatum: 26. September 2025.

Autorinnen und Autoren:
Emmy Thume

Hände halten ein brennendes Feuerzeug an eine Crackpfeife.

Chemische Drogen wie Crack prägen seit einigen Jahren die Bremer Drogenszene. Mitunter wird auch in Bussen und Straßenbahnen konsumiert.

Bild: dpa | epd-bild | Peter Juelich

Drogenkonsum im Bremer ÖPNV ist ein immer größeres Problem, bestätigt die BSAG. Sie verstärkt ihr Sicherheitspersonal auf bestimmten Strecken. Trotzdem sind Fahrgäste verunsichert.

Welche Linien sind besonders betroffen?

Bisher hauptsächlich die Linien, die zwischen Innenstadt und Neustadt fahren – insbesondere die Buslinie 24, die zwischen Neue Vahr Nord und Rablinghausen pendelt. Ein möglicher Grund: In der Neustadt gibt es am Hohentorspark nahe der Haltestelle Hohentorsplatz seit Anfang 2024 einen Treffpunkt für Menschen, die Drogen konsumieren, einen sogenannten Akzeptanzort. Der Container war vom Lucie-Flechtmann-Platz dorthin verlegt worden, um die Szene zu „entzerren“.

Ein Sprecher der BSAG sagt, seit dem „Umzug“ der Konsumentinnen und Konsumenten harter Drogen in den Bereich Hohentor spiegele sich die Situation „draußen“ leider auch in ihren Fahrzeugen wieder. Dass vereinzelt Drogen im Fahrzeug konsumiert werden, sei bei ihnen als Problematik bekannt.

Wieso wird ausgerechnet in Bussen und Bahnen konsumiert?

Als möglichen Grund vermutet die Geschäftsführerin der Ambulanten Suchthilfe Bremen, Beatrix Meier, dass trotz des Konsumraums in der Friedrich-Rauers-Straße und der weiteren bestehenden Treffpunkte Orte fehlen, an denen die Menschen sich aufhalten und auch konsumieren können. „Der Aufenthalt ist inzwischen an vielen Stellen verboten. Das hat Auswirkungen auf die Menschen, sie bleiben mehr in Bewegung.“

Man brauche langfristig mehr Orte, auch in den Stadtteilen, an denen die Menschen gewünscht sind und sich aufhalten können. „Das hilft uns auch in der Beratung und in der medizinischen Behandlung“, sagt Meier.

Abhängige Menschen sind Teile unserer Bevölkerung, die ihren Platz brauchen. Die wird es immer geben.

Beatrix Meier, Geschäftsführerin Ambulante Suchthilfe Bremen

Ein weiterer möglicher Grund sei die Verschärfung der Drogenszene durch chemische Drogen wie Crack. Konsummittel wie Crack hätten eine deutlich kürzere Wirkung, sodass die Konsumenten dadurch ein höheres sogenanntes Verlangen nach Drogen hätten, in der Folge also öfter konsumieren müssten.

Was unternimmt die BSAG?

Die BSAG hat ihr Sicherheitspersonal auf den entsprechenden Strecken verstärkt, insbesondere zu Zeiten, in denen viele Schulkinder unterwegs sind. Die Anfrage von buten un binnen Anfang September zum Thema war laut BSAG-Sprecherin Katharina Rüßbült Anlass „nochmal nachzuschärfen“. „Wir haben unser Fahrpersonal sensibilisiert und auch die Betriebsleitstelle nochmal zu dem Thema sensibilisiert.“ Damit tue die BSAG laut eigenen Angaben alles, was gerade möglich sei.

Wie sollte man sich verhalten, wenn man Drogenkonsum in Bus oder Straßenbahn beobachtet?

Laut BSAG soll man nicht selbst einschreiten. Denn damit bringe man sich womöglich selbst in Gefahr. Am besten sei es, sich zu entfernen und die Fahrerin oder den Fahrer anzusprechen, damit diese die Leitstelle oder die Polizei verständigen könnten. „Dreh- und Angelpunkt sind unsere Fahrenden. Deshalb: Bitte versuchen Sie nicht, auf eigene Faust, Drogenkonsumentinnen oder -konsumenten des Fahrzeugs zu verweisen. Sprechen Sie unser Fahrpersonal an und die kümmern sich dann darum“, so Rüßbült.

Bin ich selbst gefährdet, wenn jemand in der Straßenbahn oder dem Bus Drogen konsumiert?

Grundsätzlich sei es wie beim Passivrauchen von Zigaretten: Je näher man dran ist, desto schädlicher ist es, erklärt Kay Bultmann, der Ärztliche Leiter vom Bremer Gesundheitsamt. Das passive Einatmen von harten Drogen wie Crack sei aber natürlich bedenklicher. „Crack an sich ist deutlich schädlicher als Nikotinrauch, weil es die Substanz Kokain enthält, die man mit einatmet.“ Von Person zu Person könne die Wirkung zwar unterschiedlich sein.

Generell kann man aber sagen: Wenn man nah dran ist und das direkt mit einatmet, dann hat man schon eine deutliche Gesundheitsgefahr.

Kay Bultmann, Ärztlicher Leiter vom Bremer Gesundheitsamt

Symptome vom passiven Einatmen könnten bei Crack zum Beispiel Schwindel, Herzrasen oder Kopfschmerzen sein. Nach wenigen Minuten sollten diese aber wieder vorübergehen. High würde man vom passiven Einatmen aber nicht. Dafür müsse die Substanz, die meist in einer Pfeife geraucht wird, direkt inhaliert werden. Laut Bultmann sollte man versuchen, der Situation auszuweichen – gerade, wenn man in Begleitung von Kindern oder schwanger ist.

Dieses Thema im Programm:
Bremen Zwei, 26. September 2025, 10:10 Uhr