Hamburg – Deutschlands größte Bauruine, der Elbtower an den Elbbrücken in Hamburg, steht weiter so vor sich hin. Kein Handwerker legt Hand an, kein Baukran dreht sich beim Überbleibsel der Benko-Pleite. Seit fast drei Jahren ist das nun so.

BILD erfuhr jetzt: Die Verhandlungen zwischen dem potenziellen Investor Dieter Becken (76), der den Büroturm zu Ende bauen möchte und der Stadt Hamburg, die die unteren Etagen im Sockel als Naturkundemuseum nutzen will, sind nicht vor Anfang nächsten Jahres beendet.

Darum könnte der Ankauf teuer werden

Wobei inzwischen alles darauf hindeutet, dass sich die Stadt offenbar in das Projekt einkaufen könnte. Insider berichten, dass Becken der Stadt einen Teilankauf für eine Summe in Höhe von 500 bis 550 Millionen Euro angeboten haben soll. Bislang sei von rund 200 Millionen Euro die Rede gewesen.

Er will den Elbtower nach der Benko-Pleite zu Ende bauen: Baulöwe Dieter Becken (76)

Er will den Elbtower nach der Benko-Pleite zu Ende bauen: Baulöwe Dieter Becken (76)

Foto: Christian Charisius/dpa

Eine Begründung für die hohe Summe sei, dass ein Teilankauf günstiger sei als eine langfristige Miete. Stadt und Becken schweigen zu den Details ihrer Gespräche.

Schrumpfung des Elbtowers wird überlegt

Auch bezüglich einer Schrumpfung des Mega-Hochhauses hüllen sich die Gesprächspartner derzeit in Schweigen. Der Elbtower soll, so berichten Personen, die mit den Verhandlungen vertraut sind, womöglich nur noch 180 Meter hoch werden, weil Büroflächen schlecht zu vermieten seien.

Sollte einst ein neues Wahrzeichen für Hamburg werden: der Elbtower. Aber seit drei Jahren stehen die Bauarbeiten still

Sollte einst ein neues Wahrzeichen für Hamburg werden: der Elbtower. Aber seit drei Jahren stehen die Bauarbeiten still

Foto: Stephan Wallocha

Was Architekt David Chipperfield (71), der die Urheberrechte am Entwurf besitzt, davon hält, ist unklar. Fakt ist: Es gibt Kontakt zu seinem Büro, regelmäßig werden Gespräche geführt.

Politisch ist der Deal um das Pleite-Projekt von Unternehmer René Benko (48) des rot-grünen Senats mit Investor Becken problematisch. Bürgermeister Peter Tschentscher (59, SPD) hatte zugesagt, dass kein Cent Steuergeld „in das Privatprojekt“ fließen solle.

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Aber das war vor der letzten Bürgerschaftswahl. Inzwischen geht es nicht mehr darum, ob die Stadt einsteigen soll, sondern nur noch um die Höhe der Geldsumme. Und das, obwohl die Stadt mit einer neuen Oper und einem neuen Hafen-Museum bereits zwei teure Kultur-Großprojekte vor der Brust hat.

CDU-Fraktionsvize Richard Seelmaecker (52): „Tschentscher kassiert seine Versprechen. Damit tut er, was Olaf Scholz vor ihm tat: Probleme mit Geld zudecken, das ihm gar nicht gehört. Die Hamburger werden das teuer bezahlen müssen; schlimm!“