Vor gut zehn Jahren war Russland noch der Hoffnungsträger der globalen Autoindustrie. Heute steht das Land für einen Markt, der zwischen geopolitischem Bruch und wirtschaftlichem Niedergang zerrieben wird. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: von fast drei Millionen Neuwagen 2012 auf zuletzt nicht einmal 650.000 in den ersten sieben Monaten 2025. Im europäischen Vergleich ist Russland vom Spitzenreiter zum Nachzügler geworden.

Der Aufstieg des Gebrauchtwagenhandels zeigt, wie tief die Kaufkraft der Bevölkerung gesunken ist. Wer sich überhaupt ein Auto leisten kann, greift lieber auf gebrauchte Modelle zurück – oft westlicher Herkunft, deren Hersteller längst nicht mehr im Land produzieren. 

Kein Hersteller steht so sehr für diese Entwicklung wie Lada. Einst Symbol russischer Ingenieurskunst und Stolz der eigenen Autoindustrie, kämpft AvtoVAZ heute ums Überleben: Kurzarbeit, verschobene Modellstarts, improvisierte Produktion ohne grundlegende Sicherheitssysteme. Lada ist damit nicht nur ein Autokonzern, sondern das Sinnbild einer Branche, die ihren Anschluss verloren hat.

Die Geschichte des russischen Automarktes ist damit zur Geschichte eines Absturzes geworden – von großen Ambitionen über eine Phase künstlicher Stabilisierung bis hin zur Abhängigkeit von Importen und dem Rückzug ins Gebrauchtwagensegment. Wer heute auf Russlands Straßen blickt, sieht vor allem Vergangenheit – und kaum noch Zukunft.

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