Stand: 26.09.2025 11:56 Uhr

Eines abends will ein ein Unbekannter eine junge Frau nach Hause verfolgen. Sie sucht Zuflucht in einem BVG-Bus, der Fahrer gewährt ihr Schutz, wimmelt den Verfolger ab und bringt sie sicher nach Hause. Dafür ist Sener Piskin nun ausgezeichnet worden.

Der Berliner Busfahrer Sener Piskin ist nicht deshalb als „Lieblingsbusfahrer“ ausgezeichnet worden, weil er immer pünktlich kommt oder immer freundlich grüßt. Er hat Zivilcourage gezeigt und eine Teenagerin vor einem übergriffigen Mann beschützt.
 
Der Vorfall liegt bereits einige Jahre zurück. Piskin fährt an jenem Abend auf einer seiner Lieblingsstrecken – die der Buslinie 265. An der Endhaltestelle Märkisches Museum kommt eine Frau zur Fahrertür vorne am Bus. Hinter ihr ein Mann. Die Frau spricht Piskin an, bittet um Hilfe: Sie werde von einem ihr unbekannten Mann bedrängt und verfolgt, erinnert sich Piskin im Gespräch mit dem rbb.

Unbekannter will junge Frau nach Hause verfolgen

„Der Mann machte deutlich, dass er ’nur‘ wissen wolle, wo ich wohne“, erzählt die Frau heute. Daraufhin sei der Busfahrer aus seiner Kabine ausgestiegen, habe sich zwischen sie und den Mann gestellt und ihm den Zutritt zum Bus verweigert. Er könne ja den nächsten nehmen.
 
Der Unbekannte will aber im Bus mitfahren. „Ich habe Nein zu ihm gesagt, Sie fahren nicht mit“, erzählt Sener Piskin. Der wütende Mann kündigt daraufhin an, die Polizei zu rufen. „Ja, rufen wir die Polizei!“, erwidert Piskin laut. Daraufhin ist der Mann weggerannt. So erinnert sich Sener Piskin an den Vorfall.

„Ich habe mich total bedroht gefühlt“

Die Frau, die Piskin um Hilfe gebeten hatte, heißt Nele. Die damals Jugendliche habe sich „in dem Moment total bedroht gefühlt“, erzählt Nele dem rbb. Sie habe gewusst, dass an diesem Abend nicht mehr viele Busse fahren. „Aber der Busfahrer half dann sofort. Ich hatte die Möglichkeit, schnell aus dieser Situation rauszukommen“, sagt sie heute.
 
Sie ist die einzige, die an jenem Abend mitfährt. An der Haltestelle, an der sie raus muss, wartet Piskin noch, bis sie in der Haustüre verschwunden ist. „In dem Moment war das eine große Rettung, weil ich das Gefühl hatte, dass er sofort verstanden hat, was er zu tun hat“, sagt Nele über den Busfahrer und den Zufluchtsort.

Kombinierte Bus- und Fahrradspur, Schlossbrücke Unter den Linden, Berlin-Mitte am 15.03.2024. (Quelle: picture alliance/imageBROKER/Karl-Heinz Spremberg)

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Wiedersehen nach Jahren

Die Frau vergisst diese Geschichte jahrelang nicht. Als sie im Internet einen Aufruf sieht, dass Deutschlands „Lieblingsbusfahrer“ gesucht wird, schlägt sie Sener Piskin vor, der bereits seit 15 Jahren für die BVG Bus fährt.
 
Am Abend der Preisverleihung sehen sie sich zum ersten Mal wieder. „Ich hätte ihn sofort wiedererkannt, für mich ist das ein prägendes Gesicht“, erzählt Nele. Auch die BVG ist voll des Lobes: „Wir sind stolz, so engagierte Kolleginnen und Kollegen wie Sener bei uns zu haben. Er ist ein echtes Vorbild und zeigt, wie wichtig Herz und Verantwortung im Nahverkehr sind“, teilt Ronny Dethloff, Bus-Bereichsleiter bei der BVG, in einer Pressemitteilung mit.
 
Sener Piskin sagt, er helfe gerne und für ihn sei das auch selbstverständlich gewesen. „Es gehört für mich nicht nur zum Beruf, sondern auch zum Menschsein, Fahrgästen Sicherheit zu geben“, sagt Piskin. Die Auszeichnung mache ihn stolz, die Anerkennung sei ihm viel wert. „Ich freue mich sehr über die Auszeichnung – und noch mehr, dass ich helfen konnte.“

Mit Material von Helena Daehler
 
Sendung: rbb24 Inforadio, 26.09.2025, 08.50 Uhr

Rundfunk Berlin-Brandenburg