Das White Noise in der Eberhardstraße macht nach über 10 Jahren zu. Das gab Betreiberin Ninette Sander am Freitag bekannt. Die Gründe.

Eine Institution des Stuttgarter Nachtlebens schließt für immer ihre Türen. Wie am Freitagmittag bekannt wurde, ist für das White Noise in der Stuttgarter Eberhardstraße nach über 10 Jahren Schluss. Sowohl Bar als auch Club schließen.

„Wir machen dicht und das fällt uns nicht leicht“, heißt es auf der Webseite des White Noise, zu dem eine Bar und der gegenüberliegende Club nahe der Stadtbahnhaltestelle Rathaus in der Stuttgarter Innenstadt gehören. Bislang fanden im White Noise regelmäßig Partys, Konzerte, Talks und Public Viewings für ein breites Publikum statt. Auch die queere Community hatte, etwa im Rahmen der Partyreihe „Lovepop“, eine feste Anlaufstelle im White Noise.

Institution des Stuttgarter Nachtlebens schließt

Doch warum wirft der Szene-Treff im Herzen Stuttgarts das Handtuch? Auf der Webseite des White Noise sowie an der Tür der Bar veröffentlicht Betreiberin Ninette Sander ein mehrzeiliges Statement. Dort heißt es: „Wir machen dicht,

  • weil wir in den letzten Monaten gezielt angegriffen wurden,
  • zum Canceln und Boykott unserer Institution aufgerufen wurde ,
  • Communities durch Falschaussagen instrumentalisiert wurden,  
  • unser Publikum und unsere Kulturschaffenden durch Fehlinformationen verunsichert wurden ,
  • bestimmte Personen das digitale Zusammenleben als Waffe nutzen, um unseren Ruf zu schädigen und die eigene Karriere zu pushen“.

Teile des Statements an der Tür des White Noise. Foto: privat

Gemeint ist laut Betreiberin Ninette Sander ein Vorfall zwischen einem Türsteher und einer Stuttgarter Künstlerin, der sich vor einigen Monaten im White Noise ereignet haben soll.

Cybermobbing und Anfeindungen nach Vorfall im White Noise

„Der Grund für die Schließung ist Cybermobbing auf Social Media seit diesem Vorfall“, erklärte Sander auf Nachfrage unserer Redaktion. „Wir erleben massivste Anfeindungen. Die gesamte Community und unsere Gäste wurden verunsichert.“

Diese Verunsicherung habe sich auch in Absagen von Veranstalterinnen und Veranstaltern gezeigt. „Zum Teil war das sehr kurzfristig und wir konnten Termine nicht mehr belegen“, so Sander. „Wir hatten stellenweise zwei bis drei Gäste am Abend – wie soll man denn so einen Laden mit einer ganz normalen Miete führen?“ Auch emotional sei die Situation bis zuletzt extrem belastend gewesen sein.

Veranstalter sagen ab, Bar und Club bleiben leer

„Es ist schon verrückt, was man sich über elf Jahre aufbaut und innerhalb eines halben Jahres wird alles zerstört“, sagt Sander. Auf der White-Noise-Webseite bedankt sich die Chefin bei ihren Gästen. „ Viele von euch haben uns unterstützt, mitgetragen und gezeigt, worum es wirklich geht: Gemeinschaft, Kultur, Begegnung. Dafür sagen wir Euch von Herzen Danke. Und bitte kommuniziert im Netz inklusiv, nicht exklusiv. In echt sowieso.“

Veranstaltende geschockt

Erste Akteure des Stuttgarter Nachtlebens bekunden ihr Bedauern. Für die Lovepop-Veranstalter etwa kam die Schließung laut eigener Aussage „völlig überraschend“.

Veranstaltungen, die künftig im White Noise geplant waren, müssten vorerst abgesagt werden. Denn in den Räumen in der Eberhardstraße sind ab sofort die Schotten dicht.

Das Aus des White Noise ist endgültig

„Die Veranstaltenden sind mir natürlich sehr ans Herz gewachsen, und ich versuche jetzt Alternativorte für ihre Events zu finden, auch wenn das teils sehr kurzfristig ist“, sagt Sander. Sie selbst werde sich jetzt erst einmal zurückziehen. „Ich bin eine umtriebige Person und werde sicherlich weiterhin dafür sorgen, dass Kulturräume geschaffen werden, denn das ist mir sehr wichtig. Nur weiß ich noch nicht, wo und wann.“

Wie es mit den Räumlichkeiten des White Noise künftig weitergeht, ist noch unklar. „Ich könnte mir vorstellen, dass es jetzt natürlich ganz geschickt ist, dass wir dort jetzt raus sind“, sagt Ninette Sander. Denn für das gesamte Areal um die Rathaus-Passage sind umfangreiche Umbau- und Sanierungsmaßnahmen geplant.