Stand: 26.09.2025 15:09 Uhr

Mit dem Fahrplanwechsel zum Jahresende verdichtet die Deutsche Bahn den Takt im Fernverkehr auf zentralen Strecken. Dafür dünnt der Konzern weniger nachgefragte ICE-Verbindungen aus. Die Neuerungen im Überblick.

Die Deutsche Bahn setzt ab Mitte Dezember auf mehr und schnelleren Zugverkehr zwischen den großen Städten, während in der Fläche einige Verbindungen wegfallen. Unter anderem wird das ICE-Sprinter-Netz ausgebaut: So gibt es künftig eine solche Verbindung auch zwischen Berlin und Stuttgart über Nürnberg, wie der Konzern heute mitteilte.

Und zwischen Hamburg und Frankfurt sowie zwischen München und Berlin sollen mehr Sprinter fahren. Die Sprinter sind bei den Fahrgästen beliebt, weil sie wenige Halte auf der Strecke haben und daher kürzere Fahrzeiten versprechen.

Verweis auf fehlende Wirtschaftlichkeit

Einige schwach nachgefragte Verbindungen könne die DB dagegen angesichts der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen mit hohen Kostensteigerungen nicht mehr anbieten, teilte der Konzern mit. Dazu gehört die Verbindung zwischen Leipzig und Nürnberg über Jena. Dort wird die Zahl der täglichen Fernfahrten mit IC-Zügen pro Richtung von fünf auf zwei reduziert.

Die Bahn verweist hier auch auf das Deutschlandticket: Auf vielen Strecken, auf denen es alternative Verbindungen im Nahverkehr gebe, seien Kunden verstärkt darauf umgestiegen. Die Sitzplätze im IC von Leipzig nach Jena etwa seien teilweise nur zu zehn Prozent belegt. In Lübeck und Berchtesgaden wird ab dem Fahrplanwechsel kein Fernverkehrszug mehr halten.

DB konzentriert sich auf Strecken mit hoher Nachfrage

„Wo jetzt schon viele Fahrgäste unterwegs sind, bieten wir im neuen Fahrplan noch mehr Zugfahrten an. Wir bauen unseren Fahrplan mit Blick auf Nachfrage und Kapazität auf dem Schienennetz gezielt aus“, sagte der für den Fernverkehr zuständige Bahn-Vorstand Michael Peterson laut Mitteilung. Das Angebotsvolumen bleibe insgesamt konstant.

Der Fokus auf die stark nachfragen Strecken zeigt sich auch beim Halbstundentakt: Der Bahn zufolge wird das Streckennetz, auf dem künftig etwa alle halbe Stunde ein Hochgeschwindigkeitszug fährt, von 900 auf 2.300 Kilometer vergrößert.

Von Hamburg nach Wien bald nur mit Umstieg

Auf den wichtigsten ICE-Linien wird die Bahn darüber hinaus Start- und Zielbahnhöfe, Zwischenhalte und Fahrplantakte vereinheitlichen. „Auch sollen möglichst alle Fahrten der Linien jeweils mit derselben ICE-Baureihe erfolgen“, teilte der Konzern mit. Ziel ist es, das System so weniger komplex und in der Folge verlässlicher zu machen. Das Grundprinzip entspreche dem von S-Bahn-Systemen.

Das führt aber auch dazu, dass einige lange Direktverbindungen künftig wegfallen wie etwa Hamburg-Hannover-Kassel-Wien, die Fernverkehrsanbindung von Lübeck und Direktverbindungen in Kiel. Fahrten nach Wien werden beispielsweise vereinheitlicht über die Strecke Dortmund-Wien abgewickelt. Wer von Hamburg aus in die österreichische Hauptstadt fahren will, muss künftig umsteigen.

Ein weiteres Beispiel ist Kiel: Die Landeshauptstadt verliert einige unsystematische Einzelverbindungen und erhält ein systematisch zweistündliches Taktangebot in Richtung Hannover, Frankfurt und Stuttgart.

Hohes Risiko, den Anschluss zu verpassen

Angesichts der aktuellen Verspätungsprobleme der Bahn könnten die Folgen des Fahrplanwechsels für Reisende unangenehm sein. Denn es erhöht sich das Risiko, etwa auf dem langen Weg von Hamburg nach Wien beim Umstieg den Anschluss zu verpassen – und noch viel länger unterwegs zu sein als geplant. Zuletzt erreichten die ICE- und IC-Züge nur knapp 60 Prozent ihrer Halte pünktlich, also mit maximal 5:59 Minuten Verspätung.

Die Aussichten auf Besserung sind nicht groß. Denn Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) lockerte erst am Montag das Pünktlichkeitsziel für die Bahn, weil er das bisherige für unrealistisch hält. Erst bis Ende 2029 soll die Pünktlichkeit im Fernverkehr bei mindestens 70 Prozent liegen. Die bislang von der Bahn anvisierten Ziele seien „nicht annähernd erreichbar“, so Schnieder. Das bisherige Ziel der Bahn sah diese Quote bereits für 2026 vor.

Mittelfristig soll die Quote nun laut Ministerium bei mindestens 80 Prozent liegen, langfristig bei mindestens 90 Prozent. Im Nahverkehr soll die Pünktlichkeit dauerhaft mehr als 90 Prozent betragen. Ein konkreter Zeitraum für diese Ziele geht aus der Strategie nicht hervor.

Große Baustellen führen auch 2026 zu Einschränkungen

Viele Züge werden aber auch im kommenden Jahr von der maroden Infrastruktur und vielen Baustellen im Netz ausgebremst werden. Allein durch das Konzept der sogenannten Generalsanierungen wird es im Jahr 2026 fünf Großbaustellen im Netz geben, bei denen die Strecken monatelang komplett gesperrt werden:

  • Hamburg-Berlin bis zum 30. April
  • Hagen-Wuppertal-Köln von Anfang Februar bis Mitte Juli
  • Nürnberg-Regensburg ebenfalls von Anfang Februar bis Mitte Juli
  • Obertraubling-Passau von Mitte Juni bis Mitte Dezember
  • Troisdorf-Wiesbaden von Mitte Juli bis Mitte Dezember

Mit den Generalsanierungen sollen bis 2036 rund 40 besonders wichtige und hochbelastete Strecken grundlegend modernisiert werden. Die Bahn erhofft sich danach deutlich weniger Störungen auf den Strecken und damit einen zuverlässigeren Betrieb.

Weitere Neuerungen im Fahrplan im Überblick

  • Der neue ICE L geht an den Start. Erste Einsätze des Fahrzeugs vom spanischen Hersteller Talgo sind zwischen Berlin und Köln vorgesehen. Das Besondere an dem Zug ist sein Einstieg, der ohne Treppen auskommt. Obwohl der Zug den Namen ICE trägt, ist er aber nicht mit höchster Geschwindigkeit unterwegs: Der ICE L darf nicht mit maximal 300, sondern lediglich mit bis zu 230 Kilometern pro Stunde durchs Land fahren.
  • Die Bahn nimmt 40 neue beziehungsweise verlängerte grenzüberschreitende Fahrten ins Programm auf. Zwischen Deutschland und Polen nimmt die neue Eurocity-Linie zwischen Leipzig und Krakau den Verkehr auf, zudem werden weitere Städte in der Schweiz erreicht. Später, ab Mai, kommt eine neue Verbindung von Prag nach Kopenhagen über Dresden, Berlin und Hamburg hinzu. Ab September fährt zu dem vier Mal am Tag ein ICE von Köln nach Antwerpen mit Halt am Flughafen Brüssel.
  • Für international Reisende wird zudem das Buchen einfacher: Neben Fernverkehrszügen der Österreichischen und der Schweizer Bundesbahnen sind „ab sofort auch viele innerfranzösische TGV-Verbindungen sowie Fahrkarten mit dem Eurostar direkt auf bahn.de oder im DB Navigator“ buchbar, wie es von der Bahn heißt. Konkret können Bahnfahrer beispielsweise Fahrkarten von Frankfurt nach London oder von Paris nach Marseille mit dem TGV erwerben. Auch die durch Deutschland führenden Nachtzüge der ÖBB sind nun über die Vertriebskanäle der DB erhältlich.

Der neue Fahrplan gilt ab dem 14. Dezember. Buchungsstart ist am 15. Oktober.