Für viele, die aus Villingen-Schwenningen, Rottweil oder Tuttlingen regelmäßig nach Stuttgart unterwegs sind, ein Unding, ihnen wäre es am liebsten, wenn die bisherige Anbindung über die so genannte Panoramabahn, auf der man sich mit Blick in den Stuttgarter Talkessel langsam dem Hauptbahnhof nähert, erhalten bliebe, bis die Alternativstrecke fertig ist.

Diese für die Bahnkunden in der Region wohl eleganteste Lösung scheint nicht durchsetzbar. In der Versammlung des Regionalverbandes Schwarzwald-Baar-Heuberg am Freitag, 26. September, im Landratsamt Villingen-Schwenningen wies Vorsitzender Wolf-Rüdiger Michel (Landrat von Rottweil) die Schuld dafür dem „grünen Bürgermeister von Stuttgart zu“, also Baubürgermeister Peter Pätzold, der diesen Wunsch der Gäubahn-Anlieger „bockelhart“ blockiere und „null Solidarität mit den Südanliegern“ zeige.

Auch MdL Niko Reith (FDP, Donaueschingen) glaubt nicht, dass die Panoramabahn-Variante noch eine Chance hat, wie er sagte. Die Verbandsversammlung, der Repräsentanten aus den drei Landkreisen Schwarzwald-Baar, Rottweil und Tuttlingen angehören, forderte deshalb die Deutsche Bahn AG neuerlich dazu auf, „so bald wie möglich mit dem Bau des Pfaffensteigtunnels zu beginnen“ und dafür zu sorgen, dass die Inbetriebnahme auch Jahr 2032 sichergestellt ist.

Pfaffensteig-Strecke noch nicht genehmigt

Denn noch ist die Pfaffensteig-Strecke, für die sich die drei Landkreise stark gemacht haben, noch nicht genehmigt. MdL Guido Wolf (CDU, Tuttlingen) schätzt aber, dass der Planfeststellungsbeschluss im Jahr 2026 rechtskräftig wird. Für den CDU-Politiker und ehemaligen Landtagspräsidenten ist es ein echter Durchbruch, dass die Finanzierung des Pfaffensteigtunnels im Bundeshaushalt hinterlegt ist. „Wir haben für den Pfaffensteigtunnel als Optimale Anbindung gekämpft“, erinnerte er. Gleichwohl sei es ärgerlich, dass die Region „längere Zeit“ ohne Anbindung an den Hauptbahnhof bleibe, sagte er. Wolf ist auch der Vorsitzende der der Initiative Gäubahn. Der Umstieg in Vaihingen sei für die Fahrgäste ein Bequemlichkeitsverlust. „Wenn überhaupt, dann darf das nur für einen kurzen Zeitraum sein“, so Guido Wolf.

Polzer glaubt nicht an Termin 2032

Hermann Polzer (Die Grünen, Spaichingen) glaubt, dass es unrealistisch ist, auf eine Inbetriebnahme der Pfaffenwaldtunnelstrecke schon 2032 zu hoffen. „Verpasste Anschlüsse sind vorprogrammiert“, beim Umstieg in Vaihingen, weshalb die Panoramastrecke bis zur Fertigstellung der Alternativroute erhalten bleiben müsse. Vor wenigen Tagen probten 200 Freiwillige, wie es ist, wenn in Vaihingen ein voller Zug aus Richtung Zürich, Tuttlingen, Rottweil und Horb endet und alle in die S-Bahn umsteigen müssen. Regionalverbandsdirektor Marcel Herzberg erzählte in der Verbandsversammlung: „So einfach, wie die Bahn sich das vorstellt, ist das nicht“. Der Verbandsdirektor weiter: „Es gab eine drangvolle Enge, weil der Bahnhof Vaihingen nicht darauf ausgerichtet ist, einen Zug, der von Zürich aus Fahrgäste einsammelt, aufzunehmen und alle Personen auf die S-Bahn zu verteilen. Nicht einmal die Barrierefreiheit sei da mehr gewährleistet werden. „Da muss sich die Bahn noch einiges überlegen“, so Marcel Herzberg.

Aufforderung für eine optimale Umsteigesituation

Die Verbandsversammlung forderte deshalb die Bahn und den Verband Region Stuttgart nachdrücklich dazu auf, vom ersten Tag der Unterbrechung der Gäubahn in Stuttgart-Vaihingen eine optimale Umsteigesituation auf die S-Bahn sicherzustellen. Eine Unterbrechung ohne gleichzeitigen S-Bahn-Anschluss wird klar abgelehnt.

Für MdL Guido Wolf dürfen mit der Umsetzung des Anschlusses in Stuttgart die Investitionen auf der Gäubahn aber nicht enden, nötig seien Ausbaumaßnahmen in Neufra, Epfendorf, zwischen Rietheim bei Tuttlingen. Die Verbandsversammlung appellierte darum an die Bahn, Planung und Bau des Projekts „Gäubahn Abschnitt Süd“ zügig voranzutreiben. Für die dauerhafte Attraktivitätssteigerung der Gäubahn sei dies elementar. Teile der Strecke sind immer noch eingleisig, etwa zwischen Grünholz und Rottweil oder Rietheim und Tuttlingen.