Und die Sachsen selbst verbrauchen weniger Wasser (ca. 95 Liter pro Kopf und Tag) als die Bundesbürger im Schnitt (ca. 126 Liter pro Kopf und Tag). „Aber: der Nutzungsdruck auf das Wasser steigt generell, wir wollen auch Industrien ansiedeln und viele Industrien benötigen Wasser“, erklärt Uwe Müller.

Die Chips sind mikro, der Wasserverbrauch ist makro

Sachsen gilt als Herzkammer der europäischen Halbleiterindustrie: „Derzeit kommt etwa jeder dritte Chip, der in Europa produziert wird, aus Dresden. Und mit den Ansiedlungen, unter anderem von Infineon, wird in Zukunft jeder zweite Chip aus dem Großraum Dresden kommen“, sagt Holger Hasse. Beim deutschen Chiphersteller Infineon leitet er den Neubau der „Smart Power Fab“, der die bestehende Fabrik ergänzt.

Die Branche gilt als strategisch wichtig und sie bringt Geld und Jobs in die Region. Doch das hat seinen Preis: Die Stadt Dresden schreibt auf Anfrage, dass die Halbleiterindustrie bis 2030 fast 40% des gesamten Wassers im Großraum Dresden verbrauchen werde und der Bedarf dann noch weiter steige. Im Umkehrschluss heißt das: Ein paar Fabriken werden in einigen Jahren fast so viel Wasser benötigen wie rund 600.000 Einwohnerinnen und Einwohner der Landeshauptstadt. „Wir verwenden Wasser für die Verdünnung, zum Spülen oder auch als Zusatzstoff bestimmter Schleifprozesse der Chips. Weiterhin brauchen wir Wasser für die Kühlung“, erklärt Infineon-Manager Hasse.

Wasser für Industrie und Menschen entkoppeln

Dresdens Wasserversorger plant separate Versorgungswege für Industrie und die Bevölkerung. Neue Flusswasserwerke und Leitungen sind im Bau und sollen die Halbleiterbranche direkt versorgen, während bestehende Wasserwerke weiter die Dresdner beliefern. Im Notfall — so regeln es Landesgesetze — hat die Trinkwasserversorgung immer Vorrang vor allen anderen Nutzungsformen. Die Stadt Dresden bewertet die Elbe als sich stetig erneuernde und nachhaltige Quelle: „Sie gilt als sicher“, schreibt die Stadt auf Anfrage von MDR WISSEN.