Bernd Kreis serviert im High Fidelity peruanische Küche und arbeiten mit Spitzenköche aus Peru zusammen wie Juan Carlos Urbina Arce. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko
Die Werner Bonhoff Stiftung setzt sich für den Abbau von Bürokratie ein – und fand den Einsatz von Bernd Kreis für seine Fachkräfte aus Peru ausgezeichnet.
Sein Kampf gegen die Behörden ging durch die Medien, nun wird Bernd Kreis dafür ausgezeichnet – mit dem „Werner-Bonhoff-Preis-wider-den-§§-Dschungel“. Die Berliner Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, den Bürokratismus in Deutschland sichtbar zu machen. Politik und Verwaltung sollen auf beispielhafte Fälle aufmerksam gemacht werden, um „ Missstände zu beheben und für Verbesserungen zu sorgen“. Bernd Kreis hatte für seine Weinbar High Fidelity vor drei Jahren einen Koch aus Peru einstellen wollen, was ihm die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Arbeitsagentur aber zunächst nicht genehmigte. Es dauerte rund ein Jahr, bis der Kandidat doch ein Visum erhielt. „Es war ein Riesenkampf“, sagt Bernd Kreis, „deshalb freue ich mich über den Preis.“
Erfolglose Suche in Deutschland
Bernd Kreis hatte in seiner Stuttgarter Weinbar High Fidelity zunächst nur Sanguche angeboten, peruanische Sandwiches. Um das Speiseangebot auszubauen, benötigte er allerdings Verstärkung für die Küche. Nach monatelanger erfolgloser Suche in Deutschland wurde er in Peru fündig. Aber die deutsche Botschaft in Lima erkannte die berufliche Qualifikation seines Kandidaten zunächst nicht an, obwohl er international renommierte Kochschulen besucht und abgeschlossen hatte. Außerdem befand die Arbeitsagentur das Lokal als nicht genug peruanisch klassifiziert, um einen Koch aus Peru anstellen zu dürfen. Denn den Beamten war die aktuelle Speisekarte nicht vielfältig genug. und dem modern und schlicht gehaltenen Restaurant fehlte ihrer Meinung nach ein „erkennbares landestypisches Ambiente“.
Mit peruanischen Sandwiches legte Bernd Kreis los, mittlerweile ist aus der Weinbar ein Restaurant geworden. Foto: Lichtgut/Kovalenko
„Der Fall des Stuttgarter Gastronomen verdeutlicht beispielhaft, welche Hürden und Folgen die häufig restriktive Praxis der beteiligten Behörden nach sich ziehen können“, teilt die Werner Bonhoff-Stiftung mit. Gerade bei der Einwanderung von Fachkräften, die in die Sozialsysteme einzahlten, wären problemlösungsorientierte Entscheidungen gefragt und wünschenswert, lautet ihre Forderung. Mangels Personal stand Bernd Kreis damals selbst bis zu 16 Stunden täglich in seinem Betrieb. Wie hätte er ohne qualifizierten Koch mehr Speisen anbieten sollen, fragt die Stiftung rein rhetorisch. Und dass die Beamten offenbar Lamas, Ponchos und Bilder vom Machu Picchu als Dekoration erwarteten, sind für sie „schablonenhaften Kriterien“. Für Bernd Kreis war diese Forderung nach den Klischees seine „frustrierendste Erfahrung in 30 Jahren Selbstständigkeit“.
Bürokratieabbau von der Politik gewünscht
Bernd Kreis findet es „schön, dass der Fall noch einmal Öffentlichkeit bekommt“. Denn davon seien nicht nur die Gastronomie betroffen, sondern alle Branchen. Immer wieder komme es auch zu Abschiebung von hoch qualifizierten Flüchtlingen, obwohl sie Arbeitsplätze hätten und von ihre Firmen gebraucht würden. Von der neuen Bundesregierung wünscht sich der Wirt und Weinhändler mehr Bürokratieabbau. Zur Preisverleihung hatte sich immerhin Cem Özdemir (Grüne) angekündigt, der Baden-Württembergs nächster Ministerpräsident werden will.
Bernd Kreis beschäftigt im High Fidelity mittlerweile vier Spitzenköche aus Peru. Er habe die Absage der Behörde nicht stumm hingenommen, sondern seine Kritik öffentlich geäußert und dadurch Druck aufgebaut, was zu einer Neubewertung des Antrages geführt habe, lobt ihn die Stiftung. Mit seinem Fall habe er sich am Projekt „Bürokratie-Therapie“ der Werner Bonhoff Stiftung beteiligt und „damit Impulse für Verbesserungen in der Verwaltung angeregt, von denen das Gemeinwohl profitiert“. Für diesen Einsatz erhält er den Preis, der mit 25 000 Euro dotiert ist.