Werner Imhof|Foto: Till Janzer, Radio Prague International
Im Interview für Radio Prag International erzählt Werner Imhof, er habe sich sein Leben lang immer über sture Beamte geärgert habe. Es gehe um jene Spezies, die Menschen, von denen sie bezahlt werden und denen sie dienen sollen, wie Bittsteller behandelten. Und sie sind in dem mit seinem Bruder Walter entstandenen Buch die ungewollten Helden.
„Irgendwann habe ich einen Weg gefunden, mich auf humorvolle Weise mit solchen Beamten auseinanderzusetzen, worüber sie sich sehr oft sehr aufgeregt haben. Ich nehme sie einfach auf die Schippe, ich nehme sie nicht ernst. Und ich antworte ihnen im gleichen Stil, wie sie mir schreiben. Auf diese Weise habe ich auch schon einige Beleidigungsklagen angedroht bekommen. Aber ich habe festgestellt, dass man mit Humor bei den Beamten weiterkommt“, sagt Imhof.
Foto: Werner Imhof
Aus einem dieser Behördenbriefe zitierend, lautet der Titel der Veröffentlichung: „Ihnen wird vorgeworfen, als Schäferhund folgende Ordnungswidrigkeit begangen zu haben…“. Das Buch ist letztlich auch autobiografisch, weil es mit seinen Geschichten einen Bogen spannt von Werner Imhof als Dreijährigem bis heute. Und es reflektiert ebenso seine Tätigkeit als Historiker, Übersetzer und Publizist. Imhof hat viele Jahre lang bei der Brücke/Most-Stiftung in Dresden gearbeitet. Dabei betreute er zahlreiche Zeitzeugenprojekte und hat unter anderem mit vielen tschechischen Holocaust-Überlebenden gesprochen. In eines der Kapitel ist das als Hintergrund eingeflossen.
Am meisten geht es jedoch um all die Fälle, in denen er in den „Würgegriff der Bürokraten“ (Buch-Untertitel) geraten ist – dokumentiert durch die entsprechenden Briefwechsel.
„Und viele weitere Begegnungen mit Beamten, die nicht schriftlich verlaufen sind, habe ich einfach im Kopf. Sie sind unvergesslich“, ergänzt Werner Imhof.
Foto: Werner Imhof
Während er gerne schreibt, zeichnet Walter Imhof lieber. Oder wie im Vorwort des Buches von ihm zu lesen ist:
„Ich liebe die Ohrfeigen, die mein Bruder austeilt. Ich selbst lasse lieber meine Bilder sprechen.“
Zu seinen Illustrationen sagt Walter Imhof:
„Ich zeichne meist mit Tusche oder Bleistift. Das koloriere ich dann leicht weiter mit ein bisschen Wasserfarbe. Aber ich zeichne im Grunde mit allem, was Striche hinterlässt. Ich habe keine Technik, die ich besonders anwende oder die sich stringent durch das Buch ziehen würde.“
Foto: Werner Imhof
Auseinandersetzung mit dem tschechischen Präsidenten
Foto: Werner Imhof
Eine besonders eindrückliche Begegnung hatte Werner Imhof – noch vor dem Beitritt Tschechiens zum Schengenraum – mit einer sächsischen Zollbeamtin am Grenzübergang aus Tschechien auf dem Weg zu seiner Arbeit in Dresden. Gegenüber Radio Prag International schildert er diese Geschichte. Über den Beginn der besonderen Beziehung zu der Beamtin sagt er:
„Sie hat mich immer wieder aufgefordert, rechts ranzufahren, und mich eine Viertelstunden warten lassen. Dann kam sie und sagte: ‚Herr Imhof, Ihr Auto hat ja tschechische Kennzeichen.‘ Ich habe gesagt, in Tschechien hätten alle Autos tschechische Kennzeichen. Da meinte sie: ‚Das geht aber nicht!‘ Ich sagte: ‚Ja wie? Sie sehen doch, dass das geht.‘ Und sie entgegnete: ‚Nein, Sie müssen ihr Auto in Deutschland anmelden.‘ Ich habe gefragt: ‚Warum? Ich lebe nicht in Deutschland…‘ Sie: ‚Weil Sie Deutscher sind und dem deutschen Staat sonst Einnahmen entgehen.‘“
Foto: Werner Imhof
Die Auflösung dieses verzwickten Falls schildert Werner Imhof im Interview und natürlich auch im Buch.
2011 erhielt Imhof die Verdienstmedaille des Tschechischen Verbandes der Freiheitskämpfer (Český svaz bojovníků za svobodu) – als erst zweiter Deutscher überhaupt. Er sei sehr stolz darauf gewesen, sagt der Historiker und Publizist. Dann wurde diese Medaille fünf Jahre später auch dem damaligen tschechischen Staatspräsidenten Miloš Zeman verliehen. Imhof gab daraufhin empört seine Auszeichnung zurück. In einem öffentlichen Brief verwies er darauf, dass Zeman Angela Merkel als Nazi bezeichnet und zur Ermordung von Journalisten aufgerufen sowie sturztrunken das Präsidentenamt repräsentiert habe:
„Das hat eingeschlagen wie eine Bombe. Abends hat mich meine Enkelin angerufen und gesagt: ‚Opa, du bist im Fernsehen in den Hauptnachrichten.‘ Und das ging dann zwei Wochen lang so. In allen Medien wurde das breitgetreten und immer wieder kommentiert. Ich habe zu meiner Überraschung sehr viele positive Rückmeldungen aus Tschechien bekommen. Nur eine negative war dabei: Meine Buchhalterin kündigte und sagte, ich habe ihren Präsidenten beleidigt.“
Foto: Werner Imhof
Auch dieses aufregende Kapitel aus seinem Leben hat Werner Imhof im Buch mit seinem Bruder dokumentiert.
Das Buch „Ihnen wird vorgeworfen, als Schäferhund folgende Ordnungswidrigkeit begangen zu haben…“ von Werner und Walter Imhof kann beim tredition Verlag bestellt werden. Es kostet 29 Euro und hat 192 Seiten.