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Eine vermeintliche Festzelt-Dekoration entfesselt kontroverse Diskussionen. Ein Wiesn-Plakat verwandelt sich in das Symbol einer tieferen Debatte.
Das Oktoberfest gilt als Inbegriff bayerischer Tradition – hier treffen sich seit über 200 Jahren Menschen aus aller Welt, um gemeinsam zu feiern. Die Wiesn steht für Authentizität, Handwerkskunst und den Stolz auf regionale Kultur. Jedes Detail soll diese Werte widerspiegeln, von der traditionellen Tracht bis zur liebevoll gestalteten Festzelt-Dekoration.
Das Paulaner-Festzelt gehört zu den traditionsreichsten Zelten auf dem Oktoberfest. © IMAGO/B. Lindenthaler
Doch in diesem Jahr sorgt ausgerechnet ein Plakat im renommierten Paulaner-Festzelt für Diskussionen. Was zunächst wie harmloses Oktoberfest-Marketing aussieht, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als digitales Ärgernis. Ein Reddit-Nutzer machte das Poster öffentlich – und löste damit online Häme aus.
Wenn Künstliche Intelligenz auf bayerische Tradition trifft
Ein Besucher des Paulaner-Festzelts fotografierte ein großformatiges Plakat am Eingang und teilte das Bild auf Reddit. Seine Analyse fiel deutlich aus: Das Poster zeige alle typischen Merkmale von KI-generierter Grafik. Der charakteristische gelbstichige Farbton, inkonsistente Details bei den Wimpeln und ein Riesenrad-Wagen, der perspektivisch falsch platziert ist. Hier können Sie den Post sehen:
Die Online-Community reagierte prompt und ungnädig. „Haben sich 35 Dollar für einen Designer gespart! Oder den Preis von zwei Bier“, kommentierte ein Nutzer sarkastisch. Andere kritisierten den weit verbreiteten Stil von KI-Grafiken und die fehlende Mühe bei der Gestaltung. Ein Kommentar spiegelt den grundsätzlichen Tenor wider: „Wirklich langweilig und uninspiriert.“
Der Ansturm aufs Oktoberfest 2025: Bilder vom ersten Wiesn-SamstagFotostrecke ansehen
Das Oktoberfest steht vor einem Spannungsfeld: Einerseits sollen jahrhundertealte Traditionen bewahrt werden, andererseits drängen moderne Technologien in alle Lebensbereiche. KI-generierte Grafiken sind kostengünstig und schnell verfügbar – doch sie können die handwerkliche Qualität traditioneller Gestaltung nicht ersetzen.
Die Reaktionen zeigen, dass viele Menschen den Unterschied durchaus bemerken. „80 Prozent der Leute checken das eh nicht“, vermutete zwar ein Kommentator. Die lebhafte Diskussion im Netz beweist jedoch das Gegenteil: Authentizität und Qualität werden sehr wohl wahrgenommen und geschätzt. Ebenso unerwartet kam für Paulaner wohl das Bier-Aus im Festzelt Stubn.
Stecken die Festzelt-Besitzer hinter dem Plakat?
Reddit-Nutzer spekulierten über die Identität der dargestellten Personen. Eine plausible Theorie: Das Plakat zeigt die Zeltbesitzer-Familie Schörghuber-Pongratz. In der Mitte soll Arabella Schörghuber zu sehen sein, umgeben von ihren Kindern Ramona und Alexander Pongratz. Haarfarbe und Alter der gezeigten Personen stützen diese Vermutung.
Sie haben das Sagen im Paulanaer Festzelt auf der Wiesn: Arabella Schörghuber (Mitte) mit ihren Kindern Alexander und Ramona Pongratz. © Markus Götzfried
Falls diese Interpretation stimmt, hätte die Familie das KI-generierte Familienbild offenbar genehmigt und prominent platziert. „Die fanden es wohl gut, deshalb hängt es da“, mutmaßte ein Kommentator. Diese persönliche Komponente macht die Diskussion um das Plakat noch brisanter – schließlich geht es nicht nur um Gestaltungsqualität, sondern um die Darstellung echter Menschen. Arabella Schörghuber plant übrigens das Paulaner-Zelt abzugeben.
Ein simples Plakat im Paulaner-Festzelt wird zum Symbol für eine größere Debatte. Die Kritik an der KI-Grafik verdeutlicht: Auch in Zeiten digitaler Möglichkeiten erwarten Menschen bei traditionellen Veranstaltungen wie dem Oktoberfest handwerkliche Qualität und Liebe zum Detail. Das Fest mag sich weiterentwickeln, für künftige Gestaltungen empfiehlt sich vielleicht aber wieder menschliche Kreativität.