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Bei der Restaurierung eines Sammlungsschranks blitzt ein historisches Dokument auf. Es verknüpft erstmals den Namen des Braunschweiger Meisters mit den erhaltenen Vitrinenschränken.

Braunschweig – Bei der Restaurierung eines barocken Sammlungsschranks im Herzog Anton Ulrich-Museum (HAUM) in Braunschweig machte das Team eine unerwartete Entdeckung: Im Hohlraum des Gesimses blitzte plötzlich etwas auf – ein rund 300 Jahre altes Schriftstück. Das Museum berichtet darüber auf seiner Website.

Ein Schriftstück, das die Möbelgeschichte neu schreibt: Im HAUM wird der Kunsttischler Johann Ulrich Staats eindeutig als Schöpfer barocker Vitrinenschränke identifiziert.Ein Schriftstück, das die Möbelgeschichte neu schreibt: Im HAUM wird der Kunsttischler Johann Ulrich Staats eindeutig als Schöpfer barocker Vitrinenschränke identifiziert © dpa/Herzog-Anton-Ulrich-Museum

Wie sich herausstellte, hat es dieses Dokument in sich. Die Diplom-Restauratorin Ursel Gaßner beschreibt den Fund so, als hätte der vor drei Jahrhunderten lebende Meister des Möbelstücks, Johann Ulrich Staats, den Forscherinnen und Forschern aus dem Inneren seines Werkes die Hand gereicht. „Trotz zahlreicher früherer Restaurierungseingriffe blieb das Dokument verborgen“, erklärt sie in einer Mitteilung des Museums.

Verloren geglaubtes Werk eines Braunschweiger Meisters

Die Bedeutung des Fundes ist immens. Johann Ulrich Staats, ein Braunschweiger Kunsttischler, prägte die Ausgestaltung des Braunschweiger Residenzschlosses in den 1720er Jahren maßgeblich. Obwohl sein Einfluss bekannt war, galt sein konkretes Werk seit dem Schlossbrand von 1830 als verloren. Wie das HAUM-Team erläutert, identifiziert das nun auf 1729/1739 datierte Dokument ihn als bislang unbekannten Auftragnehmer und Schöpfer der Möbel – und verknüpft seinen Namen erstmals eindeutig mit den erhaltenen Vitrinenschränken.

Für die Forschung zur barocken Möbelkunst in Norddeutschland ist dies ein Durchbruch. Das Dokument konnte mit Hilfe der neuen digitalen Röntgenanlage des HAUM gelesen werden – und dank des Einsatzes des Restaurierungsteams um die Diplom-Restauratorinnen Julia Köhler und Ursel Gaßner.

Erfolgreiche Analyse des historischen Möbelstücks

Wie das HAUM zum Hintergrund des Sensationsfunds berichtet, ließ Herzog August Wilhelm zwischen 1725 und 1730 zwölf prachtvolle Vitrinenschränke für den „Grauen Hof“ anfertigen, davon zehn als wirkungsvolle Schaustücke für kostbarste Preziosen. Vier dieser Schränke sind heute im Herzog Anton Ulrich-Museum erhalten; an einem von ihnen wurde nun die umfassende Restaurierung vorgenommen – wobei der beschriebene spektakuläre Fund ans Licht kam.

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Neben dem Fund betont das Museum den Erfolg der materialtechnischen Arbeiten: Eine aufwendige Analyse am Labor der FH Erfurt erbrachte erstmals den zweifelsfreien Nachweis eines historischen barocken Glanzlacks. Damit ließ sich auf ein ursprünglich völlig anderes Erscheinungsbild der fürstlichen Vitrinenschränke schließen.

Auf Basis dieser neuen Erkenntnisse planen die Verantwortlichen, bis zum 275-jährigen Jubiläum des Herzog Anton Ulrich-Museums im Jahr 2029 alle vier erhaltenen Schränke zu erforschen, zu restaurieren und im historischen Kontext der ursprünglichen Sammlungsinszenierung des Herzogs neu zu präsentieren. (che)

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