Wo stand die erste Bude?

Nürnberger Boxer verliert Kampf um Bratwurst-Titel

27.09.2025 – 07:41 UhrLesedauer: 2 Min.

Boxkampf im BratwurststreitVergrößern des Bildes

Die Amateurboxer Daniel Bertz (r.) gewinnt für Thüringen gegen Hasan Arli (l.) für Nürnberg: Ob es einen Rückkampf gibt, ist noch offen. (Quelle: Michael Reichel/dpa/dpa-bilder)

Thüringen und Franken klären ihren Streit um die älteste Bratwurstküche mit Fäusten. Nach dem Kampf einigt man sich auf einen Kompromiss in der historischen Wurstfrage.

Der Streit um die älteste Bratwurstküche der Welt ist um eine fränkisch-thüringische Geschichte reicher: Im thüringischen Mühlhausen traten am Freitagabend zwei Hobbyboxer stellvertretend für ihre Regionen gegeneinander an – dabei ging es um nichts Geringeres als die Wurst.

Rund 300 Zuschauer verfolgten das ungewöhnliche Duell im Bratwurstmuseum Mühlhausen. Im Ring traf Hasan Arli, der für eine Nürnberger Bratwurstküche antrat, auf den Thüringer Daniel Bertz. Dieser kämpfte für das Bratwurstmuseum. Nach vier Runden stand der Sieger fest: Bertz gewann durch technisches K.O. Angesetzt waren ursprünglich fünf Runden.

Anlass des Showkampfs war eine neu entdeckte Urkunde, die den Ursprung der Bratwurst möglicherweise in Thüringen verortet. Bei der Siegerehrung fand man einen Kompromiss, mit dem beide Seiten leben können: Den Boxkampf gewann Thüringen – doch Nürnberg darf weiterhin den Titel der ältesten Bratwurstküche der Welt tragen. Im Gegenzug darf sich Thüringen für die älteste schriftliche Erwähnung einer Bratwurst rühmen.

Im Jahr 1404 verzeichnete ein Kloster in Arnstadt eine Ausgabe von „1 Groschen für Bratwurstdärme“, wie aus einem Rechnungseintrag hervorgeht. Nach Einschätzung von Thomas Mäuer vom Deutschen Bratwurstmuseum handelt es sich dabei um den ältesten bekannten Beleg für die Existenz der Bratwurst.

„Es war ein Kampf mit Augenzwinkern“, sagte Museumsleiter Thomas Mäuer. Bei Bier, Musik und natürlich vielen Bratwürsten herrschte Volksfeststimmung. Auch aus Franken waren Besucher angereist, um den Kampf um die Wurst live mitzuerleben. Bevor die Boxer den Ring betraten, rief das Publikum rhythmisch „Rost-Brat-Wurst, Rost-Brat-Wurst“, während Thüringens Bratwurstkönig Norbert I. und das Maskottchen „Wurschti“ kräftig mitjubelten.

Der skurrile Boxkampf ist die jüngste Episode in einem jahrzehntelangen Wettstreit um die älteste Bratwurstküche. Bisher beanspruchte die Regensburger „Wurstkuchl“ diesen Titel für sich – mit einer urkundlichen Erwähnung aus dem Jahr 1378. Schon vor 25 Jahren hatte es deswegen einen Streit mit Nürnberg gegeben.

Nun hatte die neu entdeckte Urkunde aus Erfurt Wirbel ausgelöst. Forscher fanden Hinweise auf einen Bratwurststand an der Krämerbrücke, datiert auf das Jahr 1269. Die Urkunde wurde durch Zufall bei Nachforschungen über die Geschichte der Brücke gefunden. Diese Entdeckung brachte Thüringen ins Spiel – und veranlasste die Nürnberger Gastronomin Sofia Hilleprandt, den symbolischen Boxkampf mit einem Augenzwinkern zu fordern.