An der Uni Hohenheim würde man sich wünschen, dass die Stadtbahn Vorrang hat. Foto: imago images/Arnulf Hettrich
Die Realisierung der Stadtbahnlinie U25 zur Uni Hohenheim steht in Frage. Verkehrsminister Hermann kritisiert die Verzögerung – bei den Parkgebühren am Campus bleibt er aber hart.
Dass eine umsteigefreie Stadtbahnverbindung zwischen der Stuttgarter Innenstadt und der Universität Hohenheim auf die lange Bank gerät, nennt Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) „bedauerlich und problematisch“. Das geht aus einer Antwort des Ministeriums auf die Anfrage des Stuttgarter Landtagsabgeordneten Friedrich Haag (FDP) hervor.
Die Einrichtung der U25 genannten neuen Stadtbahnlinie zwischen Killesberg und Plieningen, für die in Möhringen eine kurze neue Gleisverbindung gebaut werden muss, steht auf der Liste jener Projekte, die die Stadt und die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) aus Spargründen ins nächste Jahrzehnt verschieben wollen. Die rund 600 Meter vom Campus entfernt gelegene Endhaltestelle Plieningen wird von der Linie U3 angefahren. Wer aus der Innenstadt kommt, muss in Möhringen auf diese umsteigen. Neben Reisenden mit dem Ziel Universität würden auch Anwohner in Plieningen und im Möhringer Osten von der neuen Linie profitieren.
Die Universitätsleitung und Vertreter aus der Studentenschaft haben sich nun gegen den Streichungsplan der SSB gewandt und fordern die Umsetzung des Vorhabens. Hermanns Amtschef Berthold Frieß unterstreicht in der Beantwortung der FDP-Anfrage die Bedeutung der geplanten neuen Linie. „Die Direktverbindung ist nicht nur essentiell für die Umsetzung der Mobilitätsstrategie der Universität und als Beitrag zum Erreichen der Klimaziele“. Das Aus sei insbesondere auch ein hoher Standortnachteil „angesichts der zunehmenden Vernetzung mit wissenschaftlichen Partnern in Stuttgart und der Region, die mit zu dem sehr guten Abschneiden in der laufenden Exzellenzstrategie beitrugen und in der Zukunft noch ausgebaut werden sollen“.
Im Landesverkehrsministerium macht man sich auch Gedanken über die Außenwirkung, die ein Verzicht auf den Ausbau des Nahverkehrs Richtung Hohenheimer Campus haben könnte. „Von Partnern wird das Aus auch als Signal für den Stellenwert von wissenschaftlichen Einrichtungen in der Landeshauptstadt Stuttgart gewertet“. Nach Angaben des Ministeriums sind in Hohenheim rund 8200 Studenten eingeschrieben. Die Uni beschäftigt rund 2600 Menschen.
Ministerium bleibt bei Parkgebühren trotz Stadtbahn-Verzögerung
Allerdings wird es im Ministerium bei diesen grundsätzlichen Aussagen und dem Bedauern über die Entwicklung bleiben. Für den Nahverkehr mit Bussen und Stadtbahnen ist die Stadt verantwortlich. Dem Land bleibt nur, etwaige Vorhaben über Förderprogramme mit Geld zu unterstützen. Aus Sicht des Ministeriums ist aber das Verschieben der Stadtbahnpläne kein Grund dafür, die Parkraumbewirtschaftung an der Uni zu überdenken. Wer dort parken möchte, muss dafür bezahlen. Das geht auf einen Beschluss des Ministerrats aus dem Jahr 2018 zurück. Dies geschehe „aus Gründen der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit, der Kostengerechtigkeit sowie des Immissions- und Klimaschutzes. Eine zeitweise Aussetzung der entgeltpflichtigen Parkraumbewirtschaftung auf dem Campusgelände bei der Universität Hohenheim wäre mit diesen übergeordneten Zielen nicht vereinbar“.
Vorwurf: „Minister ignoriert Realität an der Uni Hohenheim“
Diese Aussage wiederum stößt beim Landtagsabgeordneten Haag auf Unverständnis. „Es ist absurd, dass sich Verkehrsminister Hermann der schlechten ÖPNV-Verbindung bewusst ist, aber trotzdem nicht bereit ist, Studenten und Beschäftigte bei den Parkgebühren zu entlasten“. Das zeige, wie wenig der Minister die Realität an der Universität Hohenheim im Blick hat.