Dr. Beate Rottkemper, Prof. Dr. Gesa Linnemann und Prof. Dr. Julian (v.l.) Löhe haben gemeinsam das erste Handbuch zu KI in der Sozialen Arbeit herausgegeben. (Foto: FH Münster/ Anna Thelen)
Mit einem neuen Handbuch wollen Forschende der FH Münster und der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen (katho NRW) Fachkräfte und Studierende im Sozialwesen beim Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) unterstützen. Der Band „Künstliche Intelligenz in der Sozialen Arbeit: Grundlagen für Theorie und Praxis“ ist nach Angaben der Herausgeber das erste deutschsprachige Werk, das sich umfassend mit dem Thema befasst. Es ist im Beltz Juventa Verlag erschienen und im Open Access verfügbar.
Das neue Buch schließt eine Lücke im deutschsprachigen Raum. „Aus der Praxis wurde ein hoher Bedarf an Orientierung und Informationen an uns herangetragen. Im englischsprachigen Raum existieren zwar bereits Handbücher zu KI in der Sozialen Arbeit, doch die rechtlichen und kulturellen Rahmenbedingungen sind nicht ohne Weiteres übertragbar“, erklärt Dr. Beate Rottkemper, Wirtschaftsinformatikerin und Lehrbeauftrage an der FH Münster. Sie hat das Handbuch gemeinsam mit Prof. Dr. Gesa Linnemann (katho NRW) und Prof. Dr. Julian Löhe (FH Münster) herausgegeben. Die drei Wissenschaftler beschäftigen sich bereits seit Jahren mit digitalen Transformationsprozessen im Sozialwesen. Ziel des Buchs ist es, die zunehmende Bedeutung von KI im Arbeitsalltag sozialer Berufe einzuordnen und aufzuzeigen, wie ein reflektierter Umgang damit gelingen kann.
Der Sammelband enthält 17 Beiträge von Fachleuten verschiedener Disziplinen. Thematisiert werden unter anderem die Interaktion zwischen Mensch und KI, Fragen des Datenschutzes, rechtliche Entwicklungen wie der AI Act der EU sowie ethische Herausforderungen beim Einsatz der Technologie. Auch Verzerrungen in Trainingsdaten von KI-Systemen und deren Auswirkungen auf Entscheidungsprozesse werden behandelt. Ergänzt wird der theoretische Teil durch Beispiele aus der Praxis.
Linnemann betont die Zielsetzung, Fachpersonen in die Lage zu versetzen, KI-Technologien kritisch einzuordnen. „Die Geschwindigkeit der Entwicklungen im KI-Bereich wirkt auf viele überfordernd. Mit dem Handbuch wollen wir die technischen Grundlagen verständlich machen und aufzeigen, wie Fachkräfte die Chancen von KI erkennen und ihre Risiken einschätzen können“, sagt sie. Nur so könnten sie fundiert entscheiden, wo ein Einsatz sinnvoll sei – und wo nicht.
Auch für die Ausbildung angehender Sozialarbeiter sehen die Autoren Handlungsbedarf. „Der fachliche Anspruch der Sozialen Arbeit basiert auf der Achtung der Menschenwürde und dem Verstehen individueller Lebenslagen. Gerade in der Arbeit mit schutzbedürftigen Gruppen ist es sehr wichtig, digitale Tools verantwortungsvoll zu nutzen“, betont Löhe. Es sei daher notwendig, künftige Fachkräfte bereits im Studium mit den technischen und ethischen Herausforderungen vertraut zu machen.