Backware mit Botschaft
Nürnberger Lebkuchen gibt’s jetzt auch in koscher
27.09.2025 – 10:42 UhrLesedauer: 2 Min.
In Nürnberg hergestellt: Das sind die wohl ersten koscheren Lebkuchen überhaupt. (Quelle: Diana Liberova)
Nürnberger Klassiker trifft auf jüdische Tradition: In limitierter Auflage gibt es erstmals koschere Lebkuchen. Die Verpackung soll eine Erinnerung wachhalten.
Erstmals wird Nürnberger Lebkuchen nach jüdischen Speisegesetzen angeboten – produziert in enger Abstimmung mit Rabbinern und streng kontrolliert bis ins letzte Detail. Ein Projekt mit politischer Botschaft.
Die 1.000 Dosen umfassende Sonderedition wurde vom Städtepartnerschaftsverein Nürnberg-Hadera gemeinsam mit der Israelitischen Kultusgemeinde und dem Traditionsbetrieb Lebkuchen-Schmidt auf den Weg gebracht. Das dürften weltweit die einzigen koscheren Lebkuchen sein, glaubt Jo-Achim Hamburger, Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg, nach Angaben der Nachrichtenagentur epd.
Die Nachricht über die außergewöhnliche Komposition griffen viele Medien auf. Das Projekt blieb indes nicht ohne Gegenwind. „Es gab auch antisemitische Äußerungen, Beleidigungen und unschöne Kommentare“, berichtet SPD-Stadträtin Diana Liberova, die das Vorhaben mitinitiiert hat.
Dennoch: Die Nachfrage stimme, sagt Liberova zu t-online. Über eine mögliche Nachproduktion würden Gespräche geführt.
Koscher, das bedeutet: dass die Speise nach jüdischem Brauch hergestellt wurde. Dass etwa Tiere nach bestimmten Anforderungen geschlachtet wurden oder in der Produktion auf eine strikte Trennung zwischen Milch und Fleisch geachtet wird. Die Zutaten und die Produktion der koscheren Lebkuchen wurden deshalb von zwei Rabbinern genauestens beobachtet.
Die Stadträtin sagt, dass für die aufwendige Produktion der herkömmliche Prozess bei Lebkuchen Schmidt in Langwasser für Stunden ruhen musste. Sie hätten unter anderem alles entsprechend rituell reinigen müssen, damit die koscheren Lebkuchen über die Bänder rollen konnten. Sie durften nicht in Kontakt mit nicht koscheren Produkten kommen.
Und der Geschmack? Nicht viel anders als bei herkömmlichen Lebkuchen.
Verkauft wird das Gebäck nun für 22 Euro im kleinen, jüdischen Laden „Brauch“ an der Spitalgasse in der Innenstadt. Und das in einer besonderen Verpackung. Abgebildet ist eine Synagoge, die einst im Mittelalter auf dem Nürnberger Hauptmarkt stand – direkt vor der Frauenkirche. Heute existiert sie bekanntlich nicht mehr, sie wurde 1938 von den Nationalsozialisten zerstört. Die Verpackung soll an diese Synagoge erinnern.
Die Idee entstand im Rahmen der 30-jährigen Städtepartnerschaft zwischen Nürnberg und der israelischen Küstenstadt Hadera. „Wir wollten nicht nur jüdische Traditionen nach Nürnberg bringen, sondern auch mal Nürnberger Kultur nach Hadera“, so Liberova. Der Lebkuchen sei dafür ein passendes Symbol – lokal verwurzelt, international verständlich.
