Vor Braunschweigs Haustür
Hier rüstet Rheinmetall die Nato hoch
27.09.2025 – 11:29 UhrLesedauer: 2 Min.
Artilleriemunition im Rheinmetallwerk in Unterlüß: Der Standort könnte sich zur weltweit größten Rüstungsfabrik der Welt entwickeln. (Quelle: Florian Gaertner/imago)
Klein, beschaulich, geprägt von Natur: Im Wald von Unterlüß, unweit von Braunschweig, steht Europas größte Munitionsfabrik. Bald soll das Werk zur weltweiten Nummer eins werden.
Vor den Toren Braunschweigs, rund 75 Kilometern nordwestlich in Unterlüß im Landkreis Celle, hat der Rüstungskonzern Rheinmetall Anfang September ein neues Munitionswerk eröffnet. Doch das Werk ist nicht irgendeines, sondern soll nach Unternehmensangaben bei Vollauslastung das größte Munitionswerk Europas, wenn nicht der Welt, werden.
500 Millionen Euro etwa steckt das Düsseldorfer Unternehmen in den kommenden Jahren in das „Werk Niedersachsen“. Das Ziel ist dabei klar formuliert: Noch in diesem Jahr soll die Produktion von 155-mm-Artilleriegranaten auf rund 25.000 Schuss hochgefahren werden. Im kommenden Jahr sollen es bereits 140.000 Stück sein, ehe 2027 bei voller Kapazität etwa 350.000 Stück anvisiert werden. Das teilte das Unternehmen selbst mit.
Das Werk umfasst nach Unternehmensangaben eine Produktionsfläche von mehreren Zehntausend Quadratmetern und liegt in direkter Nachbarschaft zu Rheinmetalls großem Erprobungszentrum in Unterlüß, das ein Versuchs- und Testgelände von mehr als 50 Quadratkilometern umfasst. Neben Artilleriemunition plant Rheinmetall dort die Herstellung von Raketentriebwerken.
Seit mehr als 125 Jahren ist Rheinmetall mit der gerade einmal rund 3.500 Einwohner zählenden Gemeinde in der Südheide verbunden. Neben der nun eröffneten Munitionsfabrik steht dort auch Europas größter Schießplatz. Auch er gehört Rheinmetall.
Für den Bau der Artsellerie-Produktionshallen musste vor etwa mehr als eineinhalb Jahren ein Kleingartenverein weichen. In Rekordzeit entstand die Fabrik. Für Rheinmetall scheint vieles, was an anderer Stelle wesentlich länger dauert, leicht von der Hand zu gehen. Das mag auch daran liegen, dass der Konzern zum größten Arbeitgeber der Region gehört.
Etwa 3.200 Menschen werden in den Hallen eingesetzt, weitere 500 sollen schrittweise dazukommen. Weitere Arbeitsplätze sollen perspektivisch bei Zulieferern entstehen. Rheinmetall macht Rekordgewinne und davon profitiert auf Unterlüß. Stichwort: Gewerbeeinnahmen.
Unterlüß braucht, so kann man es formulieren, Rheinmetall. Und Rheinmetall braucht Unterlüß. Doch auch die Nato und Europa brauchen den Standort. Der Konzern betont, die Anlage sei eine Reaktion auf den dramatisch gestiegenen Bedarf an Munitionsvorräten in Europa. Konzernchef Armin Papperger sprach bei der Eröffnung davon, das Werk könne einen „pan-europäischen Defence-Ecosystem“ anstoßen und nannte Unterlüß ausdrücklich als Schlüsselprojekt, um Nato-Bestände schneller wieder aufzufüllen.
Wie wichtig die Fabrik für das Verteidigungsbündnis ist, zeigte auch, dass zur Eröffnung sogar Nato-Generalsekretär Mark Rutte und Bundeswehr- sowie Regierungsvertreter dabei waren. Das darf als ein deutliches politisches Signal verstanden werden.