Stand: 27.09.2025 14:24 Uhr

Der Journalist Georg Stefan Troller ist im Alter von 103 Jahren gestorben. Geboren in Wien, geflohen vor den Nazis, als US-Soldat im Weltkrieg. Sein Schritt ins Fernsehen machte ihn schließlich zum Vorbild einer Journalistengeneration.

Der Journalist, Dokumentarfilmer, Drehbuchschreiber und Autor Georg Stefan Troller ist im Alter von 103 Jahren gestorben, wie seine Tochter Fenn Troller in Paris mitteilte. Er führte etwa 2.000 Interviews und drehte mehr als 170 Filme. Sein „human touch“, den er als erster in das deutsche Fernsehen einführte, machte Troller zu einer Reporterlegende.

Sein Markenzeichen waren langsame Filme, eindringlich, aber nie voyeuristisch – wie sein Portrait des im Vietnam-Krieg querschnittsgelähmten Soldaten Ron Kovik. Auch Beiträge wie die Reportage über IRA-Kämpfer und den Bürgerkrieg in Nordirland von 1972 haben Troller zum Vorbild für eine ganze Journalistengeneration gemacht.

Ausfragen, ohne vorzuführen

Troller ging es bei seiner Arbeit um Menschen und ihre Schicksale – egal, ob bekannte oder unbekannte Menschen, ob große oder kleine Lebensgeschichten. In seinen Reportagen ging er an die Grenzen des journalistisch Möglichen: Er tastete sich an die Menschen heran, über die er berichtete, fragte sie aus, ohne sie vorzuführen, trat in ihr Leben, ohne sie bloßzustellen. Die „Literarische Welt“, eine Beilage der Zeitung Die Welt, bei der Troller bis zuletzt als Kolumnist tätig war, trauert um einen „Jahrhundertzeugen“.

Troller wurde am 10. Dezember 1921 in Wien in eine jüdische Pelzhändlerfamilie geboren. 1938 flüchtete seine Familie vor den Nazis zunächst in die Tschechoslowakei, dann nach Frankreich und von dort in die USA. Im Jahr 1943 wurde er von der US-Armee zum Kriegsdienst eingezogen und war später unter anderem an der Befreiung des KZ Dachau beteiligt.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs begann er in den USA Anglistik und Theaterwissenschaft zu studieren, ehe er dank eines Stipendiums im Jahr 1950 an die Sorbonne nach Paris kam – die Stadt, die ihn nie wieder losgelassen hat.

Bekanntheit durch „Pariser Journal“ und „Personenbeschreibung“

Dort fand er seine Berufung: Er arbeitete als Rundfunkreporter und Korrespondent für kanadische und amerikanische, dann als Fernsehreporter für österreichische und westdeutsche Sender. Bekanntheit hierzulande erlangte er ab 1962 mit der Sendung „Pariser Journal“ im WDR, wo er prominente und weniger prominente Gästen aus der französischen Hauptstadt vorstellte. Später setzte er sie mit der ZDF-Sendereihe „Personenbeschreibung“ fort, die mit psychologischen Porträts von Menschen unterschiedlichster Herkunft neue Maßstäbe im Fernsehen setzte.

Es sei für ihn wie Magie gewesen, die Welt erst durch die Kamera, dann in Filmen zu spüren, hatte Troller mal gesagt – in seinen Portraits, Drehbüchern und Reportagen lebt diese Magie weiter.

Mit Informationen von Kirsten Rulf, WDR