Mag die Deutsche Bahn noch so unpünktlich sein, die Eisenbahn als Verkehrsmittel hat treue Freunde. Dasselbe gilt für die Fernsehsendung „Eisenbahn-Romantik“, die der Südwestrundfunk (SWR) seit 1991 produziert. In den 30-Minuten-Reportagen zuckelt mal ein Zuckerrohr-Zug über die Karibikinsel St. Kitts, mal wird der Rangierbahnhof Kornwestheim vorgestellt, dann wieder neue Sammlerstücke für Modelleisenbahner. Auf 1082 Folgen hat es die Sendereihe in über drei Jahrzehnten gebracht. Wer unersättlich ist, kann sie sich an einem Stück in der ARD-Mediathek anschauen: In der ersten Folge entgleist eine Dampflok auf der Sauschwänzlebahn in Südbaden, in der jüngsten rollt ein Bummelzug durch japanische Kirschblüten-Landschaften. Doch die Endstation naht.

„Aufgrund von Sparmaßnahmen“ werde man die Produktion der Sendung einstellen, hat der SWR den Eisenbahnfreunden kürzlich mitgeteilt. Noch würden neue Sendungen produziert, die 2026 ausgestrahlt werden, danach ist Schluss.

Da kann man mal eine halbe Stunde abschalten, da geht es um schöne Themen.

Ulrich Klumpp, Initiator einer Online-Petition für „Eisenbahn-Romantik“

Für langjährige Zuschauer wie Ulrich Klumpp ist das eine traurige Nachricht. Seit 30 Jahren verfolgt der 57-Jährige die Sendung. „Die Mischung, mal Dampfloks, mal moderne Züge, dann wieder Modelleisenbahnen, gefällt mir“, erzählt der 57-Jährige aus Speyer, der hauptberuflich Geschäftsführer eines Pharma-Großhandels ist und daheim eine Märklin-Bahn stehen hat. „Da kann man mal eine halbe Stunde abschalten, da geht es um schöne Themen.“

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Als das Sende-Aus bekannt wurde, startete Klumpp eine Online-Petition für den Erhalt des Sendeformats. Mit Erfolg: Fast 20.000 Eisenbahnfreunde haben bislang unterzeichnet. Ein anderer Fan startete eine Postkarten-Aktion, an der sich nach Angaben der Organisatoren 6000 Menschen beteiligten. Viele der Unterschriften kamen am vergangenen Wochenende bei der Internationalen Modellbahnausstellung und den Märklin-Tagen in Göppingen zusammen. Auch der langjährige Moderator der Sendung, Hagen von Ortloff, hat sich in einer Videobotschaft an den SWR gewandt und appelliert: „Bitte lasst die Redaktion von ‚Eisenbahn-Romantik‛ bestehen.“

Eine SWR-Sprecherin zeigt auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“ Mitgefühl: „Wir verstehen und teilen diesen Schmerz.“ Fakt sei aber, dass der Sender sparen müsse. „Dabei kommen wir mit Blick auf notwendige Umschichtungen ins Digitale nicht an schmerzhaften Einschnitten vorbei.“ Neben der „Eisenbahn-Romantik“ seien trotz ihrer Beliebtheit beispielsweise auch die Formate „Spätschicht“, „Ich trage einen großen Namen“ oder „Hannes und der Bürgermeister“ eingestellt worden. Die treuen Fans der „Eisenbahn-Romantik“ schätze man sehr und hoffe, „dass unser großes Archiv von mehr als 1000 Produktionen von diesem interessierten Fachpublikum auch weiterhin im SWR und in der ARD-Mediathek geschaut wird“.

Andere Eisenbahn-Sendungen schon eingestellt

Vor „Eisenbahn-Romantik“ sind bereits andere Sendungen für dieselbe Zielgruppe vom Bildschirm verschwunden. Schon vor einigen Jahren hat der Mitteldeutsche Rundfunk das Magazin „Bahnzeit“ beendet. Auch vom ARD-Nachtprogramm „Die schönsten Bahnstrecken Deutschlands“, das der Rundfunk Berlin-Brandenburg produziert hatte, gibt es seit 2013 keine neuen Folgen mehr. Bei diesem Format wurde mit sehr wenigen Schnitten eine Zugfahrt aus Sicht des Lokführers mitgefilmt. Unter hartgesottenen Eisenbahnfreunden hatte die Sendung eine Art Kultstatus. „Und jetzt“, bedauert Petitions-Initiator Klumpp, „schaltet der öffentlich-rechtliche Rundfunk das letzte Format ab, das fürs Bahnfahren wirbt“.