Sonja Merz mit ihrer Tochter und Nachfolgerin Katharina Renz – bei der Wasenwirtin gibt es den Rostbraten zur Mittagszeit für 9,90 Euro. Foto: Merz
Nach dem Aufschrei um den 85-Euro-Rostbraten beim Weindorf sorgt Wasenwirtin Sonja Merz anders für Aufsehen: Der schwäbische Klassiker kostet bei ihr 9,90 Euro. Wo man mittags spart.
Vom Luxus- zum Spar-Rostbraten: Das Festmahl der Schwaben ist zurück im Gespräch – diesmal auf dem Cannstatter Volksfest. Nachdem beim Stuttgarter Weindorf ein Rostbraten für 85 Euro für landesweites Kopfschütteln gesorgt hat, präsentiert Sonja Merz in ihrem Festzelt nun das andere Extrem: Bei ihr gibt es den Klassiker mit Spätzle und Soße zum Schnäppchenpreis von 9,90 Euro – zumindest mittags.
Preise, ob sie nun viel höher als der Durchschnitt sind oder viel niedriger, eignen sich also als Werbemittel, um aufzufallen und sich von anderen abzuheben.
Mit kleinen Preisen locken Wirte mittags in die Festzelte
Mittags herrscht in den Festzelten eher Flaute, also locken die Wirte werktags mit kleinen Preisen. Der Wasenwirt etwa bietet wechselnde Tellergerichte wie Frikadellen mit Gemüse oder Rahmschnitzel mit Spätzle für 9,80 Euro an. Rostbraten steht für diesen Preis nicht auf der Karte. „Unsere Besucher, vor allem ältere Menschen, dürfen den Rest gern nach Hause mitnehmen“, sagt Michael Schmiedt vom Wasenwirt.
Auch in anderen Zelten setzt man zur Mittagszeit auf spezielle Angebote: In der Almhütte Royal kommt für 15,90 Euro ein halbes Göckele samt halbem Liter Bier auf den Tisch. Michael Wilhelmer setzt in seiner Schwabenwelt auf Klassiker wie Tafelspitz für 13,90 Euro. Und im Fürstenberg-Zelt tischt der neue Wirt Jochen Mörz einen Gaisburger Marsch für 8,88 Euro auf. Die meisten Gäste dieser Angebote sind Rentner. Für Berufstätige lohnt der Abstecher zum Mittagstisch eher nicht – zu lange Wege auf dem Gelände, zu wenig Pause, zu viele Versuchungen.
„Stuttgarter Volksfest“ steht auf der Selfie-Kulissse beim Zelteingang von bei Sonja Merz, was Cannstatter verärgert. Foto: Merz Was Sonja Merz zu „Stuttgarter Volksfest“ an ihrem Zelt sagt
Doch nicht nur der günstige Rostbraten sorgt für Diskussionen im Zelt von Sonja Merz. Vor dem Eingang steht ein großes rotes Herz mit der Aufschrift „Stuttgarter Volksfest“ – sehr zur Verärgerung mancher Cannstatter, die auf den traditionellen Namen „Cannstatter Volksfest“ pochen. Die Wirtin erklärt dazu: „Das ist schon seit zehn Jahren so. Die Firma kann das nicht mehr ändern, ohne alles neu zu lackieren.“
Ob edel oder billig, ob Cannstatt oder Stuttgart: Am Gesprächsstoff mangelt es beim Volksfest nicht. In der Debatte um die richtige Festbezeichnung argumentieren die Erneuerer, der kurze, prägnante Namen Wasen sei besser geeignet als Marke – nur „die Wasen“ dürfe keiner sagen. Die Traditionalisten dagegen versichern, dass sie einer Namensänderung niemals folgen werden. Auch heute würden noch viele Neckarstadion statt MHP-Arena sagen.