Fragen & Antworten
Standdatum: 27. September 2025.
Autorinnen und Autoren:
Katrin Krämer
Der Fahrgastverband Pro Bahn fordert Verbesserungen im Zugverkehr.
Bild: Imago | Arnulf Hettrich
Das Bundesverkehrsministerium will die Deutsche Bahn auf Vordermann bringen. Laut Malte Diehl von Pro Bahn Niedersachsen-Bremen fehlt es aber dafür an einer zuverlässigen Finanzierung.
Fünf Millionen Reisende waren 2024 allein in Bremen mit der Deutschen Bahn unterwegs. Zu kämpfen hatten sie häufig mit verspäteten Zügen, verpassten Anschlüssen, teuren Tickets und mangelhafter Kommunikation. Doch nun soll sich bei dem Konzern einiges wandeln: mit einer neuen Chefin und einer neuen Strategie.
Wie die Pläne bei den Vertretern der Fahrgäste ankommen, erklärt Malte Diehl, Landesvorsitzender und Pressesprecher des Fahrgastverbandes Pro Bahn Niedersachsen-Bremen.
Verbesserte Kundenkommunikation, mehr Komfort im Fernverkehr, weniger Vorstände, mehr Geld für Infrastruktur – wird so jetzt alles wieder auf die Schiene gebracht?
Das lässt sich nur mit einem klaren „Jein“ beantworten. Einerseits sind einige wichtige Punkte in der Bahnstrategie enthalten, andererseits fehlt vieles Wesentliche. Allein der Wunsch, komfortabler und pünktlicher zu sein, macht noch keine Strategie
Malte Diehl, Landesvorsitzender und Pressesprecher des Fahrgastverbandes Pro Bahn Niedersachsen-Bremen.
Bild: Malte Diehl
Was genau fehlt Ihnen denn für eine vernünftige Strategie?
Ein Beispiel ist die Finanzierung: Wir hangeln uns derzeit von Jahr zu Jahr. Wenn man die Infrastruktur auf Vordermann bringen will, braucht man eine zuverlässige, langfristig angelegte Finanzierung, so wie es beispielsweise die Schweiz durch einen mehrjährigen Fonds macht, der immer fortgeschrieben wird. Mir fehlt außerdem, dass der Bund in die Aufgabenträgerschaften für den Fernverkehr einsteigt. Wenn man sich einerseits immer beschwert, dass die Bahn nicht überall ihre Fernzüge hinfahren lässt, gleichzeitig aber möchte, dass sie Gewinn macht, dann muss man das Zepter selbst in die Hand nehmen und das steuern.
90 Prozent des Personenverkehrs auf der Schiene fahren im Nahverkehr, so der Landesverband Niedersachsen-Bremen. Welche Probleme sind in der Region am dringendsten zu lösen?
Wir haben verschiedene Ausbauprojekte für die Schienen hier rund um Bremen, beispielsweise den Ausbau auf drei beziehungsweise vier Gleise auf der Achse zwischen Verden und Bremen-Burg. Die Strecke ist überlastet, der Knoten Bremen an sich ist überlastet, wir bräuchten dringend den Halbstunden-Takt im Fernverkehr von Hamburg über Bremen ins Ruhrgebiet – um hier nur mal einige Punkte zu nennen. Und die Regio-S-Bahn müsste auch dringend im Takt verdichtet werden, was aber wieder an der Infrastruktur und an der Finanzierung hängt.
Eine bessere Pünktlichkeit interessiert Bahnkunden sehr. Die soll auch kommen – allerdings erst Ende 2029. Klingt das für Sie nach Kapitulation oder ist das eine realistische Einschätzung dessen, was mit Pragmatismus leistbar ist?
Auch wenn es nicht schön ist, ist es sicherlich erstmal eine realistische Einschätzung. Wir hätten uns auch mehr gewünscht, aber wenn man sich anguckt, wie überlastet die Infrastruktur ist, dann ist eine größere Pünktlichkeit schwer zu verwirklichen.
Das ist ja nicht so, dass man sich einmal hinstellt und mit den Fingern schnippt und dann fahren die Züge pünktlicher. Die Infrastruktur gibt derzeit einfach nicht her, dass die Züge so pünktlich verkehren können, wie man es gerne hätte.
Malte Diehl, Landesvorsitzender und Pressesprecher des Fahrgastverbandes Pro Bahn Niedersachsen-Bremen
Die ehemalige DB-Regio-Chefin Evelyn Palla soll die Weichen stellen – um noch einmal eine der viel strapazierten Bahn-Metaphern zu bemühen. Was prädestiniert sie für diese Aufgabe?
Sie hat bei DB-Regio wohl gute Arbeit geleistet. Ich kenne sie nicht persönlich, aber sie scheint auch ein gutes Standing bei den Mitarbeitern zu haben. Insofern sind das schon mal zwei gute Voraussetzungen. Außerdem kommt sie aus dem Bahnbetrieb selbst und ist kein Manager, den man einfach so von außen davorsetzt, ohne dass er jemals etwas mit Zügen zu tun gehabt hätte. Das sind schon ganz gute Startvoraussetzungen.
Das Interview führte Katrin Krämer für Bremen Zwei. Aufgeschrieben und redigiert für butenunbinnen.de haben es Mobila Paulinapper und Jule Rehenbrock
Quelle:
buten un binnen.
Dieses Thema im Programm:
buten un binnen, 22. September 2025, 16.35 Uhr