Berlin – Ein Meer aus Palästinenser-Flaggen, mitten in Berlin. Rund 60.000 Menschen sind in der Hauptstadt auf die Straße gegangen, um gegen Israels Kriegsführung in Gaza zu protestieren, schätzte die Polizei am frühen Abend. Die Veranstalter sprachen von 100.000 Teilnehmern. Ein paar Kilometer weiter wurde bei einer kleineren Kundgebung in Kreuzberg auch der Holocaust relativiert.
Es gab dort Hamas-freundliche Parolen, einzelne Teilnehmer wollten „Merz hängen sehen“. Die Polizei löste diese lslamisten-Demo wegen verfassungsfeindlicher Rufe auf.
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Hinter der großen und friedlichen Demonstration in Mitte steht ein Bündnis von etwa 50 Gruppen: darunter Amnesty International, Medico International und Die Linke, auch kleinere Gruppen, denen Antisemitismus und Israel-Hass vorgeworfen wird.
Demonstranten am Roten Rathaus
Foto: Annette Riedl/dpa
Die Demo „All Eyes on Gaza“ startete vor dem Roten Rathaus, zog dann weiter quer durch Berlins Mitte nach Tiergarten zum Großen Stern. Begleitet von mehreren kleinen pro-israelischen Gegendemonstrationen. Vereinzelt gab es Wortgefechte, Beschimpfungen in Richtung derer, die Israel-Fahnen schwenkten.
Mit Plakaten und Bannern ziehen die Demonstranten durch Berlin
Foto: AP
Schwerster Vorwurf der Protestler an Israel: „Genozid“. Unter anderem der jüdische Musiker Michael Barenboim (40), Sohn der Dirigenten-Legende Daniel Barenboim (82), erhebt bei der Kundgebung diesen Vorwurf: „Ich halte das jetzt nicht für eine drastische Beschreibung, denn das ist der Begriff, den fast alle Menschenrechtsorganisationen, fast alle Experten benutzen“, so sagte Barenboim vor der Kundgebung dem Sender rbb24.
Zehntausende Demonstranten zogen zum Großen Stern in Berlin-Tiergarten
Foto: Annette Riedl/dpa
Tatsächlich sprechen die Vereinten Nationen, die wegen jahrzehntelanger Mit-Finanzierung der Hamas-Strukturen in Gaza selbst immer wieder scharf kritisiert wurden, davon, dass Israel einen „Völkermord“ an den Palästinensern begehe. Bundesregierung und EU widersprechen. Die israelische Regierung selbst hält den Vorwurf des Genozids für absurd. Sie führe Krieg gegen die Hamas-Terroristen, nicht gegen die palästinensische Bevölkerung.
Die „Völkermord“-Definition der UN
Laut Konvention der Vereinten Nationen (UN) aus dem Jahr 1951 wird „Völkermord“ als gezielte Verfolgung von Bevölkerungsgruppen definiert, die sich durch Sprache, Religion und Tradition von anderen unterscheiden. Mit dem Ziel, ein Volk ganz oder teilweise auszulöschen. Auch indem gezielt Geburten verhindert oder Kinder verschleppt werden.
Musiker Michael Barenboim, einer der Organisatoren, spricht auf der Demo am Berliner Neptunbrunnen
Foto: Annette Riedl/dpa
Das militärische Vorgehen Israels in Gaza wird weltweit kritisiert. Zuletzt übten auch Bundeskanzler Friedrich Merz (69, CDU) und Außenminister Johann Wadephul (62, CDU) Kritik an Israel.
Gegen 17.30 Uhr startete die Abschlusskundgebung am Großen Stern in Berlin-Tiergarten. Während die Polizei von 60.000 Teilnehmern sprach, sollen es nach Schätzung der Veranstalter mehr als 100.000 Menschen sein. Dies sagte der Sprecher von Medico International, Timo Dorsch, auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.
Demo-Teilnehmer auf der Straße des 17. Juni
Foto: RALF HIRSCHBERGER/AFP
Eine Polizeisprecherin sprach von einem „sehr mehrheitlich friedlichen Verlauf“ bis zu diesem Zeitpunkt.
Es habe am Rande etwa 30 „Freiheitsbeschränkungen“ gegeben, davon 20 wegen einer Sachbeschädigung vor der Demonstration. Aktivisten hatten Sprüche auf die Straße gemalt.
Nach BILD-Informationen gab es bis 19 Uhr 38 Festnahmen, 7 Polizisten wurden verletzt. Vier Beamte erlitten durch Böller ein Knalltrauma.
Polizisten führen eine Frau ab
Foto: Annette Riedl/dpa
Bei der Kundgebung am Großen Stern traten u.a. die Rapper Massiv und Ski Aggu auf.
Rapper Massiv auf der Bühne
Foto: Getty Images
Mehr zum Thema1800 Polizisten schützen Versammlung
Laut Polizei sind etwa 1800 Beamte im Stadtgebiet im Einsatz, um mögliche Ausschreitungen zu verhindern. Protestforscher sind ebenfalls unterwegs, befragen Teilnehmer zu ihren Beweggründen.
Rund 1800 Polizisten sind im Einsatz
Foto: Annette Riedl/dpa
Demo-Zug in Kreuzberg aufgelöst
Hitzig ging es am Nachmittag bei der Kundgebung mit 1200 Teilnehmern von Kreuzberg Richtung Südstern zu. Schon kurz nach dem Start sei es zu „Ausrufen und Zeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen“ gekommen, teilte die Polizei mit.
Viele Polizisten sind am Samstag in Berlin im Einsatz – eine Kundgebung in Kreuzberg musste aufgelöst werden
Foto: Olaf Wagner
Tagesspiegel-Informationen zufolge sollen einzelne Teilnehmer dort der Terrororganisation Hamas gehuldigt haben.
Da die Ordner nicht mäßigend auf die Teilnehmer einwirken konnten und es „zu einem Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz und zur Behinderung von Medienschaffenden aus dem Aufzug heraus gekommen“ war, beendeten die Beamten den Aufzug kurz nach 17 Uhr.
An der Demo-Strecke stellten sich Gegendemonstranten der Kundgebung entgegen
Foto: Christian Mang/REUTERS
Demo-Teilnehmer auf der Straße des 17. Juni in Berlin-Tiergarten
Foto: RALF HIRSCHBERGER/AFP
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Doch da auch dann keine Ruhe einkehrte, kam es zu „freiheitsbeschränkenden Maßnahmen“. Dabei kam es laut Polizei zu einem medizinischen Notfall, Rettungskräfte versorgten die Person.
Der Auslöser des Gazakriegs
Am 7. Oktober 2023 überfielen Terroristen der Hamas grenznahe Siedlungen in Israel und ein Musikfestival, ermordeten über 1100 Menschen, verschleppten etwa 250 Geiseln in den Gazastreifen, 50 werden noch immer vermisst. Bei darauffolgenden Militäraktionen Israels starben laut den Vereinten Nationen über 60.000 Bewohner des Gazastreifens.