Reichster Autor der Schweiz –
Wie Joël Dicker mit Krimis zur «Cash-Maschine» der Literaturszene wurde
Mit seinen Büchern hat er in 15 Jahren circa 45 Millionen Franken verdient. Beim Treffen in Genf spricht Joël Dicker über seine drei Firmen und den geplatzten Traum einer Schauspielkarriere.
Publiziert heute um 16:15 Uhr
Die Romane des Schweizer Schriftstellers Joël Dicker wurden bereits in 40 Sprachen übersetzt.
Foto: Yvain Genevay
In Kürze:
- Joël Dicker wurde 1985 in Genf geboren. Er hat einen Master in Rechtswissenschaft.
- Seit 2010 hat er sechs Romane veröffentlicht und 20 Millionen Bücher verkauft.
- Seine Bücher, die er in seiner Muttersprache Französisch schreibt, wurden in 40 Sprachen übersetzt.
- Nach dem Tod seines französischen Mentors und Verlegers gründete er seinen eigenen Verlag namens Rosie and Wolfe.
- Seine Multimedia-Produktionsfirma produziert künftig eigene Drehbücher für Bestselleradaptionen.
Ein gross gewachsener, gut aussehender Mann mit Sonnenbrille, schwarzem T-Shirt, Sneakers und einem Velohelm unter dem Arm betritt die Terrasse eines Cafés in Genf. «Es tut mir leid, dass ich mich verspätet habe», sagt er. «Ich konnte mein Portemonnaie nirgends finden. Ich habe es zehn Minuten lang gesucht, bis ich endlich merkte, dass es sich in meiner Tasche befand.»
Am Nachbartisch tuschelt bereits ein Paar, das ihn erkannt hat: Joël Dicker, knapp 40 Jahre alt, Bestsellerautor aus Genf und umsatzstärkster Schriftsteller der Schweiz: 6 veröffentlichte Romane, 20 Millionen verkaufte Bücher, die in 40 Sprachen übersetzt wurden, und ein Bestseller, der mit US-Filmstar Patrick Dempsey in der Hauptrolle verfilmt wurde.
Allein mit den Rechten aus dem Verkauf seiner Bücher soll der Autor in nur 15 Jahren 45 Millionen Schweizer Franken verdient haben. Doch über Geld spricht er nicht. «Das geht niemanden etwas an», sagt er, «zudem bin ich nicht verpflichtet, mein Vermögen offenzulegen.»
Der Genfer Schriftsteller mit seiner kanadischen Frau Constance Goulakos Dicker.
Foto: Michael Stewart (WireImage)
Joël Dicker lebt mit seiner Frau Constance Goulakos Dicker und den beiden gemeinsamen Kindern, die vier und sechs Jahre alt sind, in Champel, einem der besten Viertel Genfs, das er seit seiner Kindheit kennt: Dort wohnte einst seine Grossmutter, die er täglich besuchte und die ihm ein kleines Büro zum Schreiben einrichtete.
Es ist 11 Uhr morgens. Der Kellner fragt ihn, was er bestellen möchte. Joël Dicker zögert einen Moment und antwortet: «Einen Lindenblütentee, bitte.» Er sagt, er trinke kein Tein mehr und er lebe gesund. Er macht auch Sport: Jogging, Pilates und Yoga seien unerlässlich für den Ausgleich – auch jetzt, wenige Tage nach der intensiven Promotour für seinen neuen Roman «Ein ungezähmtes Tier», dessen erste Auflage 400’000 Exemplare betrug.
Joël Dickers Alltag ist gut strukturiert. Er steht früh auf, begleitet seine Kinder zur Schule und in den Kindergarten, macht dann ein wenig Sport und begibt sich schliesslich in sein Verlagshaus Rosie and Wolfe im Zentrum von Genf.
Mit 40 hat Joël Dicker bereits drei Unternehmen
Rosie and Wolfe ist ein KMU mit vier Angestellten, die sich um die Produktion, die Administration und die Nachbetreuung von Publikationen kümmern. Bis vor kurzem betreute der Genfer Verlag nur die Werke seines Gründers, inzwischen auch jene von drei anderen Autoren.
Joël Dicker beschränkt sich nicht auf das Schreiben von Romanen. In den letzten Jahren hat er mehrere Firmen gegründet: das Verlagshaus Rosie and Wolfe, die Multimedia-Produktionsfirma Kodiak Bear Entertainment sowie Grizzlies, ein Unternehmen, das sich auf den Kauf und Verkauf von Immobilien spezialisiert hat. Zudem hat er sich finanziell am ältesten Genfer Schokoladengeschäft Du Rhône beteiligt.
Kann man heute sowohl Schriftsteller als auch Unternehmer sein? Joël Dicker sieht darin keinen Widerspruch. «Ich habe mich immer als Unternehmer betrachtet. Business und Literatur sind nicht unvereinbar», sagt er.
Joël Dicker mag es nicht, wenn man ihn als Krimiautor bezeichnet.
Foto: Joël Saget (AFP)
Sein erstes Business lancierte er mit 10 Jahren
Die Leidenschaft für das Schreiben wurde Joël Dicker sozusagen in die Wiege gelegt. Er wuchs als jüngstes von vier Geschwistern in Genf in einem literarisch geprägten Elternhaus auf: Sein Vater war Französischlehrer, seine Mutter führte eine Buchhandlung. «Ich war ein neugieriges Kind. Meine Eltern haben mich immer dazu ermutigt, anderen gegenüber offen zu sein», erklärt er.
Die langen Sommerferien verbrachte er jeweils in den USA. Sein Grossvater väterlicherseits war Anfang des 20. Jahrhunderts aus Russland nach Genf ausgewandert, während ein anderer Zweig der Familie sich in Washington niedergelassen hatte. Im Sommer traf sich die Grossfamilie jeweils in Stonington im Bundesstaat Maine.
Schon als Kind begeisterte sich Joël Dicker für die Tierwelt. Mit gerade einmal zehn Jahren lancierte er «La Gazette des Animaux», eine Zeitung über die Tierwelt, die er von A bis Z allein herstellte. «Bis zum 17. Lebensjahr habe ich meine ganze Freizeit in dieses Projekt investiert», erklärt er. Er schrieb die Texte, machte Fotos, kümmerte sich um das Layout und den Vertrieb. Die Zeitung hatte nicht nur Abonnenten in der Schweiz, sondern auch im Ausland.
Joël Dicker als Teenager mit der Tierwelt-Zeitung, die er sieben Jahre lang publizierte und verkaufte.
Foto: Steeve Iuncker
Der geplatzte Traum an der Schauspielschule in Paris
Als Teenager ging Joël Dicker aufs Gymnasium – allerdings ohne grosse Begeisterung. «Es ist mir ein Rätsel, wie ich die Maturitätsprüfung geschafft habe», sagt er lachend. «In Mathematik war ich eine totale Niete.»
Auf ein Unistudium hatte er keine Lust. Deshalb packte er seine Koffer und ging nach Paris, um dort Schauspielunterricht zu nehmen. Er wohnte im hippen Viertel Le Marais, am Abend widmete er sich jeweils dem Schreiben. Doch die Illusion währte nicht lange. Schon bald sah er ein, dass der Beruf des Schauspielers nicht das Richtige für ihn war. «Mir fehlte die grosse Leidenschaft dazu», gesteht er. «Ich sah auch unglaublich talentierte Schauspieler, die keine Arbeit fanden und den Durchbruch nicht schafften.»
Nach nur einem Jahr kehrte er in die Schweiz zurück und begann ein Jurastudium. «Es war praktisch der einzige Studiengang ohne Mathematik», sagt er. «Ich wollte einen soliden Beruf erlernen. Ausserdem interessierte ich mich für das Römische Recht. Meine Eltern haben mir übrigens nie etwas aufgezwungen. Sie haben mir lediglich gesagt: ‹Mach den Beruf, den du willst, aber mach ihn seriös und arbeite hart.›»
Kein Verlag interessierte sich für seine ersten fünf Romane
Sein Jurastudium schloss er mit einem Master ab. Nebenbei schrieb er Romane und spielte Schlagzeug in einer Band namens Latinwood. «Während meines Studiums habe ich fünf Romane geschrieben, fast einen pro Jahr. Die Manuskripte habe ich mehreren Verlagen geschickt, doch es gab nur Absagen.»
Dicker stieg nicht als Anwalt ins Berufsleben ein, sondern als parlamentarischer Attaché in Genf. Sein Leben verlief in geordneten Bahnen – bis zu dem Tag, als er Vladimir Dimitrijevic über den Weg lief, einem Schwergewicht des Westschweizer Verlagswesens und Gründer des Verlags L’Âge d’Homme in Lausanne. Zum ersten Mal bekundete ein Verleger Interesse an Dickers Romanen. Dimitrijevic witterte gar ein gewisses Potenzial und schickte eines der Manuskripte dem befreundeten Verleger und Literaten Bernard de Fallois in Paris. «Dieser Roman könnte dich interessieren. Er eignet sich eher für ein französisches Publikum», schrieb er dazu. Der Roman trug den Titel: «Die letzten Tage unserer Väter».
Er nahm Joël Dicker unter seine Fittiche: Der französische Autor und Verleger Bernard de Fallois (1926–2018).
Foto: Laurence Rasti
Ein einflussreicher Mentor verhilft ihm zum Erfolg
Zum erhofften Treffen im Verlagshaus in Lausanne kommt es nie: Vladimir Dimitrijevic stirbt unerwartet bei einem Autounfall. Bei seiner Beerdigung im Juli 2011 wechselt Joël Dicker erstmals einige Worte mit Bernard de Fallois. Im Januar 2012 beschliesst dieser, «Die letzten Tage unserer Väter» zu veröffentlichen, und legt damit den Grundstein für eine aussergewöhnliche literarische Karriere seines Schützlings.
Neun Monate später erscheint Dickers zweiter Roman, «Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert». Er wird ein Bestseller: In nur drei Monaten werden mehr als 500’000 Exemplare verkauft. Der Roman wird im Herbst 2012 auch mit den bekannten französischen Literaturpreisen Grand Prix de l’Académie française und Le Goncourt des Lycéens ausgezeichnet.
Es folgt Erfolg um Erfolg: Mit «Die Geschichte der Baltimores» und «Das Verschwinden der Stephanie Mailer», das 2018 zum meistverkauften Buch Frankreichs wird, setzt Joël Dicker seinen kometenhaften Aufstieg in der internationalen Literaturszene fort. Jeder seiner Romane erobert die Spitze der Bestsellerlisten. «Joël Dicker ist eine fantastische Cash-Maschine. Er hat eine Formel gefunden, die bei seinen Lesern und Leserinnen funktioniert», sagt der Lausanner Verleger Pierre-Marcel Favre.
Nach dem Tod seines Mentors Bernard de Fallois im Januar 2018 arbeitet Dicker noch vier Jahre lang mit dem Verlagshaus in Paris zusammen – bis zu seiner endgültigen Schliessung. Der ehemalige Direktor Dominique Goust weiss, wie hoch Dickers Tantiemen zu jener Zeit waren: «In der Regel betragen sie 10 Prozent des Buchpreises. Wenn jedoch ein Autor einen gewissen Erfolg erzielt, können die Tantiemen schrittweise auf 18 oder sogar 20 Prozent steigen, je nachdem, wie gut sich seine früheren Bücher verkauft haben.» Je höher die Auflage, desto geringer sind die Stückkosten eines Buchs, was schlussendlich die Rentabilität verbessert.
Interviews, Fotoshootings, Lesungen: Jede Lancierung eines Romans geht mit einer intensiven Promotour einher – wie hier für «Die Affäre Alaska Sanders», das meistverkaufte Buch in Frankreich im Jahr 2022.
Foto: Sylvain Lefevre (Getty Images)
Autor, Verlag und Buchhandlung: Wer verdient wie viel?
Der Verkaufspreis wird in der Regel wie folgt aufgeteilt: Die Buchhandlung erhält 30 bis 40 Prozent des Verkaufspreises, der Verleger circa 20 bis 25 Prozent. Damit deckt Letzterer alle Kosten für die Herstellung eines Buchs inklusive Lektorat, Layout, Coverdesign und Werbung.
Der Autor des Buchs erhält in der Regel 10 Prozent des Verkaufspreises. Die Druckerei, die das Buch druckt, bekommt etwa 10 bis 15 Prozent. Der Vertrieb, der die Logistikkosten für den Transport des Buchs vom Verlag zu den Verkaufsstellen deckt, macht ebenfalls 10 Prozent des Verkaufspreises aus. Und schliesslich entfallen 5 bis 10 Prozent auf Steuern wie die Mehrwertsteuer sowie auf andere variable Kosten, zum Beispiel Übersetzungsrechte oder Lagerkosten.
Es dauerte nicht lange, bis sich die Filmwelt für Joël Dicker zu interessieren begann. «Mein Verleger Bernard de Fallois und ich haben fast 90 Anfragen für eine Verfilmung des Romans ‹Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert› abgelehnt», erklärt er. «Der französische Regisseur Jean-Jacques Annaud hingegen hat uns sofort in seinen Bann gezogen.» Annaud («Der Name der Rose», «Sieben Jahre in Tibet») verfilmte Dickers Bestseller im Jahr 2018 in Kanada als zehnteilige Serie, die Hauptrolle des mysteriösen Harry Quebert übernahm Patrick Dempsey, der Star aus der US-Serie «Grey’s Anatomy».
Auf die Frage, wie viel Joël Dicker an der Verfilmung seines zweiten Romans verdient habe, antwortet Dominique Goust: «Der Autor und der Verleger verdienen je 50 Prozent an den Rechten. Für eine Verfilmung betragen sie in der Regel 50’000 bis 100’000 Euro, doch für einen Bestseller wie denjenigen von Dicker können sie auch eine Million Euro betragen. In Hollywood machen die Rechte in der Regel 2 bis 3 Prozent des Gesamtbudgets eines Films aus. Bei einer Fernsehserie ist der Anteil oft höher und beträgt 10 bis 30 Prozent.»
Jean-Jacques Annaud, Kristine Froseth, Patrick Dempsey, Ben Schnetzer und Joël Dicker posieren 2018 in Cannes bei der Vorstellung der Serie «Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert».
Foto: Dominique Charriau (WireImage/Getty Images)
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Cookies zulassenMehr InfosDie Drehbücher seiner Bestseller will er in Zukunft selber schreiben
Als guter Businessman witterte Joël Dicker eine weitere Chance: das Streaming von Filmen und Serien, das zu jener Zeit gerade erst anfing. «Die Serie mit Patrick Dempsey haben wir noch nach altem Muster produziert, das heisst mit einem Produzenten und einem Drehbuchautor im Hintergrund», erklärt er. Der Autor erkannte die Notwendigkeit, sich stärker in den Adaptionsprozess einzubringen, und gründete im Jahr 2021 Kodiak Bear Entertainment, eine Firma für audiovisuelle Produktion.
«Ich will aus meinen Romanen Drehbücher machen, ohne von Produzenten abhängig zu sein. Aus jedem einzelnen Buch könnte ein Filmprojekt entstehen», ist er überzeugt. Dominique Goust pflichtet ihm bei: «Joël Dicker ist der geborene Drehbuchautor. Er hat das richtige Gespür für Rhythmus, Aufbau und erzählerische Spannung. Er erfüllt alle Voraussetzungen, um seine eigenen Drehbücher zu produzieren. Er hat eine seltene Gabe.»
Der Autor liebt den Kontakt mit seinen Leserinnen und Lesern wie hier an der Buchmesse in Madrid im Mai 2025.
Foto: Gustavo Valiente (Europa Press via Getty Images)
Joël Dicker ist heute ein Promi. Er macht Werbung für Swiss, Piaget sowie Peugeot-Citroën und ziert die Covers von Hochglanzmagazinen wie «Vanity Fair», «Esquire» und «Le Monde Magazine». Er ist auch ein gern gesehener Gast in Fernsehshows, obwohl er vor jedem Auftritt etwas Lampenfieber hat. Auf Social Media bevorzugt er Instagram, wo er fast 200’000 Follower hat.
Gegenüber Kritikern nimmt er eine gelassene Haltung ein: «Ich respektiere andere Meinungen. Ich propagiere kein politisches Programm, sondern schreibe Bücher. Das macht meine Arbeit viel entspannter.»
Als sein Verleger und Mentor 2018 starb, wusste Joël Dicker, dass die Tage des Pariser Verlags gezählt waren. Die endgültige Schliessung war der letzte Wille seines Gründers Bernard de Fallois. Der junge Autor war fortan gezwungen, die Zügel selbst in die Hand zu nehmen: «Ich habe mich um die Verwaltung meiner Rechte im Ausland gekümmert, Druckaufträge geprüft und mich mit Steuerabkommen unterschiedlicher Länder auseinandergesetzt, was alles andere als einfach war», erklärt er. Nach zwei Jahren stand für ihn fest: Er musste sein eigenes Verlagshaus gründen.
In Mailand standen seine Fans Schlange, als Joël Dicker im März 2025 seinen neuen Roman «Ein ungezähmtes Tier» vorstellte und signierte.
Foto: Alessandro Bremec (Sopa Images/LightRocket via Getty Images)
Er will Menschen zum Lesen bewegen
Der Name Rosie and Wolfe ist eine Hommage an zwei wichtige Personen in seinem Leben: Rosie, eine Freundin der Familie, und Wolfe, sein Grossvater mütterlicherseits. In seinem Verlag sind auch seine ersten fünf Romane, die einst Bernard de Fallois publiziert hatte, neu erschienen. «Ich bin kein Verleger im herkömmlichen Sinn», sagt er. «Ich bin der Chef eines Verlagshauses, das nicht nur meine eigenen Romane veröffentlicht, sondern auch jene von Autoren, die ich sehr bewundere. Ich verfolge ein einfaches Ziel: Ich will Menschen zum Lesen bringen», sagt er. Der Verlag Rosie and Wolfe wird in Zukunft nur ein oder zwei neue Bücher pro Jahr auf den Markt bringen.
Der Schriftsteller in seinem Büro in Genf.
Foto: Jean-Guy Python
«Das Verlagswesen ist heute ein riskantes Geschäft. Die Leserschaft schrumpft, die Neuzugänge im Buchmarkt nehmen jedoch zu. Auch können Buchhandlungen im französischsprachigen Markt dem Verleger unverkaufte Bücher zurückschicken», erklärt der Verleger Ivan Slatkine. «Mit dem Entschluss, seinen eigenen Verlag zu haben, geht Joël Dicker auch das Risiko ein, auf kritisches und anspruchsvolles Feedback durch Dritte zu verzichten. Für einen Schriftsteller ist die Betreuung durch Dritte unerlässlich, um sich selbst infrage zu stellen und Fortschritte zu erzielen.»
Mit seinem eigenen Verlagshaus erhält Joël Dicker Schätzungen zufolge nun 50 bis 55 Prozent des öffentlichen Verkaufspreises statt der üblichen 10 bis 18 Prozent, die ein Autor als Honorar bezieht. Das ist zwar ein grösserer Anteil, doch davon müssen auch die Kosten für die Herstellung, das Layout, das Lektorat und die allgemeinen Spesen abgezogen werden.
Joël Dicker ist viel mehr als nur ein Schriftsteller. Er ist ein Unternehmer, dessen Tätigkeit sich nicht nur auf die Literatur beschränkt. Inzwischen besitzt er auch die Firma Grizzlies, die Immobilien kauft und verkauft. Auf Fragen zu seinen konkreten Investitionen weicht er aus und antwortet: «Es gibt nichts in dieser Firma.»
Auf die Frage, wie er mit seiner Bekanntheit umgehe, antwortet er nach kürzerer Überlegung: «Man muss die Chancen nutzen, wenn sie sich bieten. Aber ehrlich gesagt, möchte ich vor allem in Ruhe gelassen werden.» Er lächelt und trinkt in aller Ruhe seinen Lindenblütentee aus.
Aus dem Französischen übersetzt von Yolanda Di Mambro.
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EinloggenGhislaine Bloch schreibt seit 2019 für «Bilan» über Start-ups, Innovation, KMU und Technologie.Mehr Infos
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