Exeter – Er hat 250 Millionen Bücher verkauft, drei seiner Romane wurden spektakulär von Hollywood verfilmt, doch wie Dan Brown wohnt, war bislang ein großes Geheimnis. Jetzt lud er BILD zu sich nach Hause ein.

Der Autor, dessen Geschichten die ganze Welt kennt, empfängt freundlich, fast bescheiden. Brown bietet Kaffee an, spricht ruhig, aber voller Energie, seine Augen leuchten. Neben ihm Hund Winston, der ihn überallhin begleitet. Brown denkt sogar darüber nach, ihn klonen zu lassen.

Dan Brown mit BILD-Reporterin Katie Pfleghar und auch der geliebte Hund des Autors, Winston, gesellt sich dazu

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Foto: Alex Gagne

Dan Brown lebt fernab von Hollywood, scheut auch den Trubel New Yorks. Sein Anwesen liegt am Rande einer malerischen Kleinstadt in New Hampshire, einem Bundesstaat an der US-Ostküste, nördlich von Boston. Vor dem Haus stehen hohe Bäume, der Rasen ist so exakt geschnitten, dass er fast unwirklich aussieht, Blumen stehen in geometrischen Beeten. Ein Ort, der zugleich märchenhaft und geheimnisvoll erscheint – als sei er direkt aus einem Roman Dan Browns entsprungen.

Browns Haus in New Hampshire besticht durch seine teils verspielte Architektur und Kunst

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Foto: Alex Gagne

Sechs Jahre ließ der Hausherr an seinem Reich bauen, bevor er es 2010 bezog. Damals war er noch mit seiner Frau Blythe verheiratet, über die er einst sagte, er hätte ohne sie viele seiner Bücher nicht schreiben können. Dennoch ging die Ehe nach über 20 Jahren 2019 in die Brüche. Nach der Scheidung folgte ein harter Rechtsstreit, und Vorwürfe, Dan Brown habe ein Doppelleben geführt.

Dan Brown arbeitet gerne nachts

Jetzt lebt Judith (34) an seiner Seite, ist mit ihm verlobt. Die Tiertrainerin sei ursprünglich zur Betreuung eines Pferdes der Browns eingestellt worden, heißt es.

Naturstein auf geöltem Holz: Hier treffen gerade Linien und naturalistisches Chaos aufeinander

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Foto: Alex Gagne

Über sein Liebesleben will Dan Brown nicht sprechen, lieber über sein neues Buch: „Secret of Secrets“ ist der sechste Teil der Robert-Langdon-Reihe. Ein Thriller, der diesmal nach Prag führt, für Brown das „mystische Herz Europas“.

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Im Zentrum: das größte Rätsel der Menschheit, das Bewusstsein. „Es muss real sein – sonst zweifeln die Leser“, erklärt er seine Arbeitsmethode.

Elemente aus Browns Büchern lassen sich in der Einrichtung erkennen, etwa hinten das gothische Turm-Modell, passend zur Geschichte aus „Origin“

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Foto: Alex Gagne

Das Ende schreibt Brown zuerst, Rohfassungen können bis zu einer Million Wörter umfassen. Ganze Figuren und Handlungsstränge verschwinden wieder, bis am Ende 200.000 Wörter bleiben – und ein packender Thriller.

Brown sammelt vor allem gerne seine eigenen Werke, hier sind sämtliche ausgestellt

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Foto: Alex Gagne

In Browns Haus ist die Luft kühl und rein, fast steril. Kein Geruch, nur Stille. Für ihn die perfekte Umgebung, um zu arbeiten – und das tut er mit eiserner Disziplin. Um vier Uhr früh sitzt er am Schreibtisch (der gut gehütet in seinen Privatgemächern steht), lässt beim Schreiben die Beine baumeln. Das helfe beim „Gehirn durchlüften.“

Schauplatz eines Brown-Romans? Tatsächlich schreibt der Star-Autor hier an seinen Büchern, für sein neues hat er knapp acht Jahre benötigt

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Foto: Alex Gagne

Jeder Raum von Dan Brown ist eine Inszenierung

Im Wohnzimmer glänzt ein dunkelbrauner Steinway-Flügel neben einem monumentalen Kamin, überall täuschend echt wirkende Kerzen, die elektrisch sind. An den Fenstern gibt es Gitter, wie in einer mittelalterlichen Burg. Jeder Raum ist eine Inszenierung. In der Küche, gut 60 Quadratmeter groß, zieht sich eine ganze Wand aus rohem Stein empor, makellos sauber, keine Spur von Alltag.

Expressionistische und moderne Malerei gehört zu Browns Favoriten, dieser widmet er sich auch in seinen Werken wie „Sakrileg“ oder „Inferno“

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Foto: Alex Gagne

Die Bibliothek wirkt wie das Herz des Hauses. Regale voll mit seinen eigenen Büchern, in allen Sprachen der Welt, daneben Klassiker: Orwell, Darwin, Bradbury. Hinter einem Paneel öffnet sich der Durchgang zu einem geheimen Zimmer, irgendwo anders verbirgt eine Tür ein Kinderzimmer voller Kuscheltiere.

Hinter diesem Abschnitt der Bibliothek befindet sich ein geheimes Zimmer von Dan Brown

Hinter diesem Abschnitt der Bibliothek befindet sich ein geheimes Zimmer von Dan Brown

Foto: Alex Gagne

Wohin würde Brown, der in seinen Geschichten mühelos größte zeitliche Distanzen überwindet, reisen, hätte er eine Zeitmaschine zur Verfügung? „Ins Jahr 2025! Ich will zu keiner anderen Zeit leben, als genau jetzt.“ Er erklärt: „Viele vergessen das: Wir leben in der sichersten, besten Zeit, die es je gab.“

„The Secret of Secrets“ ist der langerwartete neue Roman von Dan Brown, mittlerweile wurde er vom Lübbe-Verlag veröffentlicht

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Foto: Lübbe

Allerdings sei vieles optimierbar – sei es mithilfe von Gentechnik. Sein Traum: „Wenn man an Evolution glaubt, was ich tue, dann wählt sie die stärkere Spezies aus. Gentechnik beschleunigt diesen Prozess nur.“

Angst vor Veränderung habe er nie. „Da sagt man: Ich will ein Kind erschaffen, das mir ähnelt, aber bitte ohne Haarausfall, ein bisschen größer, keine Karies. All das hätte die Genetik ohnehin irgendwann hervorgebracht – nur eben über viele Generationen. Das ist schlicht Beschleunigung eines natürlichen Vorgangs.“ Moralische Bedenken habe er nicht. „Man muss vorsichtig sein, weil wir Genetik noch nicht vollständig verstehen. Aber: Ich sehe kein riesiges ethisches Problem, solange wir behutsam vorgehen. Es wird ohnehin passieren.“

Teaser-Bild

Foto: Alex Gagne

Dan Brown: „Die Welt ist heute sicherer als je zuvor – egal, wo man auf der Erde landet. Sicherer als vor hundert Jahren, sogar sicherer als vor zehn Jahren. Es gibt bessere Medizin, bessere Technologie, einfach alles ist besser. Und wir beginnen zu verstehen, welchen Wert menschliches Leben hat.“

Zwar seien wir Menschen durch unsere technologischen Errungenschaften längst in der Lage, „uns selbst zu vernichten“, aber: „Der Selbsterhaltungstrieb setzt sich durch. Selbst mit all dem Hass wollen wir am Ende doch überleben.“

„Secret of Secrets“ wird ohne Tom Hanks verfilmt

Draußen auf der Terrasse raschelt es im Wald. Brown erzählt, dass hier oft Rehe vorbeiziehen, manchmal sogar Kojoten. Während des Essens wirkt der große Autor beinahe wie jeder andere: Er lacht, scherzt mit seiner Verlobten, krault Hund Winston.

Im BILD-Interview gibt sich Brown angesichts der aktuellen Weltlage optimistisch – Er: „Wir leben in der besten Zeit, die es je gab“

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Foto: Alex Gagne

Bald wechselt Brown die Bühne. Netflix verfilmt „Secret of Secrets“ als zehnstündige Serie, so nah am Buch wie möglich. Nur Tom Hanks, der in der Hollywood-Verfilmung die Hauptrolle gespielt hat, fehlt. Er kehrt nicht mehr als Robert Langdon zurück.

Doch Dan Brown feilt garantiert bereits an seinem nächsten Abenteuer, das mit Sicherheit wieder so geheimnisvoll sein wird, wie das Haus, in dem es entsteht.

Tom Hanks und Felicity Jones in der letzten Brown-Verfilmung „Inferno“ (2016)

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Foto: Sony Pictures