Standdatum: 28. September 2025.

Autorinnen und Autoren:
Matthias Röhrs

Das abgesperrte Grundstück für die Baugemeinschaft am Hulsberg mit einem großen Erdhaufen in der Mitte

Hier wird gemeinschaftlich gebaut.

Bild: Radio Bremen

Im Hulsberg-Quartier entsteht mit „Frida“ das zweite gemeinschaftlich geplante Wohnhaus. Vor welchen Herausforderungen steht das Projekt?

Neben der alten Pathologie am Klinikum Bremen-Mitte im Hulsberg-Quartier entsteht es: das Wohnprojekt „Frida“. Es ist das zweite Mehrparteienhaus auf dem Gelände aus einer sogenannten Baugemeinschaft heraus. „Frida“ ist zusammen mit der Baugemeinschaft „Karl“ an der Friedrich-Karl-Straße – nur wenige hundert Meter entfernt – Vorreiter im Stadtteil. 20 Prozent der neu gebauten Wohnungen, rund 200 Stück, sollen im Hulsberg-Quartier einmal von Gemeinschaften kommen, heißt es von der Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung.

Beim Wohnprojekt „Frida“ geht es um insgesamt 35 Wohnungen zwischen 35 und 110 Quadratmetern. Für die Mitglieder der dazugehörigen GmbH und Co. KG geht es um mehr als nur ums Wohnen. Es geht ihnen auch um die Gemeinschaft, um ein Zusammenleben, bei dem man sich um einander kümmert, wie Mitglied Heidi Merkle erzählt. „Ein wichtiger Aspekt ist, dass man hier nicht alleine ist und vereinsamt, wenn man alt wird.“

Angebote für die Nachbarschaft sind geplant

Die 63-Jährige schätzt es, dass sie und ihr Mann auch zukünftig in einer attraktiven Gegend wohnen können. Die Kinder seien ausgezogen, das Haus mittlerweile zu groß geworden. Ihre neue – etwa 90 Quadratmeter große Wohnung im Frida-Haus – sei an die neuen Bedürfnisse angepasst.

Drei Stockwerke wird das Frida-Haus nach der Fertigstellung Ende 2026 haben. Neben den Wohnungen gibt es dann einen Mehrzweckraum, eine Gemeinschaftsküche, eine Fahrradwerkstatt, einen Gymnastikraum und einiges mehr. Es könnte später im Haus einen Kochclub oder einen kleinen Chor geben, überlegt Ute Schadeck, die mit Ehemann Lothar Möhle und Hund Motte einziehen wird. Es wird sozusagen ein kleines Dorf auf drei Etagen, aber nicht nur für die Bewohner des Hauses. „Wir wollen uns auch in den Stadtteil hinein öffnen“, sagt Merkle.

Stadt setzt auf Impulse durch Baugemeinschaften

Ute Schadeck, Heidi Merkle und Lothar Möhle, der Hund "Motte" auf dem Arm hält, stehen vor einem Baustellenzaun am Hulsberg

Ute Schadeck, Heidi Merkle, Lothar Möhle und Hund „Motte“ werden Bewohner des Hulsberg-Quatiers.

Bild: Radio Bremen

Darauf setzt auch die Stadt. „Baugemeinschaften bringen heterogene Gruppen zusammen, fördern Nachbarschaften mit hoher Bindung“, teilt Aygün Kilincsoy, Sprecher der Bausenatorin, mit. Die Bewohnerinnen und Bewohner seien selbst Initiatorinnen und Initiatoren der Projekte und bleiben oft dauerhaft. Folglich gibt es eine geringere Fluktuation im Quartier.

„Baugemeinschaftliches Wohnen bietet eine besondere Chance für die qualitative Weiterentwicklung des Wohnraums in Bremen“, so Kilincsoy.

Es geht nicht allein um zusätzliche Wohnungen, sondern um lebendige Quartiere mit starker sozialer Bindung, innovativen Wohnformen und nachhaltigen Baukonzepten.

Aygün Kilincsoy, Sprecher der Bausenatorin

Neben den Projekten „Karl“ und „Frida“ geht die Grundstücksentwicklung Klinikum Bremen-Mitte (GEG), die das Hulsberg-Quartier vermarktet, von bis zu 180 Wohnungen aus, die aus den nun auf den Markt kommenden Grundstücken entstehen könnten. Auch im Scharnhorst-Quartier in Huckelriede und im Tabakquartier in Woltmershausen sind Baufelder für Baugemeinschaften vorgesehen, heißt es vom Verkehrsressort.

Besserverdienende zeigen sich solidarisch

Das alles hat aber seinen Preis. Das rund 3.000 Quadratmeter große Frida-Grundstück hat nach Angebane der GEG 3,5 Millionen Euro gekostet. Die beiden nun in den Verkauf gehenden Grundstücke könnten der GEG bis zu 5,7 beziehungsweise bis zu 6,9 Millionen Euro einbringen, so Geschäftsführer Florian Kommer gegenüber dem Weser-Kurier.

Bei „Frida“ kalkulieren die Mitglieder mittlerweile mit einem Quadratmeterpreis von rund 5.700 Euro – die Gemeinschaftsflächen sind dabei mit eingerechnet. Das kann sich nicht jeder leisten, räumt Heidi Merkle ein. Innerhalb der Baugemeinschaft würden Besserverdienende andere unterstützen. Die GmbH und Co. KG nehme auch Darlehen auf. Eigenkapital speist sich oft auch aus dem Verkauf der vorherigen Eigenheime.

Raus aus der Spekulation

Die Baugemeinschaft ist am Ende Eigentümerin der Wohnungen und bekommt sie im Falle eines Ausscheidens oder im Todesfall zurück. Andere Beteiligte würden dann ausbezahlt. So umgehe man, dass die Wohnungen zum Spekulationsobjekt werden, erklärt Schadeck. Und die Hausgemeinschaft hätte die Hand darauf, wer einzieht.

40 Leute, die ein Haus bauen – das ist auch anstrengend, sagt Ute Schadeck. Alleine, weil man sich drei Abende in der Woche Zeit nehmen muss. Die Pläne müssen abgestimmt, die Ausstattung diskutiert werden. „Ich habe das Gefühl, dass trotz der ganzen Arbeit oder eben wegen der ganzen Arbeit, etwas Gutes dabei rauskommen wird. Es gibt immer anstrengende Phasen im Leben, in denen man dann etwas schafft, von dem man hinterher profitiert.“

Schadecks Mann, Lothar Möhle, sieht es pragmatisch: „So ein Bau erfordert einfach viele Entscheidungen, und die treffen wir gemeinschaftlich. Aber dass jeder zu 100 Prozent zufrieden gestellt wird, so ist das Leben nicht. Nicht beim Bauen und in einem Wohnprojekt eben auch nicht.“

Dieses Thema im Programm:
Bremen Zwei, Der Nachmittag, 23. September 2025, 17:40 Uhr