Was uns ausmacht, ist die Predigt. Keuschheit, Armut und Gehorsam sind die drei Gelübde, die für jeden Orden prägend sind. Ich hab auch viel mit Nichtchristen zu tun und die sagen dann: Du kannst ja nicht heiraten. Könnte ich schon, aber dann bin ich nicht mehr im Orden. Da kommen die Leute immer als erstes drauf, und auf Sex und so. Aber das schwierigste Gelüdbe ist eigentlich der Gehorsam. Und Armut ist ein meines Erachtens ein irreführender Begriff. Sehe ich arm aus? Nein, das bin ich auch nicht.
Verzicht klingt sehr erhaben. Ich bin nun seit 41 Jahren im Orden. Man gewöhnt sich da dran. Ausgesucht habe ich mir das jetzt so nicht. Ich nehm das in Kauf, zum Beispiel auf Familie zu verzichten. Und ich würde lügen, würde ich sagen, das wäre alles leicht. Das ist so nicht der Fall. Aber ich habe gemerkt, dass es das wert ist, dass ich verzichte. Wenn man auf Familie verzichtet, lernt man ganz schnell Menschen kennen, die das zwar nicht ersetzen, die aber helfen das weiter zu leben.
Das ist nur dann möglich, wenn man das als Verzicht auch wirklich lebt und nicht sagt, dass das alles leicht ist. Wie man damit umgeht, ist die ganz entscheidende Frage. Es geht ja auch in gewisser Weise um Ehrlichkeit. Danach gesehnt habe ich mich nicht. Und es ist auch nicht so, dass man jetzt plötzlich eine Ersatzfamilie bekommt.