„Seid ihr jetzt immer hier?“, fragt die Frau mit den Möhren und dem Lauch im Einkaufskorb. Eigentlich wollte sie wohl nur den Wocheneinkauf auf dem Rheinischen Bauernmarkt am Kolpingplatz erledigen an diesem Vormittag. Jetzt überlegt sie, ob sie eine „Smashed Taamya“ probiert, eine ägyptische Variante der Falafel.

Falafel, kennt man ja. Warum nicht? Aber dann kommt Tarek Karim an ihr vorbei, in der Hand einen Keramikzylinder, darauf ein… Törtchen? Ein wenig größer als ein Zwei-Euro-Stück ist die zarte Teighülle, darin eine hellgrüne Eisnocke, ein sorgfältig geschnitztes Gemüsekügelchen, eine Creme, ein Kapuzinerkresseblatt und ein winziger, schmetterlingsförmiger Chip. Was ist das denn?

Kohlrabi Teriyaki Tartare hat Tarek den Happen getauft, den es alternativ zur Falafel gibt – einen für fünf Euro oder fünf verschiedene für 20 Euro. Fine Dining aus dem Streetfoodtruck – das ist das Konzept von Arabic Gourmet Pop-up, dem Kollektiv, dem Tarek Karim angehört. Und zufällig ist dieses Konzept das perfekte Beispiel für das, was Chefs in Town will.

Überall in der Stadt zeigte an diesem Wochenende die Gastronomie, was sie kann, von Nudelsuppe bis Praline, von Aperitivo bis Mehrgängemenü. Wer wollte, konnte im Münster Grill ein simples, aber köstliches Gyros für zehn Euro essen, nach einem (angeblich) tausend Jahre alten Rezept. Wer wollte, konnte aber auch für deutlich über 300 Euro Ellenbogen an Ellenbogen mit Sternekoch Thomas Bühner in seinem La Vie in der Küche stehen, wo Schauspieler Armin Rohde spätnachts die Gäste der Küchenparty mit einem Salsiccia-Bohnen-Topf erfreute.

Es war ein an Highlights reiches Wochenende, denn die vom Chefs-in-Town-Team kuratierten Gastronomien und Gast-Köche waren zu professionell und hochwertig, um zu enttäuschen. Die Branche protzte mit ihrer Kreativität und ihrer Lust am Gastgebertum. Wer wollte – und es bezahlen konnte –, konnte sich zweieinhalb Tage hinreißen lassen.

Dabei waren nicht alle Events hochpreisig – und bei manchen das Preis-Leistungs-Verhältnis fast zu gut, um wahr zu sein. Fünf Live-Cooking-Stations im Flingeraner Restaurant Hase & Igel wurden von begabten Profis bemannt und produzierten ab Samstagmittag tolle Teller, von geflämmter Garnele über Enten-Hotdog, Schweinebauch im süffigen Sud bis zu Parmesan-Creme-brulee und tollem Dessert. Ein Nachmittag zum Genießen und Sattwerden. Kostenpunkt: 39 Euro – ein Schnäppchen. Holte nun der Gastronom den Gewinn über die Getränke rein? Kaum, der (gute und reichlich eingeschenkte) Wein kostete faire 4,50 Euro.

Im Miele Experience Center kochte Sternekoch Lukas Jakobi Best-of-Häppchen aus seinem Restaurant Zwanzig23, plus Bavette vom Wagyu-Rind. War auch ein bisschen Werbung dabei? Sicher. Aber Häppchen vom Sternekoch gratis – das ließen sich viele begeisterte Düsseldorfer nicht entgehen. Am Sonntagnachmittag groovte das Publikum dann am Stadtstrand am Tonhallenufer zu den entspannten Beats des Berliner DJs Alle Farben, während der Münchner Drei-Sterne-Koch Tohru Nakamura Ramen mit Miso aus dem Streetfoodtruck reichte. Das tat er Casita Mexicana in Bilk gleich. „Ich liebe japanische Küche“, sagt der deutsch-mexikanische Gründer Nico Buchmann. „Endlich kann ich mal ein Crossover machen!“

All das nur ein Ausschnitt eines im Vergleich zum Vorjahr enorm angewachsenen Programms, das bei manchem Beobachter schon Skepsis aufkommen ließ. Wer soll das alles essen? Schließlich war es so, als hätten auf einen Schlag zwanzig zusätzliche Fine-Dining-Restaurants aufgemacht. Doch insgesamt zeigten sich Organisatoren und die teilnehmenden Gastronomien zufrieden mit der Resonanz – auch wenn natürlich immer mehr geht.

Man könnte satt sein von alledem. Aber so fühlt es sich nicht an. Eher so: Düsseldorf will mehr davon.

Die Rheinische Post ist Medienpartner bei Chefs in Town 2025.