Stand: 28.09.2025 16:54 Uhr

Tadej Pogacar hat in Ruanda seinen WM-Titel auf der Straße verteidigt. Der Slowene siegte mit einer Demonstration seiner Extraklasse auf dem 267 Kilometer langen Kurs um die Hauptstadt Kigali als Solist. Am Ende der 6:21:20 Stunden konnte er entspannt austrudeln lassen, zwei Finger gen Himmer zeigen, er nahm 1:28 Minuten Vorsprung mit ins Ziel.

Silber sicherte sich Remco Evenepoel, der Pogacar im Zeitfahren bei dieser WM noch eine schmerzhafte Klatsche verabreicht hatte – und frustriert und kopfschüttelnd über die Linie fuhr. Bronze ging an den Iren Ben Healy, der sich fünf Kilometer vor dem Ende entscheidend vom Dänen Mattias Skjelmose absetzte.

Pogacar schrieb mit seinem Erfolg Radsport-Geschichte: Er ist der erste Fahrer, der in zwei aufeinanderfolgenden Jahren sowohl die Tour de France als auch die Straßen-WM für sich entscheiden konnte. Pogacar sagte später freudestrahlend: „Ich bin so glücklich, dass ich es geschafft habe. Die Anstiege wurden in jeder Runde härter und härter. Ich musste sehr kämpfen. Die Energie-Reserven gingen zu Ende.“

Pogacar (M.), Evenepoel (l.) und Healy auf dem WM-Podium

Pogacar geht früh in die Offensive

66 Kilometer vor dem Ziel hatte sich Pogacar von Isaac del Toro abgesetzt. Sein großer Kontrahent Evenepoel hatte zu diesem Zeitpunkt längst den Anschluss verpasst. Der Belgier hatte aber auch mit technischen Problemen zu kämpfen, schlug Mitte des Rennens mehrfach mürrisch auf seinen Sattel und wartete auf seinen Materialwagen.

Bereits 104 Kilometer vor dem Ziel ging Pogacar in die Offensive – bei der wohl anspruchvollsten Passage des Rennens. Nach neun Runden auf dem Stadtkurs um Kigali ging es einmal über den einzig längeren Anstieg hinauf zum 1771 Meter hohen Mont Kigali.

Ayuso fällt an der Mur de Kigali zurück

Auf den letzten steilen Metern attackierte Pogacar, zunächst konnte nur Juan Ayuso folgen. Als Spitzenduo gingen beide in die Abfahrt. Evenepoel, der nach dem starken Zeitfahren zu den Top-Favoriten zählte, konnte nicht mitgehen.

Del Toro schloss in der Abfahrt schnell zum Spitzenduo auf, damit waren drei Profis aus Pogacars UAE-Rennstall an der Spitze. Rund 100 Kilometer vor dem Ziel folgte mit der Mur de Kigali eine nur 400 Meter lange, aber steile (11 Prozent im Schnitt) Kopfsteinpflaster-Rampe. Hier musste Ayuso dann abreißen lassen.

Insgesamt 5.500 Höhenmeter überwunden

Pogacar und del Toro bauten ihren Vorsprung langsam auf 45 Sekunden aus, als sich Pogacar dann allein absetzte, wurde schnell mehr als eine Minute daraus. Nach der Extra-Schleife folgten noch sechs Passagen über den Rundkurs um Kigali. Auf der schweren Strecke ging es jeweils über zwei Rampen. Insgesamt mussten die Profis auf dem WM-Kurs rund 5.500 Höhenmeter überwinden.

Der harte Kurs im fast in 1600 Meter Höhe gelegenen Kigali hatte früh ein erstes prominentes Opfer gefordert. Der Franzose Julian Alaphilippe, 2020 und 2021 Weltmeister, stieg nach knapp 30 Kilometern angeschlagen und entkräftet vom Rad.

Aus für Engelhardt, Zimmermann, Mayrhofer und Rutsch

Felix Engelhardt schied als erster Deutscher 180 Kilometer vor dem Ziel aus, wenig später gaben auch der deutsche Meister Georg Zimmermann und Jonas Rutsch auf. „Das war eines der härtesten Rennen, das ich je gefahren bin. Der Akku war einfach leer“, sagte Rutsch, der mit Magen-Darm-Problemen zu kämpfen hatte.

Der ebenfalls geschwächte Zimmermann war enttäuscht: „Das ist schade. Aber das gehört zum Profisport dazu. Auf einen Erfolg kommen fünf Misserfolge, außer man heißt Tadej Pogacar.“ Auch Marius Mayrhofer, der sich zwischenzeitlich noch in einer Verfolgergruppe gezeigt hatte, stieg vorzeitig vom Rad.