Berlin – Die bayerische Hauptstadt ist schneller und präsentiert sich sehr überzeugend. Wenn Berlin seine Olympiabewerbung so kompliziert, leise und zaghaft fortsetzt wie bisher, wird sie scheitern.
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Seit dem 27. Mai ist es offiziell: Berlin wird sich für die Olympischen Spiele bewerben, entweder für 2036, 2040 oder 2044.
München bewirbt sich auch und läuft Berlin dabei den Rang ab, denn München ist schneller. Die bayerische Hauptstadt hat für den 26. Oktober eine Volksabstimmung angesetzt. Wenn die Münchener für Olympia stimmen, ist die Bewerbung vollkommen überzeugend, da nichts mehr dazwischen kommen kann.
In Berlin ist es gesetzlich nicht vorgesehen, dass der Senat eine Volksabstimmung ansetzen kann. Deshalb sammelt der Landessportbund derzeit mühsam Unterschriften für ein Volksbegehren. Wann und ob es zum Volksentscheid kommt, ist offen.
Die Berliner Bewerbung hat außerdem einen Konstruktionsfehler: Sie ist gemeinsam mit Potsdam, Leipzig, Rostock und Kiel geplant. Das bedeutet, dass sich fünf Bundesländer abstimmen müssen.
Finden in Berlin bald zum zweiten Mal Olympische Spiele statt?
Foto: Soeren Stache/dpa
München will „OlympiJa!“
Das ist, wie man weiß, nicht einfach. Und deshalb gibt es auch noch keine gemeinsame Präsentation, während in Bayern alles fertig ist: Wer die Seite „Olympiabewerbung München ab 2036“ öffnet, dem schlägt ein Feuerwerk an positiven Nachrichten entgegen. München sei „unangefochten Deutschlands Sportstadt Nummer eins“ steht dort in typisch bayerischem Selbstbewusstsein. Die Staatsregierung erklärt geschlossen, weshalb Olympia für alle ein Vorteil sei.
Ministerpräsident Söder (CSU) hält ein blau-weiß geschmücktes Herz mit der Aufschrift „OlympiJa!“ in die Kamera. Bayerns Wirtschaft ist für „OlympiJa!“, Bayerns Sportlerinnen und Sportler sagen „OlympiJa!“ und es wird erklärt, „wie der Nachwuchs von Olympia profitiert“. Nach dem Besuch dieser Seite sagt man unwillkürlich: Klar, München ist bereit.
Und wie sieht es in Berlin aus? Hier findet man keine Präsentation, sondern zuletzt lediglich eine Pressemitteilung mit diesem Inhalt: „Der Senat bekräftigt das Interesse des Landes Berlin an der Ausrichtung von Olympischen und Paralympischen Spielen (…). Für den weiteren Bewerbungsprozess soll (…) eine zentrale Steuerungseinheit eingesetzt werden, die die Koordination und Beauftragung der Kommunikation im Rahmen der Beteiligung der Stadtgesellschaft übernimmt.“
Da haben wir das Problem: Berlin möchte sich nicht nur mit vielen anderen Bundesländern verständigen, sondern auch noch über eine „Steuerungsgruppe“ mit der eigenen „Stadtgesellschaft“. Das hört sich nach langen Wegen an.
Mit dieser Olympia-Bewerbung wird Berlin scheitern
Die Zeit aber läuft: Im September 2026 fällt die Entscheidung, ob Berlin oder München den Zuschlag bekommt. Mit im Rennen sind auch noch Hamburg und die Rhein-Ruhr-Region. Hamburg hat für den 31. Mai 2026 eine Volksabstimmung angesetzt.
Es gehe „um einen fairen Wettbewerb“ der deutschen Städte und Regionen, sagte der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Olympischen Sportbundes am 11. September bei einer Anhörung im Bundestag.
Richtig: Im Wettbewerb muss man um den ersten Platz kämpfen. Wenn Berlin aber seine Olympiabewerbung so kompliziert, leise und zaghaft fortsetzt, wird sie scheitern.
Hat Gunnar Schupelius recht? Schreiben Sie an: gunnar.schupelius@axelspringer.de