Cedric Itten konnte es kaum fassen. „Ich weiß nicht, wo er diese Reflexe hergeholt hat“, sagte der Stürmer von Zweitligist Fortuna zwar auf seine sympathische Schweizer Art, aber doch irgendwie auch ernsthaft entsetzt. „Ich habe den Ball eigentlich gut getroffen, zwei Mal sogar, aber er hat auch zwei Mal extrem schnell pariert.“ In der Tat konnte sich die Art und Weise, wie Timo Horn, der Torhüter des VfL Bochum, die Doppelchance des 28-Jährigen nach etwas mehr als einer Viertelstunde parierte, durchaus sehen lassen. Diese Gelegenheit ausgelassen zu haben, störte die gute Laune des Angreifers hinterher aber nicht, schließlich hatten sich die Düsseldorfer beim Bundesliga-Absteiger trotzdem knapp mit 1:0 durchgesetzt.

Und zum Treffer des Tages hatte Itten ja auch seinen Teil beigetragen, selbst wenn die Kopfballverlängerung auf Tim Oberdorf eher ein Zufall war. „Dass der Ball in meine Richtung kommt, war schon geplant“, berichtete er grinsend. „Ich habe ihn dann verlängert, nicht ganz, wie ich wollte, aber schlussendlich perfekt vor die Füße von Tim. Diesen Assist nehme ich auch gerne. Manchmal braucht es einfach ein bisschen Glück.“ Aber nicht nur das, sondern mindestens genauso viel Kampf und Leidenschaft. Zwei Tugenden, die Itten in Bochum besonders vorlebte. Der Angreifer war sich für keinen defensiven Weg zu schade, gewann allein in der ersten Hälfte beeindruckende 18 direkten Duelle und hatte VfL-Verteidiger Kevin Vogt ausnahmslos im Griff.

Itten: „Man hat gesehen, dass alle heiß waren“

Allerdings war er hinterher viel stolzer auf die Mannschaftsleistung und das blanke Resultat. „Diese Reaktion war extrem wichtig“, sagte der Schweizer. „Uns wurde unter der Woche der freie Tag gestrichen, völlig zurecht. Wir haben uns nach dem Darmstadt-Spiel zusammengesetzt, hart gearbeitet und in Bochum von der ersten Minute an gesehen, dass alle heiß waren. Jeder hat alles reingeworfen. Ich bin gespannt, wie viele Kilometer wir mehr gelaufen sind als der Gegner. Diesen Sieg haben wir gebraucht, dafür haben wir gekämpft. So ein Spiel auswärts nach Hause zu bringen, zeigt Mentalität.“

Zur Auflösung: Fortuna kam im Ruhrstadion auf eine gesamte Laufleistung von 123,86 Kilometern und lag damit tatsächlich vor den Bochumern, die 122,28 Kilometer zurückgelegt hatten. „Diesmal hat es dreckige Arbeit gebraucht, mit viel Fokus auf der Defensive. Aber genau das zeigt: Wenn man gute, talentierte Fußballer hat, die auch nach hinten arbeiten, kommt alles andere von alleine. Da braucht man dann einen gewissen Flow“, betonte Itten und lehnte sich ein wenig aus dem Fenster: „Sobald wir da reinkommen, sind wir richtig stark.“

Itten lobt Thioune – taktisch, fußballerisch und menschlich

Und kurz darauf gab der Angreifer die Marschroute für die kommenden Wochen vor: „Wir müssen das Selbstvertrauen aus einem solchen Spiel mitnehmen und mit dem Ball ruhiger werden. Der Trainer gibt uns die Ideen mit, die sind auch klar. Die müssen von uns jetzt weiter umgesetzt werden“, forderte der 28-Jährige. „Solche Siege helfen natürlich, um Ruhe reinzubekommen, in Ruhe arbeiten zu können und fußballerisch wieder eine Schippe draufzulegen.“ Am kommenden Freitag steht das gesamte Konstrukt gegen den 1. FC Nürnberg nun erneut auf dem Prüfstand – und vielleicht gelingt Itten dann ja auch wieder ein Treffer. Es wäre sein erstes Tor in der heimischen Arena.