Inhalt / Kritik

Andere mögen sich darüber freuen, wenn sie in Rente gehen und einfach ihr Leben genießen können. Petra Andersson (Ulrike Kriener) ist es gewohnt, alles zu organisieren, überlässt nichts dem Zufall. Ihr Mann Erik (Rolf Lassgård) ist da ganz anders, weswegen er sich auch schon auf den Abenteuerurlaub im Camper freut. Gemeinsam wollen sie durch die Gegend fahren, ohne Planung und zeitlichen Druck. Ein Ziel haben sie jedoch schon: Erik möchte Lost Places besichtigen und malen, womit Petra ebenso wenig etwas anfangen kann wie mit dem unorganisierten Umherfahren. Und so beauftragt sie heimlich ihre Ex-Assistentin Georgette mit der streng geheimen perfekten Planung des Trips. Und dann wäre da noch ihr langjähriger Freund Bruno Pistorius (Philipp Moog), der auf einmal auftaucht …

Gemeinsam eingeschlafen

Die meisten dürften die sonntägliche ZDF-Programmschiene Herzkino mit den diversen Dauerbrennern in Verbindung bringen, seien es Rosamunde Pilcher, Inga Lindström oder Das Traumschiff. Aber auch abseits davon dominieren fortlaufende Reihen das Angebot, da wird gern langfristig geplant. Eher eine Ausnahme sind Einzelfilme, die wirklich für sich stehen und keine Fortsetzung erhalten. Zu Weihnachten kommen die dann verstärkt heraus. Dieses Jahr war das Angebot in der Hinsicht ziemlich mager. Genauer gab es mit Verhängnisvolle Leidenschaft Sylt nur ein solches Einzelwerk, damals ging es um eine verheiratete Frau, die sich neu verliebt. Mit Petra geht baden kommt jetzt ein zweiter solcher Film heraus, könnte dabei aber nicht unterschiedlicher sein im Vergleich zum obigen Titel.

Wo es bei dem Herzkino-Kollegen um eine Amour Fou ging – oder zumindest gehen sollte –, da ist die Ehe hier ziemlich eingeschlafen. Das wäre eigentlich eine Steilvorlage dafür, mal etwas Neues auszuprobieren. Schließlich hat es in den letzten Jahren ganz viele Filme gegeben, in denen die Hauptfiguren im fortgeschrittenen Alter sind und sich noch einmal an etwas versuchen. Vor allem der Vergleich zu Bella Roma – Liebe auf Italienisch liegt nahe. In beiden Fällen geht ein seit Jahrzehnten verheiratetes Ehepaar auf eine gemeinsame Reise und muss sich dabei mit einander und der Vergangenheit auseinandersetzen, was zu einem Neustart führt. Kurios: In beiden Filmen spielt auch Rolf Lassgård mit. Bei dem obigen Film spielte er einen früheren Freund der Protagonistin, der die Ehe bedroht, in Petra geht baden mimt er den Ehemann, der durch einen langjährigen Freund der Protagonistin aus dem Konzept gebracht wird.

Schöne Bilder, wenig Spaß

Die deutsche Fassung hat im direkten Vergleich aber das Nachsehen. Denn während bei der europäischen Coproduktion noch eine wirkliche Auseinandersetzung mit den Themen stattfand, bleibt das hier ziemlich oberflächlich. Tatsächlich emotionale Szenen bleiben aus. Es ist nicht einmal so, dass der Film groß Spaß machen würde. Dann und wann geht natürlich etwas schief, etwa wenn sie versehentlich an einem Ort auftauchen, wo sie nicht sein sollten. Insgesamt ist Petra geht baden aber eine dieser Komödien, von denen man nur aufgrund des Pressematerials weiß, dass sie komisch gemeint waren. Viel zu lachen gibt es da nicht, das plätschert alles anderthalb Stunden vor sich her.

Am ehesten überzeugt der Eröffnungsfilm vom Festival des deutschen Films 2025 durch die Optik. Die meisten Herzkino-Beiträge haben schöne Bilder zu bieten. Bei Petra geht baden kommt hinzu, dass es sich um ein Roadmovie handelt, das Genre schlechthin, wenn es darum geht, viele Landschaftsaufnahmen zu zeigen. Wer mitansehen will, wie Menschen vor malerischen Kulissen entlangtuckern, sich zwischendurch streiten, um sich am Ende dann zu versöhnen, bekommt genau das. Wer jedoch etwas höhere Ansprüche hat, sei es an die Geschichte oder den Unterhaltungswert, sollte den Sonntagabend dann vielleicht doch anderweitig nutzen. Man muss sich über den Film hier zwar nicht ärgern, im Gegensatz zu den letzten beiden Sonntag-Titeln. Das allein ist aber nicht genug, um das hier in irgendeiner Form weiterempfehlen zu können.

Credits

OT: „Petra geht baden“
Land: Deutschland, Tschechische Republik
Jahr: 2025
Regie: Rainer Kaufmann
Drehbuch: Uli Brée
Musik: Annette Focks
Kamera: Martin Farkas
Besetzung: Ulrike Kriener, Rolf Lassgård, Philipp Moog, Lara Mandoki

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