Dortmund – Für die SPD ist es ein politisches Erdbeben! Nach fast 80 Jahren wird Dortmund, einst „Herzkammer der Sozialdemokratie“, erstmals von der CDU regiert werden – es ist das wohl überraschendste Ergebnis der Stichwahlen in Deutschlands größtem Bundesland NRW.
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Dabei mussten zunächst beide Parteien bei der Stimmenauszählung in Dortmund zittern: Am Ende siegte der CDU-Herausforderer knapp. Mit 52,92 Prozent der Stimmen löst Alexander Omar Kalouti (56, CDU) laut vorläufigem Endergebnis Amtsinhaber Thomas Westphal (58, SPD) an der Ratshausspitze ab. Für die Sozialdemokraten eine Katastrophe – die drittgrößte Stadt Nordrhein-Westfalens war seit 1946 in SPD-Hand.
Unionsfraktionschef Jens Spahn nannte den unerwarteten Sieg dann auch „historisch“, auch NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) sprach von einem „tollen Ergebnis“. Er eilte noch am Wahlabend von Düsseldorf nach Dortmund, um Kalouti zu gratulieren.
Am Ende: Dortmunds Noch-OB Thomas Westphal (58, SPD) am Wahlabend
Foto: Stephan Schuetze
Allerdings: Amtsinhaber Westphal hatte im Wahlkampf selbst auch Fehler gemacht. Nach der Stichwahl mit magereren 27,4 Prozent hatte er die Unterstützer eines parteilosen OB-Kandidaten als „Geldadel des Dortmunder Südens“ bezeichnet. Zwar entschuldigte sich Westphal später, dennoch galt er da vielen schon als schlechter Verlierer.
Keine blaue Welle im Revier
Die von SPD und CDU befürchtete „blaue Welle“ im Ruhrgebiet blieb dagegen aus. In gleich drei Großstädten hatte die AfD die Stichwahlen um den Rathaus-Chefsessel erreicht – sie scheiterte jedoch überall deutlich.
So konnte in Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link (49. SPD) einen Erdrutsch-Sieg gegen AfD-Kandidat Carsten Groß (54) verbuchen. Link erhielt am Sonntag 78,6 Prozent der Stimmen, für seinen AfD-Konkurrenten stimmten nur 21,4 Prozent. Bekannt wurde Link bundesweit als „Klartext-OB“, der deutliche Worte gegen Sozialbetrug und Armutsmigration findet – und so auch viele Wähler rechts der SPD ansprach.
„Klartext-OB“ Sören Link (49. SPD) bekam fast 80 Prozent der Stimmen
Foto: Christoph Reichwein/dpa
Eine klare Entscheidung gab es auch in Gelsenkirchen. Dort wird Andrea Henze (49, SPD) neue Oberbürgermeisterin der Schalke-Stadt. Sie setzte sich mit 66,9 Prozent der Stimmen gegen AfD-Mann Norbert Emmerich durch, der auf 33,1 Prozent kam. Und auch in Hagen hatte die AfD in der Stichwahl keine Chance: Dennis Rehbein (36, CDU) entschied das Rennen um den Oberbürgermeisterposten deutlich für sich. Mit 71,66 Prozent der Stimmen lag er klar vor seinem AfD-Konkurrenten Michael Eiche, der 28,34 Prozent bekam. Auch Rehbein hatte Probleme mit Migranten aus Südosteuropa klar angesprochen.
In Köln blieb eine Sensation aus. Dort hatte sich die grüne OB-Kandidatin Berivan Aymaz (53) Hoffnungen auf die Ratshausspitze gemacht. Bei der Stichwahl unterlag sie jedoch dem SPD-Politiker Torsten Burmester (62) Er siegte knapp mit 53,5 Prozent der Stimmen, die Grüne erreichte 46,5 Prozent. Siegreich war dagegen der grüne Spitzenkandidat in der Studentenstadt Münster. Tilman Fuchs setzte sich mit 57,91 Prozent gegen den CDU-Kandidaten Georg Lunemann (42,09 Prozent) durch.