Experten warnen vor russischem Einfluss

Schicksalswahl in Osteuropa – Sandu liegt vorn

Aktualisiert am 28.09.2025 – 23:13 UhrLesedauer: 3 Min.

Parlamentswahlen in MoldauVergrößern des Bildes

Präsidentin Maia Sandu hofft auf eine Mehrheit proeuropäischer Kräfte im Parlament, um Reformen für einen EU-Beitritt umzusetzen. (Archivbild) (Quelle: Vadim Ghirda/AP/dpa/dpa-bilder)

Die proeuropäische Kraft PAS führt nach ersten Zwischenergebnissen bei den Parlamentswahlen in Moldau. Die Abstimmung entscheidet über den Kurs des Landes zwischen Moskau und Brüssel.

Die proeuropäische Partei Aktion und Solidarität (PAS) liegt nach ersten Auszählungen bei den Parlamentswahlen in Moldau in Führung. Die seit 2021 regierende PAS komme nach Auszählung von fast 80 Prozent der Stimmzettel auf 44,5 Prozent, teilte die Wahlkommission am Sonntag mit. Der pro-russische Patriotische Block kam den Teilergebnissen zufolge auf 27,8 Prozent.

Die Wahlbeteiligung betrug bei Schließung der Wahllokale in Moldau um 21.00 Uhr Ortszeit (20.00 Uhr MESZ) 51,9 Prozent. Im Ausland lebende Moldauer konnten jedoch bis zur dortigen Ortszeit 21.00 Uhr ihre Stimme abgeben. Der Ausgang der Abstimmung ist vor allem vom Urnengang der Diaspora im Ausland abhängig. Hunderttausende Moldauer leben in der EU, sie haben traditionell einen großen Einfluss darauf, wer in ihrer Heimat regiert. Bei der Parlamentswahl 2021 hatte die endgültige Wahlbeteiligung 52,3 Prozent betragen.

Moldau, das wie die benachbarte Ukraine EU-Beitrittskandidat ist, sieht sich traditionell zwischen einem prowestlichen Kurs und Russland hin- und hergerissen. „Lasst uns den Dieben und Verrätern nicht erlauben, unsere Zukunft zu verkaufen“, sagte Präsidentin Maia Sandu mit Blick auf die pro-russischen Kräfte, die auf Stimmenzuwachs im Parlament hoffen. Sie selbst habe ihre Stimme für ein Parlament abgegeben, mit dem weiter ein europäisches Moldau aufgebaut werden könne, sagte Sandu, die die Regierungspartei Partei Aktion und Solidarität (PAS) gegründet hatte, aber überparteilich agiert.

Die Lage in dem Land mit seinen rund 2,4 Millionen Einwohnern ist derzeit angespannt. Vergangene Woche gab es Razzien im ganzen Land, mehr als 70 Menschen wurden festgenommen. Ihnen wird vorgeworfen, Massenunruhen vorbereitet zu haben. Nach Angaben der Ermittler haben einige Verdächtige in Serbien den Gebrauch von Waffen trainiert. Moldauische Behörden sprachen von russischem Stimmenkauf, Desinformation in sozialen Netzwerken und Cyberattacken.

Sandu sagte dem ZDF, die Regierung in Moskau gebe „Hunderte von Millionen Euro“ dafür aus, „um politische Parteien zu finanzieren, sogar um Wähler zu bestechen oder junge Leute auszubilden, um Destabilisierungsaktivitäten zu organisieren“. Schon bei der Präsidentschaftswahl 2024 gab es Vorwürfe von Stimmenkäufen und Desinformationskampagnen. Westliche Experten sehen die wachsende Einflussnahme des Kreml mit großer Sorge.

„Der Kreml kauft in Moldau Stimmen. Er will Moldau zurück in seine Einflusssphäre holen und im besten Fall dann von Chisinau aus Europa noch stärker bedrohen“, sagt die Osteuropa-Expertin Brigitta Triebel, die für die Konrad-Adenauer-Stiftung in Moldaus Hauptstadt Chisiniau arbeitet. Triebel sagt, Russland arbeite mit Desinformationskampagnen „auf Tiktok, Facebook, Instagram, alle Kanäle werden bespielt, um die EU anzugreifen. Man behauptet, die EU wolle Moldau nur ausnehmen, besetzen, seine Identität zerstören“.