In einem hochdramatischen DFB-Pokalspiel besiegten die Frauen des FC Ingolstadt am Sonntag Bundesligist 1. FC Nürnberg nach Elfmeterschießen mit 6:4 (0:1, 2:2). Ein fragwürdiger Strafstoß und ein Eigentor hatten die Schanzerinnen zweimal in Rückstand gebracht, doch mit viel Leidenschaft sicherten sich die Ingolstädterinnen den erstmaligen Einzug ins Achtelfinale des Wettbewerbs.
In den ersten Minuten agierte der Bundesliga-Aufsteiger aus Nürnberg zielstrebiger, schneller sowie mit mehr Ballbesitz und hatte durch Jacqueline Baumgärtel (2.) die erste Möglichkeit, die jedoch von FCI-Keeperin Anna-Lena Daum entschärft wurde. Die FCI-Frauen verteidigten souverän und wurden mit zunehmender Spieldauer aktiver, traten mutig auf und setzten erste entlastende Nadelstiche – etwa durch Mara Winter (6.), Annika Kömm (9.) oder Nina Penzkofer (12.).
Torpremiere von Sekulovic bringt FC Ingolstadt keine Punkte – Reaktionen zum 1:2 in Duisburg
Die Begegnung war im Weiteren eher durch intensive Zweikämpfe und viel Körpereinsatz als von Kombinationen geprägt. Die Clubfrauen versuchten zwar, Torraumszenen zu kreieren, doch die Schanzer Abwehr stand sicher und ließ nichts zu. Ab der 25. Minute entwickelten die Gastgeberinnen eine Druckphase, der eine Eckenserie der Gäste folgte – beides blieb aber ohne Torerfolg. In der 40. Minute lief Laura Miller aufs Tor, den Schanzer Klärungsversuch wertete Schiedsrichterin Davina Lutz dann als Elfmeter-würdig, zum Leidwesen der Ingolstädterinnen. Oliwia Wos trat an und verhalf den Nürnbergerinnen zu einer glücklichen 1:0-Führung, bei der es bis zum Seitenwechsel blieb.
Wolski fasst sich ein Herz – und trifft
„Wir haben sehr viel wegverteidigt und den Gegner kaum zum Zug kommen lassen. Umso bitterer war der aus meiner Sicht unberechtigte Elfmeter“, ärgerte sich FCI-Coach Benjamin Stolte zur Halbzeit.
Die ersten Chancen nach der Pause gehörten den Gästen, doch zweimal parierte Daum (47. und 51.), einmal verpasste Miller (50.). Dann fasste sich bei den Schanzerinnen die eingewechselte Lea Wolski ein Herz und traf mit einem wuchtigen Schuss aus der Distanz zum 1:1-Ausgleich.
„Destruktiv“: FC Ingolstadt II findet gegen defensivstarke Gebenbacher keine Lösungen
Der FCI war wieder im Spiel und agierte nun leidenschaftlich und konsequent. Von einem Klassenunterschied war längst nichts mehr zu sehen, es gab Möglichkeiten auf beiden Seiten. Die besten für den Club verzeichneten Selma Licina mit einem Pfosten- (81.) und Wos (83.) mit einem Lattentreffer. Auf Ingolstädter Seite wurde Penzkofer mit einem Heber aus 40 Metern noch einmal gefährlich (92.). Dann war Schluss – und es ging in die Verlängerung.
In den ersten 15 Minuten blieben gefährliche Torraumszenen Mangelware, erst im zweiten Durchgang wurde es nochmal richtig spannend: Nürnbergs Aleigh Gambone flankte von der rechten Seite, die Kugel kam nach dem Klärungsversuch der Schanzerinnen erneut nach innen und wurde von Strobel unglücklich zum 2:1 für die Gäste ins FCI-Tor abgefälscht (107.). Doch statt zu verzweifeln, drehten die Schnazerinnen noch einmal auf und warfen alles nach vorne. Die Club-Keeperin musste gegen die eingewechselte Paula Vidovic zweimal ihr Können zeigen (113. und 114.), dazu verzeichneten die Schanzerinnen einen Lattentreffer (117.). Der Ausgleich lag in der Luft – und gelang Penzkofer im zweiten Versuch, als sie die Club-Torfrau mit einem Heber überwand (120.). Die Schanzerinnen erzwangen so das Elfmeterschießen – und hatten hier tatsächlich die bessere Nerven. Laura Frank, Strobel und Anabel Keul trafen für den FCI, Licina und Julia Pollak für den Club. Dann war es ausgerechnet Ex-Schanzerin Luisa Guttenberger, die den Ball übers Tor jagte. Danach traf Theresa Keitel für die Schanzerinnen. Daum hielt den nächsten Nürnberger Elfmeter und die FCI-Frauen hatten mit dem 6:4 nach Elfmeterschießen die Pokal-Überraschung geschafft.
Achtelfinaleinzug zahlt sich für den FC Ingolstadt auch finanziell aus
„Chapeau an das ganze Team. Wir spielen ständig in anderen Formationen, weil wir so viele Verletzte haben. Dass wir trotzdem einen Bundesligisten schlagen, spricht für die Entwicklung des Teams und erfüllt mich mit Stolz. Wir haben eine geile Truppe, die noch viel reißen kann“, lobte Trainer Stolte anschließend. Der Pokaltriumph zahlt sich im Übrigen auch aus. Nach der Prämie für die Qualifikationsrunde (6000 Euro) und die erste Hauptrunde (8000) erhalten die FCI-Frauen für das Achtelfinale noch einmal 10 000 Euro.
FC Ingolstadt: Daum – Winter (46. Wolski), Strobel, Keitel, Haberäcker – Beyer (86. Frank) – Kömm, Reischmann (113. Reikersdorfer), Kusch (113. Keul), Frizberg (75. Vidovic) – Penzkofer.Tore: 0:1 Wos (41., Elfmeter), 1:1 Wolski (56.), 1:2 Strobel (107., ET), 2:2 Penzkofer (120.). – Elfmeterschießen: 3:2 Frank, 3:3 Licina, 4:3 Strobel, 4:4 Pollak, 5:4 Keul, 6:4 Keitel. – Schiedsrichter: Lutz (Poppenhausen). – Zuschauer: 182.
DK