Kunsthallenleiterin Juliane Schickedanz ist hörbar stolz auf die „School of Cow Comfort“. Im Kulturausschuss hat sie das Projekt an diesem Donnerstag, 18. September vorgestellt, und dabei unterstreicht sie den Stellenwert, den dieses Projekt ihrem Haus verschafft. Denn der Kulturstiftung des Bundes hat das Projekt so gut gefallen, dass sie es im Rahmen des Programms „Kunst und KI“ mit 195.000 Euro fördert. Das ist für sich genommen schon eine gute Nachricht.
Freudige Nachricht: Die Kunsthalle Osnabrück erhält 195.000 Euro vom Bund
Noch besser wird sie, wenn man sich vor Augen hält, welche anderen Institutionen Geld aus dem Fördertopf erhalten: Das Haus der Kulturen der Welt Berlin ist dabei, das Haus der Kunst in München, das Jüdische Museum in Frankfurt am Main – die Kunsthalle spielt mit der „School of Cow Comfort“ in der „ersten Liga“ deutscher Kulturinstitutionen, sagt Schickedanz.
Geld vom Bund erfordert Geld von der Stadt
Nun gibt es diesen Listenplatz nicht zum Nulltarif: Auch die Stadt Osnabrück muss einen Beitrag leisten; 63.000 Euro stehen in der Beschlussvorlage, die der Kulturausschuss nun diskutiert hat. „Die Kunsthalle wird die Förderung (durch die Bundeskulturstiftung, d. Red.) nur bekommen, bzw. den Förderantrag unterschreiben können, wenn der Eigenmittelanteil in Höhe von 63.000 Euro für 2026/2027 zugesichert wird“, schreibt die Kulturverwaltung in der Vorlage. „Der Fördervertrag zwischen der Stadt Osnabrück und der Kulturstiftung des Bundes soll spätestens Mitte November 2025 unterschrieben werden.“
Juliane Schickedanz (rechts) und Anna Jehle, die Leiterinnen der Kunsthalle Osnabrück.
Foto: Jörn Martens
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Das Problem dabei: Der Rat der Stadt Osnabrück muss die Mittel im Vorgriff auf den Doppelhaushalt 2026/27 freigeben, und das bei der bekannt angespannten Lage des städtischen Haushalts.
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Vor dem Hintergrund notwendiger Konsolidierungsmaßnahmen heißt es deshalb in der Vorlage: „Eine Entscheidung im Vorgriff auf kommende Haushalte bedeutet, dass der Rat auf Abwägungsmöglichkeiten im Rahmen der Haushaltsberatungen verzichtet.“
Kunst jenseits des Elfenbeinturms
In der Debatte loben die Kulturausschussmitglieder die „School of Cow Comfort“ trotzdem einhellig wegen des umfassenden Konzepts. Künstliche Intelligenz trifft Landwirtschaft, trifft Kunst: So lässt sich der Ansatz knapp umreißen. „Ich finde es fantastisch“, sagt Grünen-Abgeordnete Kristina Pfaff; das Projekt zeige, dass „Kunst und Kultur kein Elfenbeinturm sind“, sondern sich zu den Menschen begebe.
Erste leise Einwände meldete dann Kerstin Meyer-Leive von der CDU an. Dazu muss man wissen: Das Projekt findet in Kooperation mit einem Landwirt statt; die Kunsthalle hat erste Gespräche mit dem CSA Hof Pente in Bramsche geführt. Warum denn kein Hof in Osnabrück im Gespräch sei, fragt die CDU-Abgeordnete. Ingo Dauer, hinzugewähltes CDU-Ausschussmitglied ohne Stimmrecht, sekundiert mit der Forderung, man solle den Landkreis an der Finanzierung beteiligen. Brigitte Neumann, kulturpolitische Sprecherin der CDU, fragt, was von diesem mit städtischem Budget geförderten städtischen Projekt in der Stadt stattfinde; Petra Knabenschuh (CDU) findet generell offene Fragen in der Beschlussvorlage.
Geld vom Bund ist willkommen, aber…
Tatsächlich besteht noch eine Finanzierungslücke von rund 11.000 Euro. Dazu steht in der Vorlage: „Weitere Fördermittelanträge sollen bei der Sievert-Stiftung für Wissenschaft und Kultur sowie beim Landkreis Osnabrück gestellt werden.“ Und an anderer Stelle heißt es, „sollten Drittmittel nicht in erforderlichem Umfang eingeworben werden, werden entsprechende Aufwandskürzungen vorgenommen.“
Aufs Pferd gekommen: Performance in der Kunsthalle Osnabrück
Immerhin: Neuman lobt, „dass Geld nach Osnabrück kommt, ist immer gut.“ Trotzdem meldet sie Beratungsbedarf an. Das bedeutet, der Ausschuss räumt der jeweiligen Fraktion die Möglichkeit ein, sich intern zu beraten und zusätzliche Informationen einzuholen. Gleichzeitig vertagt der Ausschuss die Abstimmung über die Beschlussvorlage.
Welches Signal gibt der Kulturausschuss?
Im konkreten Fall würde sich das kaum auswirken; die Vorlage geht durch den Finanz- und den Verwaltungsausschuss, und entscheiden muss sowieso der Rat. Trotzdem gibt die Entscheidung des Fachausschusses, und das ist in diesem Fall nun einmal der Kulturausschuss, eine Richtung vor. Aus diesem Grund plädierte Sebastian Bracke vehement dafür, dem Beschluss zuzustimmen und zu „signalisieren, dass der Kulturausschuss hinter dem Projekt steht.“ Ähnlich argumentierte Kulturdezernent Wolfgang Beckermann, denn „wir sollten uns freuen, dass so ein hoher Zuschuss vom Bund kommt.“
Kann die Finanzierung der „School of Cow Comfort“ nicht nachvollziehen: Kerstin Meyer-Leive (CDU).
Foto: Swaantje Hehmann
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Keine Empfehlung für den Rat
Die Vertreterinnen der CDU beharrten indes auf ihren Einwänden, worauf sich die Tonlage der Diskussion merklich verschärfte. Meyer-Leive sagte, sie könne die Finanzierung der Kunsthallenprojekts „nicht nachvollziehen“ und sie „hätte gern einen guten Umgang mit Steuergeldern“. Bei den Vertretern der Ratsmehrheit, allen voran Bracke von den Grünen, rief das harsche Reaktionen hervor, und immerhin konnten sie den Beratungsbedarf noch umbiegen: „Ohne Empfehlung“ wurde die Entscheidung über die „School of Cow Comfort“ an den Rat weitergegeben.
Die Pointe dabei: Für ein Ausstellungsprojekt des Museumsquartiers muss die Verwaltung nicht 11.000, sondern 100.000 Euro an Drittmitteln einwerben. Dem stimmte der Kulturausschuss ohne große Diskussion einstimmig, also mit den Stimmen der CDU zu. Trotz der schwierigen Haushaltslage.