Vitamin D gehört zu den beliebtesten Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) in Deutschland. Neben Kapseln und Tabletten zur täglichen Einnahme finden sich im Handel auch Präparate, die in größeren Abständen eingenommen werden sollen – sogenannte Bolusdosen. Dabei werden sehr hohe Mengen Vitamin D in wöchentlichen oder monatlichen Intervallen verabreicht, teilweise in Kombination mit Vitamin K2. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat nun vor den gesundheitlichen Gefahren solcher Hochdosis-Präparate gewarnt.
Wenn „viel“ zu viel wird
Einige NEM enthalten bis zu 500 µg Vitamin D (entspricht 20.000 internationalen Einheiten) pro Einnahme – empfohlen etwa alle 20 Tage. Solche Mengen können vor allem bei falscher Einnahme im Blut Vitamin-D-Spiegel hervorrufen, die in Studien mit einem erhöhten Risiko für Stürze, Knochenbrüche und sogar einer höheren Gesamtsterblichkeit verbunden waren. Selbst wenn die Produkte wie vorgesehen eingenommen werden, sind starke Schwankungen im Serumspiegel möglich. Wird ein Präparat aus Versehen täglich statt nur alle paar Wochen genommen, drohen ernsthafte Überdosierungen.
Kombination mit Vitamin K2: kaum erforscht
Viele Präparate kombinieren Vitamin D mit Vitamin K2, da beide Vitamine eine Rolle im Calciumstoffwechsel spielen. Während Vitamin D die Aufnahme von Calcium steigert, sorgt Vitamin K2 dafür, dass Calcium in die Knochen eingebaut wird. Doch wie sich hochdosierte Bolusgaben beider Vitamine langfristig auf die Gesundheit auswirken, ist bislang kaum untersucht. Für Patienten, die Blutgerinnungshemmer vom Cumarin-Typ einnehmen, können Vitamin-K-Schwankungen zudem gefährlich werden, da sie die Wirkung der Medikamente abschwächen.
BfR-Empfehlung: täglich niedrig dosieren
Die Europäische Kommission arbeitet aktuell an der Festlegung einheitlicher Obergrenzen für Vitamine und Mineralstoffe in NEM sowie in mit Nährstoffen angereicherten Lebensmitteln. Bis sichere Höchstmengen vorliegen, rät das BfR Verbrauchern, auf hochdosierte Boluspräparate zu verzichten. Stattdessen sollten im Bedarfsfall Präparate mit niedriger Dosierung täglich eingenommen werden. Als sichere Höchstmenge in NEMs gelten 20 µg Vitamin D pro Tag. Bolusgaben von Vitamin D und K2 sollten nur auf ärztliche Anweisung und unter ärztlicher Kontrolle erfolgen.
Nahrungsergänzungsmittel sind keine Arzneimittel
Wichtig ist auch der rechtliche Unterschied. NEM gelten als Lebensmittel und müssen – anders als Arzneimittel – kein behördliches Zulassungsverfahren durchlaufen. Verbraucher sollten beachten, dass NEM frei verkauft werden können, ohne dass zuvor eine umfassende Sicherheitsprüfung stattgefunden hat. Das BfR mahnt deshalb zur Vorsicht. Hohe Vitamin-D-Bolusgaben sind nicht unbedenklich und sollten nicht leichtfertig eingenommen werden.