Es war zumindest ein Traum, den Leipzig kurzzeitig träumen konnte: Aus dem Alten Technischen Rathaus in der Prager Straße ein modernes, neues Technisches Rathaus machen zu können. Gekauft hat die Stadt ja das Gebäude 2024 für 27 Millionen Euro. Erst sollte der Bau für 11 Millionen Euro abgerissen werden, dann rang man sich auch auf Druck Leipziger Architekten durch, einen Erhalt bzw. Teilerhalt des intakten Baukörpers zu erwägen. Alles schien auf einem guten Gleis. Doch der Sturz in das aktuelle Haushaltsdilemma scheint nun auch das Aus für diese Pläne zu bedeuten.

In einigen beiläufigen Äußerungen des Oberbürgermeisters kam das in den letzten Wochen schon zum Ausdruck. Die CDU-Fraktion wollte es jetzt genauer wissen. Und in der Ratsversammlung am 24. September fragte CDU-Stadträtin Sabine Heymann extra noch einmal nach und bekam ein deutliches „Ja“ von Oberbürgermeister Burkhard Jung. Die Zukunft für das ehemalige Technische Rathaus ist wieder völlig offen.

„Wann sieht der Oberbürgermeister die Realisierung des Projekts? Wie sicher ist dieser Termin? Von was ist er vordergründig abhängig?“, wollte die CDU-Fraktion wissen. Und das Dezernat Allgemeine Verwaltung bestätigte dann auch: „Die derzeitige Beschlusslage sieht vor, den Planungsbeschluss bis Mitte 2026 dem Stadtrat vorzulegen. Zurzeit wird geprüft, ob das Projekt verschoben werden muss.“

Ein Verkauf des Gebäudes steht jetzt im Raum

OBM Burkhard Jung bestätigte am 24. September sogar, dass auch eine Veräußerung des Objekts wieder möglich erscheint, die Stadt hier also auf die Pläne für ein neues Technisches Rathaus verzichtet. Denn nach der derzeitigen Haushaltslage, die ja am 24. September auch Thema im Bericht des Oberbürgermeisters war, kann und darf Leipzig gar kein Geld in solche ambitionierten Investitionsprojekte stecken. Das gilt zwar erst einmal nur für den Doppelhaushalt 202 /2026.

Aber da die Rahmenbedingungen für den nächsten Doppelhaushalt 2027/2028 noch düsterer aussehen, ist abzusehen, dass das Projekt Neues Technisches Rathaus auf Jahre hinaus nicht umgesetzt werden kann.

Die Stadt muss sich also wieder Gedanken über andere Wege der Verwaltungsunterbringung machen. 2029 läuft der Mietvertrag im aktuellen Technischen Rathaus. „Wo wird die Verwaltung dann untergebracht?“, wollte die CDU-Fraktion folgerichtig wissen.

Aber natürlich kann in so kurzer Zeit auch in der Verwaltung noch keine Lösung dafür vorliegen. „Die Stadtverwaltung befindet sich in kontinuierlichem Austausch mit dem Eigentümer des Technischen Rathauses, wobei eine Verlängerung des Mietverhältnisses im Anschluss mit zwei Verlängerungsoptionen für jeweils vier Jahre möglich ist. Dabei ist eine Anpassung des Mietzinses an die ortsübliche Vergleichsmiete notwendig“, erklärt das Verwaltungsdezernat.

Das kann man eine Klemme nennen: Die Millionen für den Bau eines eigenen Technischen Rathauses sind auf Jahre hinaus nicht darstellbar. Dafür wird Leipzig für mögliche acht Jahre weiteren Mietvertrags im jetzigen Gebäude wohl mehr Miete zahlen müssen.

Das ehemalige Technische Rathaus an der Prager Straße.Das ehemalige Technische Rathaus an der Prager Straße. Foto: Sabine Eicker
Die Kosten laufen weiter

Und auch auf dem Gelände des ehemaligen Technischen Rathauses laufen die Kosten weiter, wie das Verwaltungsdezernat bestätigte: „Im jetzigen Zustand betragen die jährlichen Unterhaltungskosten der Baustelle ca. 792.000 Euro. Hierin enthalten sind u.a. die Sicherung des Bauzaunes, die Vorhaltung der Abstützungsmaßnahmen und des Fassadengerüstes sowie der Wachschutz.

Diese können durch in 2025/2026 durchführbare Optimierungsmaßnahmen in den Folgejahren minimiert werden. Hierzu zählen der Abbruch des rückseitigen Anbaus sowie die Ertüchtigung der Absturzsicherungen – in deren Folge umfangreiche Abstützungen und das Fassadengerüst entfallen würden.

Darüber hinaus sind Sicherungsmaßnahmen am Stahlbetonskelett unabdingbar und zeitnah erforderlich. Diese umfassen die Beseitigung von Gefahrenstellen im Gebäude sowie die Notabdichtung des Daches.“

Mit Durchführung der Sicherungs- und Optimierungsmaßnahmen betragen die Baustellenkosten für 2025 letztlich 1,28 Millionen Euro und für 2026 dann 1,01 Millionen Euro. 2027 sinken sie dann auf 328.000 Euro und 2028 und in den Folgejahren auf 257.000 Euro.

In ihrer Anfrage ging die CDU-Fraktion noch von einer Verzögerung des Baus des Technischen Rathauses um vier Jahre aus. Was in Anbetracht der aktuellen Haushaltslage mehr als nur optimistisch ist. Aberg auch durch eine Verschiebung würde sich der Bau verteuern.

Das gestand auch da Verwaltungsdezernat zu und rechnete vor: „Für Bürogebäude ist von einer jährlichen Indexierung in Höhe von 3,5 % auszugehen. Dies bedeutet, dass bei jedem Jahr Verzögerung mit einer entsprechenden Kostensteigerung von rund 3,5 % zu rechnen ist. Konjunkturbedingt ist derzeit nicht davon auszugehen, dass dieser Wert kurzfristig deutlich ansteigt.“

Das klingt nicht viel. Aber selbst in der günstigsten Variante, in welcher der Rohbau komplett erhalten würde und die Stadt mit Baukosten von 301 Millionen Euro gerechnet hat, wären das jährlich weitere 10,5 Millionen Euro obendrauf.

Planungen erst einmal verschoben

„Derzeit werden auf dem Grundstück Prager Straße Optimierungsmaßnahmen durchgeführt, um die Unterhaltungskosten bis Baustellenbeginn zu minimieren“, betonte das Verwaltungsdezernat. „Bei einer Verzögerung von vier Jahren würden diese Kosten von rund 256.000 Euro pro Jahr jedoch weiterhin anfallen, sodass mit zusätzlichen Unterhaltungskosten von ca. 1 Million Euro zu rechnen ist.“

Aber halt nur, wenn es bei einer Verschiebung von vier Jahren bleibt und sich die Stadt – wie OBM Burkhard Jung andeutete – nicht dazu durchringen muss, den Rohbau wieder zu verkaufen. Dabei sollte dem Stadtrat schon 2026 der Planungsbeschluss für das neue Technische Rathaus vorgelegt werden.

Aber den wird es erst einmal nicht geben, bestätigte das Verwaltungsdezernat: „Vor dem Hintergrund der Haushaltssituation wird sich die Einreichung des Planungsbeschlusses verzögern. Zu prüfen sind in diesem Zusammenhang geeignete Maßnahmen, von einer Verschiebung des Projektes bis hin zu einem Weiterverkauf.“