| Tobias Seifried
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29.09.2025
Stellantis Austria zeigt sich trotz kontroverser Debatten optimistisch, was die Entwicklung der E-Mobilität betrifft. LEADERSNET.tv fragte bei Managing Director Markus Wildeis nach, wieso die Technologie weiter an Fahrt gewinnen wird, welche Rolle die europäische Produktion von E-Autos dabei spielt und wie die alteingesessenen Hersteller auf das herausfordernde Umfeld reagieren müssen.
Die europäische Autoindustrie durchlebt gerade eine harte Zeit. Geopolitische Krisen und Debatten über das „Aus vom Aus“ für Verbrennungsmotoren ab 2035 verunsichern Konsument:innen, hohe Energiepreise, immense Entwicklungskosten und steigende Löhne lassen die Gewinne der Hersteller dahinschmelzen, chinesische Konzerne drängen dank staatlicher Subventionen mit teils deutlich günstigeren Modellen auf den Markt und der Umstieg auf die Elektromobilität geht langsamer vonstatten als zunächst angenommen. Dieses herausfordernde Umfeld hat zuletzt sogar dazu geführt, dass einige alteingesessene Autobauer die Produktion in ihren europäischen Werken aufgrund schwacher Nachfrage vorübergehend gestoppt haben.
Stellantis zeigt sich optimistisch
Vor diesem Hintergrund lud Stellantis Austria im Rahmen der am Sonntag (28. September) zu Ende gegangenen Wiener Elektro Tagen zu einer Pressekonferenz ins Café Landtmann. Dabei zeigte sich der Mehrmarkenkonzern (Peugeot, Opel, Citroën, Fiat, Alfa Romeo, DS, Jeep, Leapmotor, etc.) optimistisch, was die Entwicklung der Elektromobilität betrifft. Managing Director Markus Wildeis betonte, dass die Technologie trotz kontroverser Debatten weiter an Fahrt gewinne. Wichtig sei, den Aspekt „Made in Europe“ hervorzuheben: „Die europäische Automobilindustrie ist mit 13,8 Millionen Arbeitsplätzen ein bedeutender wirtschaftlicher und gesellschaftspolitischer Motor.“ In Österreich sei einer von zehn Arbeitsplätzen mit der Autobranche verbunden.
Zugleich machte Wildeis klar, dass die Branche vor großen Herausforderungen stehe. Überbordende Regulierungen, hohe Produktionskosten und der wachsende Druck durch asiatische Hersteller würden die Wettbewerbsfähigkeit in Europa belasten. „Hohe Investitionen, steigende Kosten und Nachteile gegenüber Importen aus Übersee sind reale Risiken, die niemand unterschätzen darf“, sagte er. Diese Herausforderungen rasch zu bewältigen sei eine wichtige, gemeinsame Aufgabe im Sinne aller, „um Wertschöpfung und Wohlstand in Europa weiterhin zu sichern.“
Stellantis wolle jedoch regulatorischen Druck in einen Wettbewerbsvorteil verwandeln und setzt dafür auf eine Multi-Energy-Plattform-Strategie, die unterschiedliche Antriebsarten (Verbrenner, Hybrid, Plug-in-Hybrid und Elektro) auf einer Architektur ermöglicht.
Markt unter Druck
Weiters verwies Wildeis darauf, dass sich die Automobilindustrie gleich mehreren Disruptionen gegenüber sieht. So ist der europäische Neuwagenmarkt seit 2019 deutlich eingebrochen: Rund 20 Millionen Fahrzeuge weniger wurden verkauft, was nicht nur die Industrie, sondern auch Staaten und Gesellschaften belaste. Parallel dazu treibe die notwendige Doppelproduktion – vom Verbrenner bis zum Elektroauto – die Kosten in die Höhe. Zusätzlich verstärkten chinesische Hersteller mit wachsendem Marktanteil und staatlicher Unterstützung den Konkurrenzdruck.
E-Mobilität in Österreich im Aufschwung
Trotz dieser schwierigen Rahmenbedingungen boomt die Elektromobilität am heimischen Markt. Seit Jahresbeginn bis Ende August wurden laut Statistik Austria 43.666 reine Stromer neu zugelassen – ein Plus von 45 Prozent. Damit ist bereits jedes fünfte verkaufte Auto ein E-Auto. „Die Elektromobilität ist endgültig im Alltag angekommen“, erklärte Wildeis. Stellantis sei hier Marktführer bei elektrischen Nutzfahrzeugen und biete insgesamt 52 Modelle an, davon 40 Pkw und 12 Nutzfahrzeuge.
Infrastruktur und Leistbarkeit als Erfolgsfaktoren
Ein zentraler Punkt für die Akzeptanz bleibe die Ladeinfrastruktur. In Österreich gibt es mittlerweile mehr als 32.000 öffentliche Ladepunkte, doch die Verteilung sei ungleich, so Wildeis. Vor allem Preistransparenz und einfache Bezahlmodelle müssten verbessert werden. Für den Durchbruch der Elektromobilität seien drei Faktoren entscheidend: Preis, Leistbarkeit und Reichweite. Stellantis positioniert sich hier mit Fahrzeugen ab 18.990 Euro (Citroën ë-C3) sowie Modellen mit bis zu 750 Kilometern (DS N°8) Reichweite jenseits der 50.000-Euro-Marke.
„Made in Europe“ als Bekenntnis
Neben Technologie und Modellvielfalt stellt Stellantis die europäische Produktion in den Mittelpunkt. „Made in Europe muss wieder mehr Wert haben“, sagte Wildeis. Fahrzeuge aus europäischer Fertigung stünden nicht nur für Qualität und Verlässlichkeit, sondern auch für Nachhaltigkeit, Wertschöpfung und sichere Arbeitsplätze. Stellantis produziere nahezu alle in Österreich verkauften Fahrzeuge in Europa – ein klares Bekenntnis zur Region, so der Managing Direcetor.
Mit seinen Marken von Abarth bis Peugeot sieht sich Stellantis Austria damit gut gerüstet für die Zukunft. Wildeis zeigt sich überzeugt: „Wir bieten heute eines der breitesten Elektromodellangebote am Markt. Diese Vielfalt gibt unseren Kund:innen die Freiheit, ihr Wunschmodell und den passenden Antrieb zu wählen.“
Was Markus Wildeis zum Thema „Elektromobilität im Wandel“ noch gesagt hat, sehen Sie im LEADERSNET.tv-Video.
Fotos von der Pressekonferenz sehen Sie in unserer Galerie.